Serienmeister Salzburg setzt seine Talfahrt fort. Die Bullen stehen nach dem rabenschwarzen 1:3 beim LASK am Freitag zwar noch an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga, können am Sonntag aber von Sturm Graz zumindest punktemäßig eingeholt werden. Sechs Runden vor Saisonende gerät die Jagd nach dem elften Titel in Serie ins Wanken, die spielerischen Defizite lassen Böses erahnen. „Wir müssen so schnell wie möglich etwas ändern“, forderte Defensivmann Strahinja Pavlovic.
Was sich mit dem Cup-Halbfinal-Aus gegen Sturm und dem Heim-1:1 gegen Rapid zuletzt angekündigt hatte, wurde just beim zuletzt gebeutelten LASK zur Realität: Nach 16 Meistergruppenspielen ohne Niederlage en suite, musste sich der Ligakrösus in Linz erstmals in der zweiten Saisonphase wieder geschlagen geben. Tormann Alexander Schlager redete bei Sky Tacheles. „Wenn wir so auftreten wie heute, ist der Titel gefährdet“, sagte der ÖFB-Teamspieler. In den Panikmodus schalten müsse man aber noch nicht. „Ich bin nach wie vor zuversichtlich, weil ich weiß, was in der Mannschaft steckt“, begründete Schlager. Sein Rat an die Mannschaft: „Demütig bleiben und arbeiten.“
Trainer Gerhard Struber wirkte zwölf Tage nach dem 1:0 über Sturm in der Liga, das in Salzburg noch zu einem vermeintlichen Hoch geführt hatte, angeschlagen. Zu schwer waren die Defensivpatzer, zu unkreativ das Offensivspiel - und viel zu spät die Schlussoffensive auf der Linzer Gugl. „Wir wollten uns ganz anders präsentieren. In Wahrheit ist uns das nicht gelungen, der rote Faden und der Spielfluss gerissen. Es war einfach nicht das Gesicht, das uns normal ausmacht“, gab der Salzburger zu Protokoll. „Wenn man so eine Leistung bietet, dann kann der Eindruck entstehen, dass der Wurm drinnen ist. Die Niederlage macht uns ein Stück weit nachdenklich.“
„Mit keinem guten Gefühl“ hinterließ die Partie auch Sportdirektor Bernhard Seonbuchner. „Die letzten drei Spiele waren schon ein Wechselbad der Gefühle. Mir ist nicht ersichtlich, warum wir nach guten Anfangsminuten so nachgelassen haben“, betonte der Deutsche, wollte sich aber nicht auf eine Trainerdiskussion einlassen. „Ich würde heute nicht von einem Trainer alleine reden, sondern von einer Gruppe, die nicht an ihr Leistungsmaximum herangekommen ist. Viele Spieler waren weit weg von ihrer Normalform.“
Beim LASK hat man hingegen anscheinend alles richtig gemacht. Das Ziehen der Reißleine in der Trainerfrage gab den erhofften neuen Impuls. Das Duo Thomas Darazs/Maximilian Ritscher durfte über den zweiten Sieg im Frühjahr jubeln, zumindest bis zum Sonntag kletterten die Athletiker wieder auf Platz drei, der das erklärte Saisonziel darstellt. Für Aufatmen sorgte auch der Umstand, dass man trotz Absenz des im Herbst so wichtigen Kapitäns und Goalgetters Robert Zulj, gleich dreimal anschrieb - und damit zwei Tore mehr als in den jüngsten sieben Partien erzielte.
Der Erfolg war aber nicht nur den Nachfolgern des glücklosen Thomas Sageder zu verdanken. Im Fokus stand wenig überraschend Triple-Schütze Marin Ljubicic. Oft war der 22-jährige Kroate in der Kritik gestanden, zuletzt acht Spiele in Folge ohne Treffer geblieben. Mangelndes Selbstbewusstsein war ihm beim ersten Tor vom Elferpunkt nicht anzusehen, auch danach wirkte Kroatiens U21-Teamspieler im Abschluss durchaus sicher. Dass Sageder gehen musste, tue den Spielern leid, betonte Ljubicic. „Aber vielleicht haben wir das gebraucht, vielleicht war es wie eine Schocktherapie.“
Für Darazs ist Ljubicic ohnehin „wahrscheinlich einer der besten europäischen Stürmer seines Alters“, wie der 46-Jährige betonte. „Die Qualität, die in Marin schlummert, die kann er nicht ewig verstecken. Jeder Stürmer ist vielleicht um eine Spur sensibler als ein robuster Abwehrspieler. Vielleicht hat er heute einen Anstoß gegeben, damit er öfter trifft.“
Den Hut zog Darazs aber vor der gesamten Truppe. „Es waren nur zwei Tage, wir haben versucht, viel über die Emotion zu machen“, beschrieb er die Stunden vor dem Spiel. „Die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt, wir haben uns für einen guten Auftritt mit einem verdienten Sieg belohnt. Die Burschen können Fußball spielen, da brauchen wir uns vor keinem verstecken, nicht vor Salzburg, nicht vor Sturm, nicht vor Rapid. Das heute darf aber nur ein Anfang sein“, meinte er neun Tage vor dem Heimspiel gegen Hartberg.
Der sportliche Erfolg sorgte auch dafür, dass die Querelen um Stadionverbote und die in erster Instanz verweigerte Lizenz in den Hintergrund traten. Ein Patzer bei der Trainerwahl hatte den Ausschlag gegeben. Darazs gab deswegen am Freitag den Cheftrainer, weil der eigentlich als Sageder-Nachfolger präsentierte Ritscher nicht über die erforderliche Pro-Lizenz verfügt und folglich nur als „Co“ fungieren kann.
Unnötig aus Sicht von Club-Präsident Siegmund Gruber. „Das ist ein bürokratischer Hürdenlauf, den man hiermit macht. Ich hoffe, dass die Herrschaften wissen, was sie tun, aber manchmal glaube ich es nicht“, hatte Gruber schon vor dem Spiel gepoltert.