Bei der Wiener Austria hat ein neues Kapitel begonnen. Peter Stöger absolvierte seinen ersten offiziellen Arbeitstag als Sport-Vorstand des Fußball-Bundesligisten. An die Rückkehr des früheren Meistertrainers sind in Wien-Favoriten enorm hohe Erwartungen geknüpft - laut Stöger ein Mitgrund, warum er auch relativ lange überlegt habe, das Angebot seines Herzensclubs anzunehmen.
Einerseits schmeichle es, wenn sich das Umfeld über die Rückkehr freue und eine große Erwartungshaltung herrsche, erklärte Stöger bei seinem Amtsantritt vor Journalisten. "Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass Dinge, die man entwickeln will, Zeit brauchen", betonte der 53-Jährige. "Aber es gibt schlimmere Anfangssituationen, als wenn die Leute Hoffnung haben und den Glauben daran, dass mit der Bestellung von mir und meinen Leuten und meinen Ideen etwas weitergeht."
Am Samstag (17Uhr) steht das erste Saisonheimspiel gegen Vizemeister LASK auf dem Programm - laut Stöger die Chance zu zeigen, dass das beim verpatzten 1:3 zum Ligastart bei Aufsteiger WSG Tirol gezeigte "im Normalfall nicht unser Gesicht" ist. "Wenn du negativ startest, ist das zweite Spiel zu Hause immer ein wichtiges Spiel, um Dinge, die wir vorantreiben wollen, nicht noch schwieriger zu gestalten", erklärte der neue Sportchef. "Aber Sport ist nicht kalkulierbar." Und Fußball sei es schon gar nicht.
Ideen sollen Früchte tragen
Sorgen über ein mögliches Scheitern macht sich Stöger angesichts der an seine Rückkehr geknüpften Hoffnungen beim Ligavierten der Vorsaison nicht. "Ich habe in den letzten zehn Jahren relativ viel mit Stress und mit Drucksituationen - so meine ich - relativ gut umgehen können", sagte der frühere Köln- und Dortmund-Trainer. "Dass ich selbst jetzt versage und jemand sagt, der hat das nicht hingekriegt, da habe ich gar keine Angst. Wenn es nicht funktioniert, wäre ich viel trauriger für den Verein als für mich selbst."
Die Hoffnung sei, dass seine Ideen im Verein Früchte tragen - und in ein oder zwei Jahren auch erste Ansätze und Entwicklungen sichtbar seien. "Das Rad werden wir nicht neu erfinden, und von heute auf morgen wird es auch nicht gehen", meinte Stöger. "Ich glaube aber, dass wir ein bisschen was ins Laufen bringen werden."
Stögers Vertrag läuft vorerst wie jener des nun wieder primär für die wirtschaftlichen Agenden zuständigen Vorstandsvorsitzenden Markus Kraetschmer bis 2021. Unterstützung erhält er von Sportdirektor Ralf Muhr und vom neu eingesetzten Sportkoordinator Alexander Bade. Muhr soll weiterhin nah an der Kampfmannschaft dran sein, Bade, ein Vertrauter von Stöger aus gemeinsamen Köln- und Dortmund-Zeiten, sein gutes Netzwerk auch für die Akquise von Talenten nutzen.
Verbesserungspotenzial sieht Stöger beim Scouting, bei der Weiterentwicklung von Eigenbauspielern, aber auch beim Zuschauerzuspruch. "Das Flaggschiff wird immer die erste Mannschaft sein", erklärte der Meistermacher von 2013. "Das ist das, was die Leute auf den ersten Blick interessiert, die Fans, die Sponsoren, die Geldgeber. Da müssen wir schauen, dass wir fit werden." Seine Aufgabe sei aber nicht nur die erste Mannschaft. Die Chance, die er sieht: "Wir haben im Grunde eine sehr, sehr gute Struktur und auch gute Voraussetzungen im Bereich der Akademie und der 2. Liga mit den Young Violets, dass wir da eine Durchgängigkeit haben könnten."
Schon in den Tagen nach seiner in der Vorwoche erfolgten Bestellung war Stöger damit beschäftigt, die wichtigsten Mitarbeiter im Sportbereich kennenzulernen. Dazu stand eine ausgiebige Sitzung mit Vorstandskollege Kraetschmer auf dem Programm. Sportlich bleibt vorerst ein Europacup-Platz das Saisonziel ("Im Idealfall nicht ganz so knapp wie im letzten Jahr"). Und dann soll sich irgendwann auch Stögers Traum von einem volleren Stadion erfüllen. Dafür müsse man sich Vertrauen und Glaubwürdigkeit erarbeiten. Stöger: "Es ist genug zu tun in der Außenarbeit, aber auch auf dem Platz."