Zwei Details waren dem gelernten Installateur Friedl Koncilia bei seinen Fernoststudien sofort ins Auge gestochen: der Spülkasten als Waschbecken und die integrierte Klodusche. Aber auch auf sportlicher Ebene galt in Japan das Reinheitsgebot. Fußball, sonst nichts, stand beim Trainer von Gamba Osaka auf der Tagesordnung. Die drei Jahre im Land der aufgehenden Sonne haben für Koncilia bis heute, 20 Jahre danach, nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Es war die Lebensweise eines völlig anderen Kulturkreises, die den Österreicher, der damals auch ein schweres Erdbeben miterlebte, stark bewegte. Als besondere Verhaltensauffälligkeit zog ihn die „Gelassenheit“ in ihren Bann. „Da können wir von den Japanern viel lernen. Es gibt keine Hektik.“ Und außerdem „nehmen sich die Österreicher viel zu wichtig“. Die Außensicht legt den Blick auf das große Ganze frei. „Du merkst, wie unbedeutend unser Land eigentlich ist.“ Auch der Geist wurde ordentlich durchgespült.
Seit damals ist viel Wasser die Ischl hinuntergeronnen, jenen Fluss, an dessen Ufer sich der gebürtige Kärntner vor mittlerweile 15 Jahren niedergelassen hat und den er im Sommer auch zum Baden mit seinen Kindern nützt. Ein Wehr ermöglicht den nötigen Tiefgang. Diesen erlebt der heute 70-Jährige tagtäglich auf privater Ebene, denn für die zehnjährige Lavinia und den neunjährigen Esteban kann der Vater von insgesamt vier Kindern (Stefan, Martina aus erster Ehe) sehr viel Zeit aufbringen. „Es sind Wunschkinder und sie halten mich jung“, sagt Koncilia, dessen ältester Sohn Stefan demnächst 50 wird.
In der Kaiserstadt
Seine Residenz in der nach seinen Aussagen noch immer nach dem Kaiser verrückten Stadt Bad Ischl ist das Hotel Oase, eine Frühstückspension mit elf Zimmern, die er gemeinsam mit seiner zweiten, um 26 Jahre jüngeren Frau Jasmin betreibt. Und wieder kommt der erlernte, aber nie ausgeübte Beruf ins Spiel. Bei den derzeitigen umfangreichen Renovierungsarbeiten kann dem Installateur niemand etwas vormachen.
Nicht baden gegangen ist Koncilia in seiner Fußballerkarriere, die dem österreichischen Rekordnationaltorhüter zahlreiche Höhepunkte beschert hat. Zur schönsten persönlichen Erinnerung kürt Koncilia den Moment, als er 1979 in der Weltauswahl mitwirken durfte. Diese spielte in Buenos Aires gegen den damals amtierenden Weltmeister Argentinien, mit einstigen Größen wie Zico, Paolo Rossi oder Michel Platini und … Koncilia.
Auch Europacup-Auftritte mit der Wiener Austria oder mit Wacker Innsbruck in Barcelona, Mailand oder Glasgow haben sich ins Gedächtnis eingebrannt. „Diese Erinnerungen kann dir niemand nehmen.“ Koncilia hütete bei zwei Fußball-Weltmeisterschaften das rot-weiß-rote Tor, 1978 in Argentinien – ja, das 3:2 gegen Deutschland in Cordoba war auch dabei – und 1982 in Spanien.
Heute genießt er vorwiegend die Matches der deutschen Bundesliga, wobei ihm der FC Bayern in dessen aktueller Ausprägung besonders imponiert. Die österreichische Bundesliga trifft hingegen nicht ganz seinen Geschmack. „Ich schaue sie mir schon an, aber das hat auch masochistische Gründe“, sagt er mit verschmitztem Lächeln.
Salzburg bildet für ihn eine rühmliche Ausnahme. Sohn Esteban spielt in der U10 von Strobl, die kürzlich in einem Turnier auch den Altersgenossen von Red Bull begegnete. Von dessen Nachwuchs zeigte sich Koncilia begeistert. „Unglaublich, was die draufhaben.“ Er selbst spielt gern Golf. „Wenn es das Wetter zulässt, bin ich jeden Tag auf dem Platz.“ Seinem jungen Sohn bescheinigt er in dieser Disziplin großes Talent. Die nächsten zehn Jahre werden spannend.