Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel verlässt Fußball-Bundesligist Rapid mit Saisonende. Das gab der Schweizer am Freitag im Zuge der Vorschau-Pressekonferenz auf das Auswärtsmatch gegen Wacker Innsbruck bekannt. Bickel begann seine Tätigkeit bei den Hütteldorfern offiziell am 1. Jänner 2017, am 30. Juni dieses Jahres ist nun Schluss.
Der 53-Jährige meinte zu seinem bevorstehenden Abgang: "Ich bin in den letzten Tagen zum dem Schluss gekommen, dass dies leider der einzig richtige und einzig mögliche Schritt ist. Ich will das gut und sauber beenden." Sein größter Wunsch sei es, zum Abschluss mit den Grün-Weißen einen Titel zu holen - die Gelegenheit dazu bietet sich am 1. Mai im Cupfinale gegen Red Bull Salzburg.
Erst im vergangenen Dezember hatte es bei Rapid eine mündliche Einigung über die Verlängerung von Bickels Vertrag bis Sommer 2021 gegeben, mit der Option eines Ausstiegs für beide Seiten mit Jahresende 2019, also nach der Wahl des neuen Präsidenten. Allerdings zog der Sportchef nun deutlich früher die Reißleine.
Tränen in den Augen
Leicht fiel ihm diese Entscheidung offensichtlich nicht. Mit Tränen in den Augen und stockender Stimme verlas Bickel zunächst eine persönliche Erklärung, in der die Gründe für seinen Abschied dargelegt wurden. "Ich habe diese Entscheidung aus freien Stücken getroffen und mit keinem anderen Arbeitgeber über meine Zukunft verhandelt", berichtete Bickel. "Natürlich habe auch ich die Spekulationen um einen Präsidiumswechsel und um meine Person mitbekommen und spüre, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht die beste Lösung für alle Beteiligten wäre."
Spätestens nach dem Verpassen der Meistergruppe vor drei Wochen seien die Gedanken, Rapid den Rücken zu kehren, "sehr intensiv" geworden. Am vergangenen Montag informierte Bickel dann das Präsidium. Mannschaft und Trainer-Team erfuhren Freitagvormittag davon. "Ich hoffe, dass jetzt Ruhe eintritt und sich die Spieler auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren können."
Bickel hatte sein Amt in einer äußert schwierigen Zeit angetreten. Zum Jahreswechsel 2016/17 lag Rapid an fünfter Stelle, Zerwürfnisse zwischen der Mannschaft und dem damaligen Coach Damir Canadi wurden immer offensichtlicher. Als die Hütteldorfer im darauffolgenden April als Siebenter nur noch fünf Punkte vor dem Abstiegsplatz lagen, reagierte Bickel, stellte Canadi frei und beförderte Goran Djuricin vom Assistenz- zum Chef-Coach.
Unter dem Wiener gab es keine Probleme mit dem Klassenerhalt, außerdem wurde das ÖFB-Cup-Finale erreicht - und gegen Red Bull Salzburg verloren. Bickel setzte weiter auf Djuricin, der allerdings wegen ausbleibender Erfolge in der Liga bei den Fans immer mehr in Misskredit geriet, trotz der Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase im Vorjahr.
So vollzog Bickel im Oktober den Wechsel von Djuricin zu Dietmar Kühbauer. Die Leistungen in der Liga blieben durchwachsen, dafür wurde der Einzug ins Europa-League-Sechzehntelfinale und ins Cup-Endspiel geschafft. "Damit haben wir zwei unserer drei Saisonziele erreicht. Beim dritten, erster Salzburg-Verfolger zu sein, sind wir kläglich gescheitert. Auch deswegen trete ich zurück", sagte Bickel.
Dem Sportchef wurde zuletzt unter anderem der Vorwurf gemacht, schlechte Transfers getätigt zu haben, was zum sportlichen Abschneiden beigetragen habe. "Leider gelang es tatsächlich nicht, in den letzten Jahren die erforderliche Konstanz in der sportlichen Performance zu entwickeln. Auch in der wichtigen Position des Cheftrainers mussten wir zu viele Wechsel vornehmen, wobei ich von der aktuellen Besetzung mit Didi Kühbauer absolut überzeugt bin", meinte Bickel.
Der Schweizer ließ deutlich erkennen, dass die Kritik nicht an ihm abgeprallt war. "Vor allem die letzten Monate gingen auch an meine Substanz. Wiewohl ich ein selbstkritischer Mensch bin, bekam ich zuletzt auch das Gefühl, für jeden Misserfolg persönlich alleinverantwortlich zu sein.
Zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht ist dem 53-Jährigen kein Vorwurf zu machen. "Wir haben in meiner Zeit einen Netto-Transfergewinn von über zehn Millionen Euro erreicht", berichtete Bickel.
Kommt jetzt Barisic?
Nun will er seinen Nachfolger unterstützen. "Sofern er an einer geordneten Übergabe interessiert ist, stehe ich bis 30. Juni zur Verfügung." Wer den Job übernehmen wird, ist noch offen. Als Favorit gilt Zoran Barisic, eine offizielle Bestätigung der Rückkehr des früheren Rapid-Trainers dürfte es in den kommenden Tagen aber noch nicht geben.
Daher liegt es vorerst weiter an Bickel, an der Kaderreduktion zu arbeiten und gemeinsam mit dem Trainer-Team eventuelle Spielerverpflichtungen vorzubereiten. Im Falle eines Transfers werde jedoch nicht nur er alleine unterschreiben, betonte der Schweizer. Auch Teammanager Stefan Ebner und das Präsidium würden einbezogen werden.