Die Erschütterungen der zusammenbrechenden CommerzialbankMattersburg sind bis in das Fußball-Unterhaus hinunter zu spüren. Insbesondere der Regionalliga Ost droht eine verknappte Meisterschaft mit nur 13 Vereinen. Die Drittliga-Klubs sprachen sich bei einer Sitzung in seltener Einigkeit für eine Aufstockung auf wieder 16 Mannschaften aus und setzten den Landesverbänden ein Ultimatum.
"Wir haben einstimmig beschlossen, dass wir eine 16er-Liga wollen und wollen von den Landespräsidenten Wien, Niederösterreich und Burgenland bis Donnerstag eine Entscheidung", sagte Werner Trost, der Obmann von Traiskirchen nach der Sitzung. Laut Trost wurden bereits "weitere Maßnahmen" definiert, die bei einer negativen Entscheidung dann auch kommuniziert werden würden.
Roman Zeisel, der Obmann der Wiener Viktoria, hatte zuvor ein Meeting "zwischen 'Es reicht!' und 'Hilfeschrei" angekündigt. So mancher finanziell eher klamme Klub hätte nach dem Abbruch der Vorsaison durch die Coronavirus-Pandemie finanzielle Sorgen. Hinzu kommt ASV Draßburg, ein von der Commerzialbank gesponserter Club, dem nun ein beträchtlicher Budgetposten fehlt. Durch eine Saison mit 24 statt 30 Runden würden die Einnahmen noch einmal sinken.
Das Wunschszenario sieht jeweils einen Aufsteiger aus den beteiligten Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland vor. "Vienna, Elektra, Krems, Kottingbrunn, Siegendorf, Deutschkreutz - Anwärter gebe es genug", zählte Trost auf. Grundvoraussetzung für diesen Plan ist allerdings, dass die zweite Mannschaft von Rapid - bisher in der Regionalliga Ost spielend - den freien Platz, der durch die Insolvenz des SV Mattersburg in der 2. Liga frei wurde, einnehmen darf. Das ÖFB-Präsidium will hier laut Verbandsauskunft bis Mitte der Woche eine Entscheidung fällen.
Verband ist zurückhaltend
Bezüglich der Situation in der Regionalliga übt sich die ÖFB-Spitze in Zurückhaltung. Generalsekretär Thomas Hollerer teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit: "Eine etwaige Aufstockung der RLO liegt im Ermessen der beteiligten Landesverbände. Es muss berücksichtigt werden, dass sich ein solches Szenario auch auf alle Ligen darunter auswirkt."
Anders als im Falle der Jung-Rapidler, die als einziges Team Aufstiegsambitionen für die zweite Liga hegen, befürchten die betreffenden Landesspitzen Klagen von Mitbewerbern. Denn nach dem Abbruch aller Meisterschaften unter der 2. Liga gibt es keine Meister. Ein Aufstieg der damals führenden Teams sei von anderen Mitbewerbern juristisch anfechtbar, so die Argumentation. Doch zwingend müssten die Tabellenführer gar nicht aufsteigen, so Trost. "Es geht nur darum, die Liga wieder konkurrenzfähig zu machen. Wir haben Richtlinien gefunden, wo es keine Klagen geben würde. Jetzt sind die Landespräsidenten am Zug." Er führte auch einen möglichen Losentscheid ins Feld.
"13 Mannschaften in der Ostliga wäre eine Katastrophe, eine Farce", polterte auch Toni Polster, der die Viktoria trainiert. Die Regionalligen seien das Fundament der Profiligen, es gehe auch um die sportliche und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. "Die Verbände dürfen nicht tatenlos dabei zuschauen, wie ein Verein nach dem anderen in Schwierigkeiten kommt. Von daher ist eine Aufstockung für mich unumgänglich. Die Regionalliga muss gut und stark sein", sagte der frühere Torjäger. Die Zeit für mögliche Änderungen ist knapp: Das Transferfenster ist zu, Saisonstart ist bereits am 21. August.