Sportminister Werner Kogler begrüßt die Initiativen, den österreichischen Vereinssport trotz anhaltender Corona-Krise in absehbarer Zeit wieder hochzufahren. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen bald zurück zum Sporteln gebracht werden. "Gamechanger" könnten analog zu den Schulen vermehrte Eintrittstests sein, hofft Kogler. Großes Ziel des Sports ist, insgesamt stärker aus der Krise zu kommen, wann immer diese vorbei ist. "#Comebackstronger" lautet der Leitsatz.
"Wenn etwas gerade nicht ist, merkt man, was einem fehlt. Und es steigt der Stellenwert", glaubt Kogler, dass die Krise für den momentan nicht ausübbaren Vereinssport sogar eine Chance sein kann. "Weil man sieht, wie vielen Leuten die Bewegung in einer organisierten Form abgeht. Gerade wenn sonst alles sehr schwierig ist. Jetzt erkennen erst viele, welch große Bedeutung es hat, sich in Mannschaften oder Gruppen sportlich zu betätigen", ist der seit rund einem Jahr im Amt befindliche Minister überzeugt.
Dem Mitgliederschwund in den Vereinen - manche Funktionärinnen und Funktionäre sprechen von bis zu einem Drittel - soll auch mittels Kampagnen entgegengewirkt werden. "Damit die Menschen auch auf den letzten Kilometern dieses Marathons dabeibleiben und ihre Vereine unterstützen", so Kogler.
Sobald die Kontaktbeschränkungen gelockert sind, soll Outdoor-Training mit entsprechendem Abstand und kontrollierten Bedingungen, aber ohne Eintrittstests ermöglicht werden. Im nächsten Schritt folgt dank Eintrittstests Outdoor-Training mit Körperkontakt. Dank dieser Schnelltests, nicht älter als 48 Stunden, könnte der Vereinssport zunächst vor allem für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre wieder hochgefahren werden, wobei der Schulbeginn nach den Semesterferien als Termin noch zu früh kommt. Dafür seien mittelfristig nämlich Millionen Tests nötig, die Ausrollung der Logistik werde im Falle einer zentralen Beschaffung Wochen dauern, so Kogler. Abseits davon sollen die wöchentlichen Schultests, aber auch in Teststraßen absolvierte Tests gültig sein.
Indoor wird man zunächst wohl nur mittels Zutrittstests wieder aktiv werden können. Er sehe aber etwa bei Tennis dank der großen Luftmengen in den Hallen gute Chancen, früher loslegen zu können, so Kogler. "Tests sind der Schlüssel, können die Sache sehr beschleunigen", ist der 59-jährige Steirer überzeugt. Hinsichtlich Zuschauer sitzt der Sport im Boot mit der Kultur, damit erscheinen Änderungen etwa dank Eintrittstests wohl frühestens im März möglich.
Der organisierte Sport ist in Österreich trotz weitgehendem Corona-Stillstand bisher finanziell gut über die Runden gekommen, was an der großzügigen Dotierung der diversen Fonds und Sondertöpfe liegt. Man sei in der Lage, für jedes Schadensquartal passgenaue Förderungen anzubieten. Und das in einer in Europa einmaligen Höhe, liege man doch beispielsweise beim Fonds für alle Non-Profits-Organisationen (NPO) übers Jahr gesehen bei rund einer Milliarde Euro, so Kogler. Der Sport war dabei mit bis dato 57 Mio. Euro an verbindlichen Zusagen an 5.370 Amateursport-Vereine der größte Nutznießer.
Für das vierte Quartal 2020 werden Einnahmenausfälle, analog zum Umsatzersatz für Wirtschaftsbetriebe, abgegolten. Künftig wird es auch extra Ersatz für angekaufte Tests geben. Die wirtschaftliche Absicherung geht insgesamt auch 2021 und absehbar bis Ende Juni weiter. Im Frühjahr will man die Förderungen zudem so adaptieren, dass in den Neustart investierende Vereine besonders unterstützt werden. Der Sportligen-Fonds für die Proficlubs wird 2021 von bisher 35 auf 70 Mio. Euro verdoppelt.
