„Drei Monate vor der EM war ich nicht sicher, ob ich überhaupt noch ein Spiel würde bestreiten können“, sagte der 31-jährige Alvaro Morata im Interview des spanischen Radiosenders Cope. Bei mentalen Problemen spiele es keine Rolle, welchen Job man ausübe. „Manchmal hasst man am meisten das, was man am meisten liebt.“
Wegen des Erfolgsdrucks und der Kritik an seinen Leistungen sei es zum Teil so weit gekommen, dass er nicht einmal die Schuhe habe schnüren können, erzählte Morata, der sich im August von seiner Frau Alice trennte. Mit dem italienischen Model, mit dem er sieben Jahre verheiratet war, hat der seit Sommer für Milan spielende Stürmer vier Kinder. Die Depression, die Kritik und unangenehme Erlebnisse auf der Straße hätten dazu geführt, dass er Atlético Madrid verlassen habe, um nach Italien zu gehen, verriet Morata. „Für mich war es das Beste, Spanien zu verlassen. Es gab einen Moment, an dem ich es nicht mehr ertragen konnte.“
Irgendwann sei es ihm sogar „peinlich“ gewesen, mit seinen Kindern auf die Straße zu gehen. „Jedes Mal, wenn ich rausging, gab es irgendeinen Vorfall, manchmal auch ohne böse Absicht. Leute, die über etwas geredet haben, was in früheren Spielen vorgefallen war. Schließlich wollten meine Kinder nicht einmal mehr mit mir einkaufen gehen.“ Eine Psychiaterin habe ihm geholfen. Er sei auch mit Medikamenten behandelt worden. „Das ist schließlich eine Krankheit wie jede andere.“ Bei Atlético hätten ihm Trainer Diego Simeone und einige Kameraden geholfen. Und er habe auch von Profis Unterstützung erfahren, die ähnliche Probleme erlebt hätten, wie etwa Andrés Iniesta und Bojan Krkic.
Morata, der unter anderem auch für Real Madrid, Juventus Turin und Chelsea spielte, räumte ein, dass der Gewinn der Europameisterschaft in Deutschland ebenfalls zur Besserung beigetragen habe. Seitdem erfahre er in seiner Heimat mehr Respekt. Er erzähle nun alles nicht, um Mitleid zu wecken, „sondern um Menschen in ähnlichen Lagen zu helfen“.