Rene Maric ist ein Taktikfuchs. Wenn er schreibt, dass Fußballer den "Zwischenlinienraum situativ füllen", "aus einer kompakten Staffelung aggressiv den Ball auf die Seite leiten", oder ein Team in einer "fluiden Dreifachsechs" agiert, dann macht er das aus Leidenschaft.

Maric spielte selbst Fußball, Verletzungen zwangen ihn aber zum Aufhören. Mit 18 Jahren wurde der Oberösterreicher bei seinem Heimatklub Handenberg Jugendtrainer und beschäftigte sich mit der Taktik. Mit Gleichgesinnten gründete er den Blog "spielverlagerung.de" – und dieser verhalf ihm zu einer steilen Karriere. Der derzeitige Höhepunkt: Co-Trainer von Serien-Meister Salzburg – mit nur 24 Jahren.

Von Manchester City bis Saudi Arabien: Maric' lange Vita

Schon bevor Maric an der Seite des Chef-Trainers Marco Rose stand, hatte er Jobs, die sich gut in einer Vita lesen: Für Roger Schmidt, ehemaliger Salzburg- und Leverkusen-Trainer, und Thomas Tuchel, der in der vergangenen Saison Dortmund gecoacht hatte, hat er Spiele und potenzielle Neuzugänge analysiert. Brentford (England) und Midtjylland (Dänemark) hat er bei Gegneranalysen und Spieler-Scouting unterstützt.

Für Manchester City forschte er zum Thema „schöner Fußball“, um Kriterien für attraktives Spiel zu messen. Und für Saudi Arabiens Verband entwickelte er ein System zur Bewertung der Nachwuchsakademien. Wie er zu all dem kam? "Man lernt laufend Menschen kennen", lautet die simple Antwort. "Von unterschiedlichen Trainern und Kulturen nimmt man viel mit. Da fühle ich mich privilegiert und dankbar", sagt er.

Doch Maric wollte etwas Fixes und wurde in Salzburg vorstellig. Marco Rose nahm ihn 2016 in sein Trainerteam der U18-Akademie der Salzburger auf – und nahm ihn auch mit, als er zu Saisonbeginn zum Cheftrainer der Kampfmannschaft bestellt wurde. Gemeinsam mit dem Steirer Rene Aufhauser und Alexander Zickler bildet Maric nun das Co-Trainerteam, und alle gemeinsam stellen sich nun die Frage der richtigen Taktik. Maric dehnt diesen Begriff weit aus: "Taktik ist für mich das, was man den Spielern mitgibt, dass sie ihr Potenzial möglichst gut ausnutzen können. Mit und ohne Ball", erklärt er.

Salzburgs Cheftrainer Marco Rose mit seinem Co-Dreiergespann Alexander Zickler, Rene Maric und Rene Aufhauser (von links)
Salzburgs Cheftrainer Marco Rose mit seinem Co-Dreiergespann Alexander Zickler, Rene Maric und Rene Aufhauser (von links) © GEPA pictures

Mit den Spielern spricht er dabei natürlich anders, als er schreibt. Maric: "Es gibt Konzeptsprache unter Analysten, Trainern, Experten. Und es gibt Aktionssprache, die am Platz verwendet wird. Die hat eine ganz andere Natur." Apropos Spieler: Für sein in dieser Saison ungeschlagenes Team hat er nur Lob übrig: "Sie haben Umstellungen gut gemeistert und setzen alles hervorragend um. Wir hoffen, dass es so weitergeht."

Die Gegneranalyse ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Trainers – daher hat sich Maric intensiv mit Viitorul Constanta und Sturm beschäftigt. Gegen die Rumänen will sein Team heute ein 3:1 aus dem Play-off-Hinspiel der Europa League verteidigen, am Sonntag steht der Schlager in Graz an. Welche Schlüsse Maric aus der Analyse der Grazer zog, verrät er nicht. "Gegen Sturm hängt viel davon ab, mit welcher Einstellung man ins Spiel geht. Und ob wir die Aufgaben lösen, die uns der Gegner stellt", erzählt er – wieder in sanfter Taktiker-Sprache.