Die Vorstellung, den Red-Bull-Salzburg-Spielern in Wals-Siezenheim beim Jubeln über den Fußball-Meistertitel zuzuschauen, ist für Rapid nicht gerade verlockend. Um dieses Szenario zu verhindern, müssen die Hütteldorfer allerdings am Samstag gegen die "Bullen" gewinnen, denn selbst bei einem Remis wären die Mozartstädter zum vierten Mal in Folge Champion.
Mit der Rolle als Partyschreck könnte sich Rapid-Trainer Goran Djuricin durchaus anfreunden. "Die Salzburger sind eigentlich eh schon fix Meister, aber unser Ziel ist es, das um eine Woche zu verschieben." Die Chance dafür sei gegeben. "Wir fahren dort nicht als Favorit hin, vielleicht können die Spieler dann etwas lockerer drauf los spielen", vermutete Djuricin.
Nicht nur Partycrasher
Innenverteidiger Maximilian Wöber stellte aber auch klar, dass es für seinen Club nicht ausschließlich darum geht, Salzburgs Meisterfeier hinauszuzögern. "Wir haben nur sechs Punkte Vorsprung auf Ried. Nur Partycrasher zu sein, ist sekundär, wir müssen schauen, dass wir unsere Punkte machen", forderte der im Moment in Matura-Vorbereitungen steckende 19-Jährige.
Die Partie in Salzburgs EM-Arena ist gleichzeitig ein Vorgeschmack auf das Cup-Finale zwischen den beiden Vereinen am 1. Juni in Klagenfurt. Ob Rapid bei dieser Gelegenheit schon die Endspiel-Taktik testet oder sich die eine oder andere Überraschung aufhebt, ist offen. Djuricin meinte dazu: "Dieses Katz-und-Maus-Spiel, dass wir vielleicht weniger zeigen wollen, gibt es nicht."
Mission 33
Sein Club hat gegen Salzburg seit sechs Duellen nicht mehr gewonnen, was aber den Optimismus von Djuricin nicht trübt. "Zuletzt bei der 0:1-Heimniederlage waren wir über 60, 70 Minuten die bessere Mannschaft. Wir haben sicher Chancen, jetzt und im Cupfinale", erklärte der Wiener und ergänzte: "Wir haben sicher weniger zu verlieren als Salzburg."
Die jüngsten Scharmützel, die sich beide Vereine wegen der "Mission 33" - Salzburg könnte in der bevorstehenden 33. Runde Meister werden, Rapid hatte vor Saisonbeginn den 33. Meistertitel angepeilt - lieferten, interessieren den Coach wenig bis gar nicht. "Das ist total sekundär. Wenn wir einen Punkt machen und die Salzburger Meister sind, werde ich ihnen trotzdem gratulieren."
Ein Erfolgserlebnis beim überlegenen Tabellenführer könnte Djuricins Aussichten auf einen längeren Verbleib als Rapid-Cheftrainer verbessern. Wer den Job in der kommenden Saison ausübt, will Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel bis spätestens Ende Mai, also noch vor dem Cupfinale, klären. Djuricin dürfe sich auf jeden Fall Hoffnungen machen, beteuerte der Schweizer. "Die Entwicklung der Mannschaft ist sehr positiv."
Die mangelnde Erfahrung im Oberhaus will Djuricin nicht als Argument gegen seine Weiterbeschäftigung gelten lassen. "Wenn jemand gute Arbeit leistet, sollte er eine Chance bekommen." In Österreich würden traditionell Trainer mit einer erfolgreichen Spieler-Laufbahn bevorzugt. "Aber wenn man jahrelang in der Bundesliga oder im Nationalteam gespielt hat, bedeutet das nicht, dass man ein guter Trainer ist", sagte Djuricin.
Ziemlich sicher keine neuen Spieler
Eine Variante wäre auch eine Rückstufung des 42-Jährigen in seine Rolle als Assistenz-Coach, die er schon unter Damir Canadi innehatte. Denn der neue Chefcoach wird das Trainerteam nicht komplett neu aufstellen und maximal einen Co-Trainer mitnehmen können, stellte Bickel klar. Auch beim Kader wird es in der neuen Saison keine großen Umstellungen geben. Es würden "ziemlich sicher" keine neuen Spieler kommen, kündigte der Schweizer an.
Noch nicht geklärt ist die Zukunft von Steffen Hofmann. "Er trifft die Entscheidung selbst, ob er als Spieler bleibt. Er hat so einen Verdienst um den Verein, dass diese Entscheidung ihm selbst überlassen ist." Der Vertrag des 36-jährigen Kapitäns, dem noch zwei Bewerbspartien auf Rapid-Rekordspieler Peter Schöttel (527) fehlen, läuft mit Saisonende aus. Nach dem Ende seiner Karriere bleibt Hofmann fix in einer anderen Rolle bei Rapid.