Die am Samstag beginnende Saison muss angesichts der Reform als Übergangsphase gesehen werden. Was kommt auf den heimischen Vereinsfußball zu, und wie konkurrenzfähig ist die Liga im internationalen Vergleich?
Christian Ebenbauer: Wir dürfen eine spannende Saison erwarten, allein schon durch die geänderte Situation, was die Auf- und Abstiegsfrage betrifft, das ergibt ein sehr spannendes Momentum. Sehr positiv zu bewerten ist, dass wir 2018/19 über fünf Europacup-Startplätze verfügen, das ist ein enorm wichtiger Aspekt. Was die wirtschaftliche Situation angeht, so hoffe ich, dass wie schon diesmal alle Klubs wieder die Lizenz erhalten. Das war ja bekanntlich nicht immer so.
Ist – auch mit Blick auf die Reform – eine gestiegene Professionalität bei den Klubs zu beobachten?
Ganz sicher. Es gibt mehr Eigenverantwortung auf der wirtschaftlichen Ebene. Das sieht man auch daran, dass die Zahl der Anträge zurückgeht. Es scheint sich das Bewusstsein durchzusetzen, nicht um jeden Preis in der ersten oder zweiten Liga mitspielen zu müssen.
Welche Zielsetzungen gibt es für die kommende Saison aus der Sicht der Verantwortlichen?
Mein persönliches Steckenpferd ist die Entwicklung bei den Zuschauern, da streben wir eine Steigerung an. Die Zuschauer sind uns am wichtigsten. Es ist erfreulich, dass wir zuletzt einen zwölfprozentigen Zuwachs verzeichnen konnten. Dabei wird sichtbar, dass eine bessere Infrastruktur der Schlüssel zum Erfolg ist. Sieben Klubs haben positiv abgeschnitten. Bei Rapid hat das neue Stadion einen Boom ausgelöst, aber auch bei Sturm hat man gesehen, was sportlicher Erfolg hier bewirken kann.
Das trifft allerdings auf Salzburg nicht zu, der Meister musste sogar einen Rückgang hinnehmen. Worauf führen Sie diesen negativen Trend zurück?
Die sieben Prozent Verlust sind bedauerlich. Aber dem Klub ist kein Vorwurf zu machen. Ich habe bei der Meisterfeier gesehen, dass wirklich alles unternommen wird, um Fans zu gewinnen. Mitverantwortlich war aus meiner Sicht das mediale Getöse nach dem neuerlichen Scheitern in der Champions League. Eine Rolle spielt sicher auch die Nähe zu Deutschland. So mancher fährt lieber nach München oder Augsburg. Drittens bin ich immer noch der Meinung, dass das Stadion für Salzburg zu groß dimensioniert ist. Selbst bei einem Schnitt von über 10.000 kannst du keine gute Atmosphäre erzeugen. Wir wünschen uns generell eine hohe Auslastung, ein Stadion sollte bedarfsgerecht sein.
Glauben Sie nicht, dass der im Zusammenhang mit dem Geldgeber häufig strapazierte Begriff der fehlenden „Traditionalität“ das Besucheraufkommen maßgeblich beeinflusst?
Das sollte keine so große Rolle mehr spielen, schauen Sie sich Leipzig an. Aber das Umfeld ist schwieriger, weil Salzburg eine Kulturstadt ist, der Fußball hat mehr Konkurrenz. Das gilt auch für Wien. Aber das Beispiel Rapid zeigt die Bedeutung der Infrastruktur, und die Austria bekommt ein neues Stadion, das öffentlich über die U-Bahn bestens erreichbar sein wird.
Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Stadt und Provinz? Gibt es zu viele kleine Klubs in der Bundesliga?
Nein. Wir haben die Besonderheit, dass ein Viertel der Bevölkerung in Wien lebt. Wir sind nicht die Schweiz oder die Niederlande, die eine völlig andere geografische Struktur haben.
Wie beurteilen Sie die sportliche Qualität in der österreichischen Bundesliga? Oft wird, vor allem von TV-Konsumenten, argumentiert, im unmittelbaren Vergleich mit Deutschland sei der heimische Kick eher zum Wegschauen. Was entgegnen Sie solchen Kritikern?
Wenn ich mit so etwas konfrontiert werde, reagiere ich sehr emotional. Ein deutscher Klub hat im Schnitt das zehnfache Budget, aber trotzdem kann die sportliche Qualität nicht so schlecht sein, wenn ich mir anschaue, wie viele Österreicher sich in der deutschen Bundesliga etablieren. Außerdem ist keine Nation mit ähnlich hohem Inländeranteil (74 Prozent, Anm.) im UEFA-Ranking so gut platziert wie wir. Auch beim Altersschnitt liegen wir weit vorn.
Blicken wir zur Reform: Welches Profil wird der neuen Liga bzw. den neuen Ligen verpasst?
Wir sind gerade dabei, die erste und zweite Liga neu zu positionieren. Diesem Prozess möchte ich nicht vorgreifen.
Ist die Zwölferliga das ideale Format? Es wird schon über Änderungen nachgedacht, ehe die Reform in Kraft getreten ist.
Ich gehe davon aus, dass die Aufstockung zur Zwölferliga erfolgreich verläuft. Was die zweite Liga betrifft, werden wir sehen, wie dieses Zwischenglied funktioniert. Heikler ist es bei der dritten Stufe, da wird sich wohl schneller was ändern.
Bei der Verteilung der TV-Gelder wurde ein neuer Schlüssel erarbeitet. Besteht nicht die Gefahr, dass analog zur internationalen Szene die finanzielle Schere noch weiter aufgeht?
Der Leistungsfaktor wird künftig höher bewertet. Das Fixum wird statt bisher 42 Prozent 30 Prozent betragen, der Anteil des Zuschauertopfs steigt von acht auf 20 Prozent. Wir müssen die Klubs dafür belohnen, dass sie mehr Publikum generieren. Unser Hauptziel ist es, den Zuschauerschnitt zu erhöhen. Der Österreicher-Topf wird künftig nur noch mit 20 statt 40 Prozent bewertet.
Wie wird der neue TV-Vertrag aussehen, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Champions League künftig im Free TV nicht mehr zu sehen sein wird?
Das sehe ich als Chance für uns. Die eingegangenen Angebote kann ich nicht kommentieren. Bis Ende 2017 soll alles fixiert sein. Ein Free-TV-Spiel ist keine Pflicht. Für mich ist klar, dass eine Free-TV-Abdeckung auf nationaler Ebene in ausreichendem Maß gegeben sein muss.