Der mittlerweile 42-Jährige war geständig, zwischen September 2017 und September 2019 an mehrere Abnehmer insgesamt rund 80 Gramm Kokain weitergegeben zu haben.
Bis auf kleine Details bestätigte der Angeklagte die einzelnen ihm vorgeworfenen Fakten. "Ist so korrekt" oder "Wird hinkommen, ich habe nicht Buch geführt" stellte er fest, als Richterin Mariella Noe mit ihm Punkt für Punkt die inkriminierten Suchtgift-Geschäfte durchging.
Sollte das Urteil Rechtskraft erlangen, hat der Ex-Kicker gute Chancen, dass er die über ihn verhängte Strafe nicht im Gefängnis verbüßen muss und stattdessen eine Therapie erhält. Eigenen Angaben zufolge war Kuljic seit längerem süchtig und konsumierte zuletzt 0,4 bis ein Gramm Kokain täglich. Die damit verbundenen Kosten waren auch das Motiv für seine Gift-Geschäfte. Er habe das Kokain um 50 bis 55 Euro von seinem Stammdealer erworben und um 60 Euro weitergegeben. Neben einem "Aufschlag" von mindestens fünf Euro habe er jeweils ein bis zwei Gramm für sich abgezweigt, ehe er das Kokain weiterreichte, legte Sanel Kuljic vor Gericht offen.
Ohne seine Frau hätte der vormalige Spitzensportler sein Leben nicht finanzieren können. Sein Einkommen von zuletzt 1.300 Euro monatlich sei zur Gänze für Drogen draufgegangen, verriet Kuljic vor Gericht. Die "sonstigen Ausgaben" habe ausschließlich seine Partnerin bestritten. Nun wolle er von den Drogen loskommen und eine Therapie beginnen, betonte der 42-Jährige: "Ich will ein strafloses Leben. Ich bin vor wenigen Tagen Vater geworden."
Kuljics Verteidiger Philipp Wolm und Mathias Burger werden versuchen, für den Ex-Kicker einen Therapieplatz zu ergattern. Sollte im Fall der Rechtskraft der erstinstanzlichen Entscheidung - der Staatsanwalt gab dazu vorerst keine Erklärung ab - von einem Gutachter die Therapiefähigkeit und Therapiewilligkeit des Ex-Kickers bestätigt werden, wäre ihm ein Strafaufschub zur Bekämpfung seiner Suchtgiftergebenheit zu gewähren. Falls diese erfolgreich verläuft, kann die Strafe endgültig bedingt nachgesehen werden.
"18 Liter Blasentee"
Der Staatsanwalt bezweifelte allerdings, ob bei Kuljic die behauptete therapiebedürftige Suchtmittelergebenheit überhaupt vorliegt. Er verwies darauf, dass zunächst ein Suchtmittelverfahren wegen Eigenkonsums gegen den Ex-Sportler zurückgelegt wurde, weil dieser regelmäßig Harnproben abgab, in denen sich keine Suchtgift-Spuren nachweisen ließen. "Ich hab' getrickst", räumte Kuljic darauf ein, "ich hab' einen Tag vorher immer Tee getrunken. 18 Liter Blasentee. Damit waren die Tests negativ."
Kuljic war wegen seiner Verwicklung in den bisher größten Wettskandal im heimischen Sport - die versuchte Manipulation von 18 Spielen der ersten und zweiten österreichischen Fußball-Liga zwischen November 2004 und Oktober 2013 - im Herbst 2014 wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Im März 2017 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Die offenen rund eineinhalb Jahre bekam der 42-Jährige in der heutigen Verhandlung nicht widerrufen, so dass er vorerst nicht "nachsitzen" muss.
In Boutique festgenommen
Kuljic, der seit längerem von Drogenfahndern überwacht worden sein dürfte, war am 20. September 2019 in der Boutique seiner damals schwangeren Frau in Wien-Döbling festgenommen worden. Seither saß er in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft.
Vom heutigen Schuldspruch mitumfasst waren auch der illegale Besitz eines Teleskop-Schlagstocks und einer Faustfeuerwaffe. Letztere hatte Kuljic im Geschäft seiner Frau verwahrt. Die Schusswaffe habe er sich zugelegt, "weil ich Sachen aufdecken wollte", erläuterte der 42-Jährige. Er sei daraufhin bedroht worden. Unmittelbar vor seiner Festnahme hatte er via "Kronen Zeitung" behauptet, in der Fußball-Bundesliga fänden weiterhin Spielmanipulationen statt. Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) und der laut Kulijc primär betroffene Verein wiesen das zurück und leiteten rechtliche Schritte gegen den 42-Jährigen ein.