ÖFB-Präsident Leo Windtner hält eine Fortsetzung der Saison in der Fußball-Bundesliga trotz der Coronavirus-Krise für wichtig. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte es "eine Flut an Klagen geben", warnte der Verbandschef in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Freitag-Ausgabe). Der Fußball solle auf dem grünen Rasen und nicht auf dem grünen Tisch entschieden werden.
Kommenden Mittwoch tagt das ÖFB-Präsidium, um unter anderem die Wertung der Ligen in allen Spielklassen bei einem möglichen vorzeitigen Abbruch festzulegen. Windtner warb um ein einheitliches Vorgehen in allen Landesverbänden. Bis zur Video-Konferenz werde auch ein vom ÖFB in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten vorliegen, auf dessen Basis die weitere Vorgehensweise beraten werden soll.
Den "Schwarzen Peter" will sich der Fußball-Bund bei einer möglicherweise unpopulären Entscheidung in der Bundesliga nicht umhängen lassen. Im Präsidium sind neben Windtner und den neun Landesverbandspräsidenten auch drei Vertreter der Bundesliga, Vorstand Christian Ebenbauer, Aufsichtsratschef und Admira-Präsident Philip Thonhauser sowie LASK-Präsident Siegmund Gruber, stimmberechtigt. "Hier wird das Wort dieser drei Liga-Vertreter mit Sicherheit großes Gewicht haben", meinte Windtner.
Wer startet im Europacup?
Der ÖFB nennt unter anderem die heimischen Europacup-Starter. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) habe laut Windtner diesbezüglich bisher keine Vorgaben gemacht. Dem belgischen Verband drohte UEFA-Präsident Alexander Ceferin nach der - noch nicht endgültig bestätigten - Entscheidung für einen vorzeitigen Abbruch der Liga vergangene Woche allerdings mit einem Verlust der Europacup-Startplätze für die kommende Saison.
Auch in der nächsten Saison werden die Folgen der Coronavirus-Pandemie noch spürbar sein. "Es ist tatsächlich davon auszugehen, dass wir einen noch nie da gewesenen komprimierten Kalender inklusive einer stark verkürzten Winterpause haben werden", sagte Windtner. Für das Nationalteam bedeute dies etwa Dreifachtermine. "Man wird terminlich überall ein Stück zusammenrücken müssen."
Mit der von Sportminister Werner Kogler in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellten Regierungshilfe für den Sport zeigte sich Windtner zufrieden. "Das ist ein erster, wirksamer Schritt", meinte der Oberösterreicher. "Ich gehe davon aus, dass der Fußball als größter Sportfachverband einen adäquaten Anteil erhält."
Hilfe müsse es sowohl für die Wirtschaftsbetriebe, also Proficlubs und Verbände, als auch für die Basis geben. "Das Geld sollte rasch und verlässlich fließen, nur rasche Hilfe ist wirksame Hilfe", betonte Windtner. Der ÖFB werde sich weiter für die Anliegen des Fußballs einsetzen und in der Corona-Krise "dafür kämpfen, dass etwa ein Übungsbetrieb in kontrollierter Form bald wieder aufgenommen wird".