Christian Payerhofer muss noch heute, mehr als zehn Jahre später, lachen. „Nach zwei Wochen im Training habe ich Juniors Papa geraten, dass er seinen Buben lieber Handball spielen schicken soll. Oder Federball.“ Payerhofer war damals Jugendleiter und Nachwuchstrainer beim mittlerweile aufgelösten Innenstadtverein GSV Wacker. Beim „untalentierten“ Junior handelt es sich um Chukwubuike Adamu. „Zum Glück“, lacht Payerhofer, „hat niemand auf mich gehört.“

Der Grazer hat sich auf Bitte des Vaters intensiv um den jungen Burschen bemüht. Zwei Mal in der Woche wurde trainiert – jedes Mal gab es eine Stunde Extraschicht für Junior. „Er hat nicht genug bekommen. Er war immer der Erste beim Training und wollte immer weiterspielen“, erinnert sich Payerhofer. „Er wollte einfach immer spielen“, erinnert sich auch der ehemalige Wacker-Obmann Johann Lechner. „Egal, ob Tormann, Verteidiger oder Stürmer – er hat nicht gemeckert. Hauptsache, kicken.“ Nur einmal soll er keine Lust gehabt haben: Bei einem U12-Spiel gegen Pachern soll er Schuhe und Stutzen ausgezogen haben. „Er wollte lieber schwimmen gehen und meinte, man könnte später fertigspielen“, lacht Payerhofer, der ihn doch vom Weiterkicken überzeugen konnte. Wenn es darum ging, in der Kabine gemeinsam ein Lied zu singen, versteckte sich Adamu, den Payerhofer als schüchtern, aber fröhlich beschreibt, in der angrenzenden Dusche.

Rapid wollte Adamu – der Steirer lehnte ab

Ein Angebot von Rapid lehnte Adamu, der sich bei Wacker rasant entwickelte, noch ab. Zum GAK wechselte er dann 2014 doch. „Solchen Spielern darf man die Chance nicht verbauen“, sagt Lechner. Beim GAK war Harald Letnik Trainer Adamus in der U13- und U15-Leistungsklasse. „Unkompliziert, freundlich, mannschaftsdienlich“, beschreibt Letnik den heute 19-Jährigen. „Er hat eine Spielfreude ausgestrahlt, solche Spieler triffst du nicht oft“, erinnert sich Letnik. Adamu sei schon in jungen Jahren ein Spieler gewesen, der in kein Schema passt. „Es gab Situationen, da dachte man, er hat den Ball bereits verloren. Dann hat er irgendeine Bewegung gemacht und ist auf einmal alleine auf den Tormann zugelaufen.“ Eineinhalb Jahre hat Letnik mit Adamu gearbeitet. „Man hat vom ersten Tag an Freude gehabt, ihm zuzuschauen und mit ihm zu arbeiten.“

Salzburg war das Ziel Adamus. „Junior hat mich damals angerufen und gefragt, ob er gehen soll“, erinnert sich Payerhofer. „Ich bin stolz auf das, was er erreicht hat. Ich hätte es ihm nicht zugetraut. Wirklich nicht.“ Noch heute telefoniert Payerhofer regelmäßig mit seinem früheren Schützling. „Er fragt mich noch immer um Rat, obwohl ich ihm schon oft gesagt habe, dass ich ihm nicht mehr helfen kann.“ Dass Adamu abhebt, „wie manch anderer“, ist für Payerhofer undenkbar. „Er erkundigt sich jedes Mal, wie es meiner Familie geht.“

Die Familie lebt in Feldkirchen

Wenn der Stürmer seine Familie in Feldkirchen besucht, würden sich auch Payerhofer und Adamu sehen. Für Letnik schön zu sehen: „Man erkennt ihn noch an seiner Spielweise, er hat seine Spielfreude nicht verloren. Als wäre es noch immer die größte Strafe, wenn man ihm den Ball wegnimmt.“ Solche Spieler würden es, wenn sie verletzungsfrei bleiben, weit bringen.

Über eine Leihe bei Zürich hat Adamu bereits in der Vorsaison den Sprung in die Deutsche Bundesliga zu Freiburg gewagt – dort ist er nach einer Saison mit kaum Einsatzzeit heuer gesetzt und blüht jetzt auch als Torschütze auf. Gegen Bochum traf der Steirer jetzt doppelt.