Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hat in der Causa um verunglimpfende Wortmeldungen aus dem Lager des SK Rapid nach dem gewonnenen Derby gegen die Austria die Sponsoren in die Pflicht genommen. Namentlich nannte der Politiker der Grünen im „Ö 1 Mittagsjournal“ am Mittwoch Rapids Hauptsponsor Wien Energie. Rapid-Spieler würden einen der wichtigsten öffentlichen Betriebe in der Bundeshauptstadt repräsentieren, „und dann kommt so etwas raus“, sagte Kogler.
„Mir reicht’s jetzt nämlich. Wir tun wirklich sehr viel, da kann es nicht sein, dass die Vereine von innen heraus morsch werden“, meinte Kogler weiter. „Homophobie, Rassismus, Sexismus hat keinen Platz und das kann ja nicht nur für Sonntagsreden gelten, sondern muss auch gelebt werden.“
Man distanziere sich von den homophoben und beleidigenden Äußerungen und begrüße die klaren Worte von Rapid-Präsident Alexander Wrabetz und Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Dies könne aber nur ein erster Schritt sein. Nach Koglers Statements hielt Wien Energie am Mittwoch außerdem fest, dass man Gespräche mit Rapids Vereinsführung in den nächsten Tagen angesetzt habe.
Michael Strebl, Vorsitzender der Wien-Energie-Geschäftsführung, forderte „konkrete Maßnahmen, die sie setzen werden, um die Einhaltung der Werte des SK Rapid durch Funktionäre und Spieler zu gewährleisten und weiteres Fehlverhalten zu verhindern“. Die getätigten Aussagen seien nicht nur gesamtgesellschaftlich zu verurteilen, sondern hätten auch einen massiv negativen Einfluss auf Wien Energie. Der Fußballklub selbst hat eine interne Aufarbeitung angekündigt.
Hilfe von außen soll in Anspruch genommen werden
Kogler rief Rapid und andere betroffene Vereine auch dazu auf, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. „Wir würden nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern anbieten, die Institutionen in Anspruch zu nehmen. Mir scheint, das ist ein eklatanter Fall für diesen Bedarf – das ist noch diplomatisch ausgedrückt.“
Das Sportministerium hat etwa „100 % Sport“ mit Geschäftsführerin Claudia Koller ins Leben gerufen. Diese strich auf Ö 1 die Vorbildfunktion der Beteiligten hervor. „Wie fühlen sich schwule Jugendliche? Wie fühlen sich schwule Sportler, die solche Gesänge sogar von den höchsten Funktionären hören? Da wird eine Situation geschaffen, die es extrem schwierig macht, diesen Sport auszuüben. Das ist ein riesiges Problem“, sagte Koller.
Um gegen Diskriminierung vorzugehen, haben ÖFB und Bundesliga schon vor Jahren die Ombudsstelle „Fußball für alle“ eingerichtet. Ombudsmann ist der offen schwule Fußballer Oliver Egger. „Ich werde so oft gefragt, warum outen sich nicht weitere Fußballer? Solche Videos sind die perfekte Antwort dafür. Weil der Fußball noch immer keine Atmosphäre geschaffen hat, wo sich alle willkommen fühlen“, meinte Egger.
Die Bundesliga hat ihrerseits Anzeige gegen den Klub sowie die im Video beteiligten Personen beim Senat 1 der Liga (Straf- und Beglaubigungsausschuss) eingebracht. Rapid hat eine Woche Zeit, dazu Stellung zu beziehen. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar, dem Klub droht im schlechtesten Fall ein Punkteabzug.