Ein bisschen mehr hätte es schon sein können“, sagt Jasmin Eder. Sie meint die Stunden an Schlaf, die sie nach dem Einzug in die Gruppenphase der Women’s Champions League hatte. „Wir haben natürlich noch gefeiert, getanzt und gesungen“, sagt die Kapitänin von St. Pölten. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel dauerte es im Rückspiel in der NV-Arena vor 1070 Zuschauerinnen und Zuschauern bis zur 118. Minute, ehe die Entscheidung fiel. Mateja Zver, die bereits in der sechsten Minute zum 1:0 getroffen hatte, erzielte den 2:2-Ausgleichstreffer und besiegelte so nach einem 1:2-Rückstand doch noch den Aufstieg ins Konzert der Großen. „Das Spiel war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es hat uns oft das letzte Alzerl in den Zweikämpfen gefehlt. Es war natürlich ein Zittern bis zum Schluss, aber wir sind jetzt reifer. Vor ein paar Jahren hätten wir das 1:2 nicht mehr aufgeholt.“

Der österreichische Serienmeister ist nun „auf der größten Bühne Europas“ dabei, wird gegen die besten Teams des Kontinents spielen. „Barcelona wäre natürlich ein Traum. Sie sind derzeit das Maß aller Dinge. Aber wir wollen nicht nur in große Städte fliegen, um Sightseeing zu machen. Wir wollen Gas geben – gegen jeden Gegner. Auch, wenn wir wissen, dass es schwierig und eine Herausforderung wird.“

Die Rolle des Underdogs ist aber eine, die Eder vom Nationalteam kennt. „Und da haben wir 2017 mit dem EM-Halbfinaleinzug ja auch schon gezeigt, dass das nicht so schlecht ist. Wir können nur gewinnen.“
Finanziell ist der Einzug in die Königsklasse schon ein Gewinn. 400.000 Euro Startgeld erhält jedes teilnehmende Team. Der Champions-League-Sieger kann in Summe bis zu 1,4 Millionen Euro einnehmen. Und auch die nicht teilnehmenden Klubs profitieren, wenn ein Team aus der Heimat dabei ist. 5,5 Millionen Euro schüttet die UEFA als Solidaritätszahlungen an die Klubs der teilnehmenden Landesverbände aus.

Zum Vergleich: Bei den Männern erhält jedes teilnehmende Team 15,6 Millionen Euro als Startgeld. Summen, die in der Women’s Champions League wohl nie erreicht werden können. Dafür bietet die Teilnahme am prestigeträchtigen Klubwettbewerb andere Möglichkeiten. „Wir spielen den ganzen Herbst, die Partien werden auf DAZN übertragen. Es wir medial viel um die Gruppenphase gemacht und natürlich bringt es auch Punkte für die österreichische Liga für die kommenden Saisonen. Es ist richtig cool, dass Österreich auf dieser Bühne vertreten ist“, sagt Eder.

Neben St. Pölten ist Österreich in der Champions League auch durch Marie-Therese Höbinger (FC Zürich), Manuela Zinsberger, Laura Wienroither (beide Arsenal), Marina Georgieva (Paris Saint-Germain) und Carina Wenninger (AS Roma) vertreten.

Die Auslosung der Gruppenphase erfolgt am Montag, wenn Österreichs Teamspielerinnen gerade am Weg nach Schottland sind. Am 6. Oktober bestreitet Österreichs Nationalteam nämlich das erste WM-Play-off-Spiel in Glasgow. „Das ist eine einmalige Chance für uns“, sagt Eder. Bei einem Sieg würde es in der zweiten Play-off-Runde zu Hause gegen Irland gehen.