"Den Menschen fehlt die Sportausübung. Der Drang nach Bewegung ist eine Art Freiheitsdrang", erklärt Kogler, warum die Regierung beim Outdoor-Sport im aktuellen Lockdown relativ viel ermöglicht hat. Umso kontraproduktiver sei, wenn dann etwa rund ums Skifahren durch Tricksereien Infektionscluster entstünden. "Wenn der Magnet dieser Umtriebe vom Skifahren ausgeht und die Zuständigen das nicht abstellen, bin ich dafür, rigoros durchzugreifen und die Gebiete, wo das passiert, einfach zuzudrehen", stellt Kogler die Rute ins Fenster. "Das Image von fünf Prozent schwarzen Schafen färbt auf alle ab. Das können sich der österreichische Tourismus und der Skisport selbst nicht leisten."
Großveranstaltungen wie der Vienna City Marathon profitieren von einem speziellen Finanzschutzschirm. "Die Aktivsportveranstalter planen ohnehin fast ausschließlich für Spätsommer oder Herbst, weil da das pandemische Geschehen absehbar mehr zulässt. Wenn die Austragung trotzdem nicht möglich sein sollte, wird ein Großteil des Schadens gedeckt", versichert Kogler. "Momentan schaut's so aus, als ob alles stattfinden kann, auch wenn es in der Planung terminlich nach hinten rutscht."
Abhängig sei man bei allem natürlich immer vom pandemischen Geschehen, in dem man von den Mutationen freilich zurückgeworfen worden ist. "Der Lockdown wirkt ja. Ohne die Gegenbewegung, die die höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit der Mutante verursacht, wären die Zahlen weit besser", so Kogler. "Man weiß aber, dass man das Ding trotzdem in den Griff kriegen kann, wenn Regeln gemacht und befolgt werden." Alleine die FFP2-Masken seien ein gewisser Wellenbrecher.
Tests derzeit vorrangig
Tests sind speziell im Sport der Schlüssel, ist Kogler überzeugt. "Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir früher als andere Länder in eine Perspektive kommen. In Österreich wollen wir ganz stark, bevor alle Impfungen greifen, in dieser Phase noch auf die Tests setzen. Die Tests können als Wellenbrecher dieser pandemischen Wellen gelten." Oder, anders betrachtet: "Vielleicht ist es ja gut, dass wir da und dort schrittweise aufsperren und sich dadurch noch mehr an Tests beteiligen. Über den Sport kommt man in alle Gesellschaftsschichten, wir erfahren dadurch noch mehr über das Infektionsgeschehen und bekommen eine bessere Chance, die Pandemie zu bekämpfen und zu einem schnelleren Lock-End zu kommen."
Österreichs Olympiasportlern versichert Kogler, bei Notwendigkeit wie den Sommerspielen in Tokio ausreichend früh geimpft zu sein. Natürlich gelte der Grundsatz, zunächst entlang der Alterskohorten zu impfen. "Wenn Impfungen bei den Spielen in Japan vorzuweisen sind, werde ich mich dafür einsetzen, dass der ganze Olympiatross die Chance hat, an diesen Spielen teilzunehmen. Alles andere käme einer Art Berufsverbot gleich. Die Menge ist aber überschaubar und wenn die Impfung Voraussetzung ist, kriegen wir das hin."
"Come back stronger"
Koglers erklärtes Ziel ist, gemeinsam stärker aus der Krise herauszukommen. "Come back stronger ist ja ein Begriff aus dem Sport. Auch dort versuchst du dich nach Verletzungen zurückzukämpfen", sieht Kogler in der Bedeutung des Begriffs die Kraft einer Kampagne, um den Stellenwert von Bewegung zu heben. Auch Sportstätten sollen ins Wiederaufbauprogramm integriert werden. "Wir wollen uns ja aus der ökonomischen Krise rausinvestieren", so Kogler. "Und auch am Sport, wiewohl Non-Profit-Sektor, hängen sehr viele Arbeitsplätze." Dennoch werde dieser als Wirtschaftsfaktor immer noch sträflich unterschätzt.