Österreichische Fußballer sind in den Teams der Champions-League-Starter Red Bull Salzburg und Sturm Graz derzeit an einem bis zwei Fingern abzuzählen. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick will sich davon nicht beunruhigen lassen. Entscheidender sei für ihn, dass in Österreich eine gute Nachwuchsausbildung betrieben werde, betonte der Deutsche. Lob gab es in dieser Hinsicht für Rapid, die Entwicklungen bei Salzburgs Farmteam Liefering hinterfragte Rangnick dagegen.
„Es gab dort eine lange Zeit, die habe ich auch mitinitiiert, da war Nomen omen - Liefering hat geliefert“, erklärte Rangnick in Wien vor Journalisten. Zwei, drei oder vier Spieler vom Zweitligisten hätten regelmäßig in Salzburgs erste Mannschaft gedrängt. „So schnell konnten die oben die gar nicht verwerten, ist unten schon die nächste Generation nachgekommen.“ Das sei aktuell nicht der Fall.
Weil Salzburg versucht, die größten Nachwuchstalente des Landes in seine Akademie zu lotsen, spielen in Liefering auch vielversprechende Österreicher. Diese seien laut Rangnick aber offensichtlich noch nicht gut genug, um bei den Profis Berücksichtigung zu finden. „Das ist keine Kritik, aber ich erlaube mir die Frage zu stellen: Wird dort dann noch genau auf dem gleichen Anspruchsniveau gearbeitet? Kein Spieler ist im Kader der ersten Mannschaft. Lohnt sich dann auch das ganze Engagement, das man betreibt?“
An die Vorgaben des Österreicher-Topfes, mit dem die Bundesliga Einsatzminuten einheimischer Spieler finanziell belohnt, hat sich Salzburg noch nie gehalten. Immer mehr Vereine, allen voran Sturm, folgen dem Beispiel. „Ich bin grundsätzlich niemand, der an Quoten oder Sonderzahlungen glaubt“, betonte Rangnick. Clubs, das wisse er aus seiner eigenen Erfahrung als Sportdirektor, würden ihre Kader immer nach Leistungskriterien zusammenstellen. „Wir müssen damit umgehen, was die Realität ist.“
Rapid stellt seit Monaten die meisten Spieler aller Bundesliga-Clubs im A-Nationalteam. Auch in der U21 und weiteren ÖFB-Nachwuchsauswahlen ist die Präsenz der Hütteldorfer groß. „Rapid macht lange Jahre schon gute Nachwuchsarbeit“, sagte Rangnick. Das sei in Österreich auch der einzige Weg, den man gehen könne.
Seinen Fokus will Rangnick, der im Verband in vielen Belangen Mitsprache hat, verstärkt auf den Unterbau richten. „Wir müssen schauen, dass die richtig guten Spieler beim Fußball bleiben und auch im Alter von sechs bis zehn Jahren schon die Chance haben, sich zu entwickeln“, meinte der 66-Jährige. Das stehe und falle mit der Trainerausbildung. „Die ist schon sehr gut, man kann aber trotzdem schauen, wie man Dinge immer weiter verbessern kann.“
Rangnick selbst absolviert diese Woche zwei Trainingseinheiten mit Zehn- bis 13-Jährigen - am Donnerstag in Leithaprodersdorf im Burgenland und am Freitag in Horn. Ex-Nationalspieler Martin Stranzl wird ihn dabei unterstützen. Rangnick: „Es müssen alle Kräfte gebündelt werden, damit Österreich auch in Zukunft richtig gute Spieler entwickelt, die dann auch so gut sind, dass sie der A-Nationalmannschaft helfen.“ Ob diese dann als Profi im In- oder Ausland spielen würden, sei am Ende nicht so wichtig.