Hoch über den Europa derzeit weitgehend zudeckenden Wolken bleibt viel Zeit zum Nachdenken. Mit dem dreieinhalbstündigen 2500-km-Flug von Belfast nach Bukarest, als das österreichische Fußball-Nationalteam am Montag beinahe den gesamten Kontinent überquerte, ließ die Mannschaft ein sehr zwiespältiges Match hinter sich. Die erste Hälfte gegen die in ihren Möglichkeiten limitierte Elf von Nordirland war top, die zweite nur deshalb kein Flop, weil das Gegentor ausgeblieben ist. Im Grunde hat sich in umgekehrter Reihenfolge wiederholt, was schon im Test gegen Griechenland augenscheinlich wurde. Nur waren in Klagenfurt die ersten 45 Minuten weitgehend zum Vergessen, während nach der Pause die Wende zum Positiven erfolgte. Da stellt sich die Frage: Ist die Nationalmannschaft nur gut genug für ein halbes Spiel?
Teamchef Franco Foda und die Spieler waren sich dessen durchaus bewusst, dass die Partie aus rot-weiß-roter Sicht in Belfast nach Seitenwechsel qualitätsmäßig abfiel. In den Kommentaren wurde – durchaus verständlich – das Angenehme verstärkt, wobei besonders der Kapitän in seiner Wortwahl zu Superlativen griff. „Ich denke, dass wir eine extrem starke erste Halbzeit gespielt haben“, meinte Julian Baumgartlinger und ergänzte: „Es war eine unserer besten Spielhälften seit sehr langer Zeit.“ Insgesamt fiel die subjektive Charakteristik des 32-Jährigen trotz des starken Rückfalls sehr positiv aus. „Es war eine ziemlich runde Leistung von uns.“
Keine Erklärung
Der Teamchef war gemäß seinen Aussagen nicht bei einem anderen Match, er gab sogar zu, dass seine Mannschaft nach der Pause „die Spielkontrolle verloren“ habe. Eine plausible Erklärung dafür wurde vorerst nicht gefunden, außer der Erkenntnis, dass der Gegner Umstellungen vorgenommen habe. Ähnlich wurde die Leistungssteigerung gegen Griechenland argumentiert. Foda wies auf die taktische Umstellung im Wörthersee-Stadion hin. Auch David Alaba, dessen Darbietung bei seinem Comeback allgemein mit Wohlwollen aufgenommen wurde, fühlte sich durch die Änderungen bei Nordirland gestört. „Der Teamchef wollte zur Pause natürlich, dass wir so weitermachen, das ist nicht so gelungen. Wir haben nachgelassen, wir sind hektischer geworden.“ Er gelobte Besserung. „Wir stehen in einem Prozess, in dem wir uns hier noch weiterentwickeln müssen“, erklärte der Bayern-Legionär.
Dass die Begegnung in Belfast noch in eine Zitterpartie ausartete, war aber auch der mangelnden Chancenauswertung in Hälfte eins zuzuschreiben. Der neuerlich sehr auffällige Christoph Baumgartner hätte das Spiel alleine für Österreich entscheiden können, dafür traf Michael Gregoritsch, der bei seinen jüngsten Auftritten im Nationalteam einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen ließ. Die Tatsache, dass zahlreiche Torgelegenheiten herausgespielt worden sind, sollte jedenfalls Anlass für einen optimistischen Ausblick in die nähere Zukunft sein.
A-Liga
Die Österreicher haben es nun nach diesem Erfolg und dem Sprung an die Spitze selbst in der Hand, die Gruppe zu gewinnen und damit den Aufstieg in die A-Liga zu schaffen, was mit Matches gegen europäische Top-Nationen verbunden wäre. Darüber hinaus wäre Österreich dann wahrscheinlich im WM-Play-off dabei. Am Mittwoch geht es bei den am Sonntag von Norwegen schwer geschlagenen Rumänen um die Revanche für die 2:3-Heimniederlage vom September und um die Verteidigung der Tabellenführung.