Wenn nach einem Remis beide Kontrahenten unzufrieden sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein leistungsgerechtes Ergebnis gewesen ist. Auf diese These konnten sich sowohl Hartberg, als auch der GAK nach diesem 1:1 einigen. „In der ersten Halbzeit waren wir klar die bessere Mannschaft, zweite Halbzeit dann Hartberg“, meinte Dominik Frieser, GAK-Kicker mit Hartberg-Vergangenheit, stellvertretend. Die 1:0-Pausenführung der Gäste ging zweifelsohne in Ordnung. Die Grazer traten aggressiver und entschlossener auf, entsprechend zufrieden zeigte sich Trainer Gernot Messner: „Es war eine richtig gute erste Halbzeit, wieder ein bisschen unser altes Spiel, zügiger zum Tor, auch gegen den Ball hat es richtig gut funktioniert.“
Zum roten Hauptdarsteller avancierte Atsushi Zaizen. Bei seinem ersten Bundesliga-Einsatz von Beginn an war der Japaner bei den zwei wichtigsten Szenen vor der Pause involviert. In der 40. Minute brachte der 25-Jährige den GAK in Führung. Dem ging eine herrliche Kombination der Rotjacken voraus, die Zaizen mit einer schönen Einzelaktion samt Abschluss ins Kreuzeck vollendete. Es war nicht das erste Mal an diesem Abend, dass der Offensivspieler jubelte. Sein Kopfballtor in Minute 14 wurde nach Intervention des VAR wegen Abseits aberkannt. „Das erste Tor hat leider nicht gezählt, dafür hat es beim zweiten gut geklappt. Das war sehr emotional für mich“, strahlte Zaizen.
Hartberg fehlte indes jegliche Durchschlagskraft. „Das war in der ersten Hälfte das Schlechteste, was wir in Hartberg jemals gespielt haben. So kannst du einfach nicht auftreten“, schimpfte Kapitän Jürgen Heil. Trainer Markus Schopp reagierte mit einem deutlichen Zeichen und schickte mit Wiederbeginn gleich vier neue Kräfte ins Spiel (siehe unten).
Das Problem beim Eigentor
Eine ungewöhnliche Maßnahme, die sich bezahlt machen sollte. Die Hausherren traten nun wesentlich präsenter auf und belohnten sich in Minute 58 mit dem Ausgleich. Dominik Prokop tauchte alleine vor Goalie Jakob Meierhofer auf, Jacob Italiano spitzelte den Ball bei seinem Rettungsversuch ins eigene Tor. „Mein Problem war, dass ich auf Abseits gespielt habe und dann einen Schritt zu spät dran war, sonst hätte ich den Ball vielleicht klären können. Ich bin jung und kann noch viel lernen“, zeigte sich der Australier selbstkritisch. „Das war ein Eigentor, ganz klar“, meinte Prokop und fand: „Die zweite Hälfte war zwar besser, aber alles in allem war das sehr enttäuschend von uns.“
Zumindest die zweite Halbzeit betreffend wählte man auch beim GAK sehr kritische Worte. Für Jovicic war der Auftritt im zweiten Durchgang nicht aggressiv und bissig genug: „Wir wollten genauso auftreten wie vor der Pause, in manchen Phasen hat jedoch die Einstellung nicht gepasst. Wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen, haben den Ball zu schnell verloren.“ Auch Messner fand das Agieren gegen den Ball zu mutlos: „Wenn Hartberg den Ball hat, sind sie gut.“
Nach der Führung habe sich eventuell der Gedanke eingeschlichen, dass der erste Sieg ausständig ist. „Wir haben im Endeffekt keine schlechten Leistungen gebracht, laufen jedoch dem Sieg hinterher. Wir müssen unsere Leistungen 90 Minuten lang abrufen. Wenn uns das gelingt, wird der Sieg kommen. Davon bin ich überzeugt“, prophezeit der Coach.
Alles in allem erlebten 4294 Besucher ein stimmungsvolles Steirer-Derby, dem glücklicherweise jenes böse Blut fehlte, das die Vorgeschichte der beiden Vereine befürchten ließ. Speziell die unschönen Szenen beim Aufeinandertreffen 2012, das mit einem Abbruch endete, spielten diesmal überhaupt keine Rolle.