Er hat es sich gewiss nicht leicht gemacht, und der Abschied wird ihm schwerfallen. An der Rolle des ÖFB-Präsidenten hatte Leo Windtner einen Narren gefressen, doch zu einem solchen wollte sich der seit 2009 die Geschicke des heimischen Fußballs lenkende Funktionsmulti am Ende nicht degradieren lassen. Der bald 71-jährige Nebenerwerbs-Mostbauer hätte noch eine vierte Amtszeit herauspressen können – Peter Schröcksnadel hielt bis 80 durch – nun räumt er doch das Feld.
Seine Vita hat olympisches Format, denn der Oberösterreicher bewährte sich als Mehrkämpfer in den unterschiedlichsten Disziplinen. Schon im zarten Alter war Leo Windtner als Jungkicker und auch als St. Florianer Sängerknabe tonangebend, die Liebe zur klassischen Musik ist ihm geblieben. Er wirkte als Ministrant, Jungscharführer, war beim einheimischen Fußballklub Kapitän und später auch noch Bürgermeister in St. Florian. Auf beruflicher Ebene machte das Alpha-Tier nach einem Wirtschaftsstudium in Wien Karriere bei der Energie AG, der Windtner als Generaldirektor von 1994 bis 2017 vorstand. Die Pensionierung mit 66 war, wie er damals selbst eingestand, mit Wehmut verbunden.
Den Erfolg im Job sah der ehrgeizige Präsident unter seiner Führung auch auf den österreichischen Fußball zukommen. Der Schweizer Marcel Koller als ÖFB-Teamchef war seine „Erfindung“, die erstmalige Qualifikation für eine Europameisterschaft bestätigte die Entscheidung und stärkte seine Position. Doch die folgenden sportlichen Rückschläge mit Kollers Abgang hätten Windtner durch das äußerst inhomogene ÖFB-Präsidium schon 2017 beinahe zu Fall gebracht. Weil sich nun unter anderen Vorzeichen eine ähnliche Situation abzuzeichnen begann, zog der Chef selbst die Reißleine.
Windtner hat viel erreicht, es hätte aber seinem Selbstverständnis nach auch etwas mehr sein können. Ein neues österreichisches Nationalstadion, eine Herzensangelegenheit, blieb ihm versagt.