Der nächste Jungspund verlässt Salzburg und bringt Österreichs Fußball-Serienmeister internationale Reputation und einen gewaltigen Transfererlös ein. In Salzburg reifte Karim Adeyemi zum deutschen Nationalteamspieler heran, vier Jahre später verlässt er den Club wohl mit der Bundesliga-Torjägerkrone und für medial kolportierte 35 Millionen Euro plus Boni als "Königstransfer".

Über Abgänge wird in Wals-Siezenheim nicht getrauert, am Mittwoch wurde vielmehr der bisherige Rekordtransfer gefeiert. Sportchef Christoph Freund bezeichnete die Akte Adeyemi als "extreme Erfolgsstory" für alle nun Beteiligten. Talente zu sichten, auszubilden und gewinnbringend zu verkaufen ist in Salzburg seit 2015 das Credo. "Jetzt mit Karim haben wir den Königstransfer getätigt. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir in Zukunft noch einige Male solche Erfolgsgeschichten hätten", sagte Freund.

Offizielle Angaben über die Ablösesumme für den laut Freund allseits "beliebten Typen" gibt es nicht. Für Naby Keita und Patson Daka soll Salzburg jeweils etwa 30 Mio. Euro lukriert haben. Adeyemi ist Salzburgs bisheriger Rekordtransfer, hielt auch Freund fest.

Adeyemi wechselte im Sommer 2018 von Unterhaching nach Salzburg. Etwas mehr als drei Millionen Euro soll Österreichs Serienmeister für den damals 16-Jährigen überwiesen haben. Der aktuelle Viertligist aus dem Süden Münchens schneidet am BVB-Deal nun kräftig mit. Bis zu acht Millionen Euro kassiert der Regionalligist, wobei sich die Summe bei einem Weiterverkauf noch einmal erhöhen kann.

In Dortmund folgt der 20-jährige Adeyemi unmittelbar auf Tormaschine Erling Haaland, der sich für sein künftiges Engagement bei Manchester City mit sage und schreibe 85 Treffern in 88 Pflichtspielen empfahl. Eine unangenehme Aufgabe sieht der Nachfolger darin nicht, vielmehr nahm sich der Tempodribbler am Mittwoch als Haaland-Ersatz selbst aus dem Spiel. "Weil man uns als Spielertypen nicht vergleichen kann. Ich werde versuchen, meinen Stil in die Mannschaft zu bringen."

Er verspüre keinen Druck, "nur Vorfreude" auf Dortmund, so Adeyemi. Salzburg verlässt er auch wehmütig. "Hier in Salzburg kann man sich nur wohlfühlen. Man erlebt so viele schöne Sachen, und es gibt so viele gute Menschen drum herum, die dir nur helfen wollen. Es ist einfach nur ein gesegneter Ort."

Ganz fertig ist er in Österreich noch nicht. Mit 19 Treffern ist er auf dem besten Wege die Torjägerkrone zu gewinnen, sein erster Verfolger Giacomo Vrioni (WSG Tirol) hat 15 Tore am Konto. "Die 2 möchte ich auf jeden Fall davor haben", sagte Adeyemi bei noch zwei ausstehenden Spielen gegen Rapid und Klagenfurt. "Torschützenkönig zu werden, ist aber das noch größere Ziel."

Adeyemis Weg ist prototypisch für Salzburgs Herangehensweise. "Wir haben viel Geld für einen jungen Spieler in die Hand genommen", sagte Freund über die damalige Verpflichtung. "Diesen Weg werden wir weitergehen." Die mittlerweile üppig vorhandenen Transfererlöse werden in die nächsten Talente reinvestiert. "Natürlich haben wir nur bei ganz jungen Spielern die Chance, die besten Talente zu bekommen", sagte Freund.

Er kann im argumentativen Tauziehen gegen europäische Topclubs plakative Weltkarrieren anführen: Erling Haaland, Sadio Mané, Naby Keita, Patson Daka heißen die bekanntesten jungen Herren, die alle zumindest rund 20 Mio. Euro einbrachten.

Als Adeyemi-Ersatz und Sturmpartner für den ebenfalls heftig umworbenen Noah Okafor (21) stehen Benjamin Sesko, Junior Adamu (20) und der von einem Kreuzbandriss zurückkehrende Sekou Koita (22) parat. Und dann ist da noch Roko Simic, der 2021 für kolportierte vier Millionen Euro aus Kroatien nach Salzburg wechselte. Für Partnerclub Liefering erzielte der 1,90 m große Mittelstürmer 17 Tore in Liga zwei und sieben in der Youth League.

Die Kaderplanung für die neue Saison sei mit "80 bis 90 Prozent" abgeschlossen, meinte Freund. "Der eine oder andere wird den Verein noch verlassen." Mit dem Brasilo-Stürmer Fernando und dem Belgier Ignace Van der Brempt (20) habe man zwei Vorgriffe getätigt. "Ignace ist schon da, aber wahrscheinlich in einer anderen Rolle in der kommenden Saison", sagte Freund. Das deutet auf einen Abgang von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen hin. Das Alltagsgeschäft für Salzburg und Freund geht also weiter.