Am Wochenende geht es für Mattersburg gegen Sturm los. Sind Sie körperlich bereit für den Abstiegskampf?
Mehr als bereit. Ich habe auch vor meiner Zeit bei Mattersburg brav trainiert. Ich bin in einem Alter, in dem ich genau weiß, was mein Körper braucht und was mir gut tut.
Mattersburg hat deutlich vor allen anderen Bundesligamannschaften mit der Vorbereitung begonnen.
Ich bin erst später eingestiegen, die Kollegen haben schon zehn Tage mehr am Buckel. Gerald Baumgartner ist neu und wollte die Mannschaft kennenlernen, darum empfinde ich das als richtig. Hoffentlich brennen wir jetzt um die entscheidenden Prozente mehr darauf, dass es endlich losgeht.
Warum haben Sie mit 34 noch Lust auf Abstiegskampf?
Ich will einfach Fußball spielen, ich lebe dafür. Es gibt keinen schöneren Beruf, den man ausüben darf. Ich hatte auch andere Optionen, aber die Bedingungen hier sind exzellent. Ich bin froh, wieder am Platz stehen zu dürfen, ich freue mich darauf.
Gerald Baumgartner hat vor allem ihre persönlichen Fähigkeiten hervorgehoben.
Wenn der Verein der Meinung ist, dass ich als Person und Mensch Attribute mitbringe, die weiterhelfen, dann macht mich das glücklich. Ich bin ein erfahrener Spieler und wenn ich Druck von den Mitspielern nehmen kann, dann freut mich das.
Finden Sie sich als Fußballer ausreichend wertgeschätzt?
Was mich stört, sind die Leute, die irgendwo im Internet Kommentare abgeben. Wo sind die Leute denn selber? Die spielen wahrscheinlich irgendwo in der Gebietsliga oder Landesliga und glauben, sie sind die Cristianos und Messis. Aber sie haben keine Ahnung, was sie aufbringen müssen, um selbst Profi zu werden. Ich habe auf alles verzichtet. Von 365 Tagen im Jahr bin ich 360 Tage Vollprofi. Fußball hat für mich oberste Priorität, ich stelle Familie, Freunde und Freundin hinten an. Die Leute sollen sagen, was sie wollen. Ich weiß, was ich kann und was ich erreicht habe. Ich habe mir alles hart erarbeitet.
Sehen Sie Ihren Siegeswillen trotzdem als eine ihrer größten Stärken an?
Auf jeden Fall, das habe ich auch immer gesagt. Man muss positiv auf gewisse Sachen zugehen. Wenn ich nicht davon überzeugt bin, ein Ziel erreichen zu können, dann werde ich es auch nicht erreichen. Ich habe bei den Bayern einen Vertrag unterschrieben, habe aber immer das Ziel gehabt, einmal in der Premier League zu spielen.
Dieser Siegeswille, ist das eine Bayern-Mentalität?
Nicht nur Bayern, auch Rapid. Wenn du mit einem der beiden Vereine irgendwohin kommst, will dich jeder besiegen. Das musst du einfach aushalten. Wenn du dem nicht gewachsen bist, wirst du nicht bestehen - da kannst du ein noch so guter Fußballer sein. Und ich wollte immer schon gewinnen. Egal ob bei Memory, Mensch-ärgere-dich-nicht oder beim 60-Meter-Lauf in der Schule.
Das klingt nicht sonderlich sympathisch.
Mir geht es nicht um Sympathiepunkte. Leute, die mich kennen, wissen, wie ich bin. Wenn ich wo mitmache, dann will ich das beste herausholen. Wenn fünf besser waren, ist das zu akzeptieren. Ich bin selbst mein größter Kritiker. Ich schaue in den Spiegel und sage: "Heast, Major, heute war's Oasch." Und dann werde ich noch mehr trainieren, damit ich es das nächste Mal besser mache. Ich habe genügend Trainer gehabt, die mir gesagt haben, was wichtig ist. Ich kann auf Zurufe von anderen verzichten.
Nach dem 4:4 in Belgien haben Sie in die ORF-Kamera geschrien: "Das ist Fußball für Österreich". Was denken Sie sich, wenn Sie sich das ansehen?
Prinzipiell ist mir egal, was Außenstehende über mich denken. Wenn mein Zimmerkollege sagt: "Major, das hättest dir sparen können", dann gibt mir das schon zu denken. Und als Leute begonnen haben, dieses Video mit "This Is Sparta" zu verarschen, habe ich schon kurz überlegt: Was mache ich jetzt. Im Endeffekt ist es eine ehrliche und authentische Emotion.
Wie ist es denn zu der Situation gekommen?
Ich kenne Herbert Prohaska und Rainer Pariasek schon lange. Während der Partie hat es eine Situation gegeben, als Marko Arnautovic querspielen hätte sollen, aber geschossen hat. Ich habe hinter dem Tor die beiden gesehen, wie sie die Hände zusammengeschlagen haben. Nach dem Spiel bin ich zu ihnen gerannt und wollte das Erfolgserlebnis feiern. Ich wusste nicht, dass gerade gesendet wird.
Reden wir über Düdelingen.
Das war im Vorfeld eine schwierige Situation, privat. Darauf möchte ich nicht eingehen. Ich habe über den Ball drüber gehauen, so ist Fußball. Solche Situationen prägen. Das ist der Grund, den Leuten, die damals gelacht haben, zu zeigen: Ich kann es besser.
Gibt es eigentlich einen Verein, für den Sie am liebsten gespielt haben?
Bei Bayern war es unglaublich. Aber auch bei Rapid war es toll. Vor meiner Haustür zu spielen. Das 7:0 in Salzburg, die zwei Tore im Derby. Und dann vor 50.000 Fans am Rathausplatz die Schale überreicht zu bekommen, war ein unglaublich geiles Gefühl. Das war schon eine der schönsten Zeiten in meiner Karriere.
Sie waren ja auch durchaus unterwegs zur Legende in Hütteldorf. Und dann ist Ihnen Salzburg in die Quere gekommen.
Ich will das Jahr in Salzburg nicht schlechtreden. Wir waren Meister, ich war Torschützenkönig und Topscorer. Aber ich hatte im Vorfeld mit Beratern zu tun, die nicht das Beste für den Spieler wollten, sondern vor allem auf sich selbst geschaut haben. Manche in Hütteldorf verzeihen mit den Schritt nach Salzburg nicht. Es gibt vielleicht 50 bis 100, die nicht verstehen, dass Fußball ein Business ist. Falls die Leute glauben, dass ich nur wegen des Geldes nach Salzburg gegangen bin: Ich habe in England besser verdient. Und Rapid hat sich damals nicht für mich interessiert, Salzburg schon. Mir wurde glaubhaft versichert, dass eine gute österreichische Mannschaft aufgebaut werden soll. Nur ein Jahr später wurde alles wieder über den Haufen geworfen.
Klingt doch nach Wehmut, dass Sie in Hütteldorf nicht einfach so spazieren gehen können.
Das kann ich eh. Ich habe mir für Rapd die Nase gebrochen und darf noch immer behaupten, Teil der letzten Meistermannschaft von Rapid gewesen zu sein. Das ist mittlerweile acht Jahre vergangen und wird sich leider so schnell nicht ändern.