Spaniens Fußball-Rekordnationalspieler und Club-Ikone Sergio Ramos verlässt nach 16 Jahren Real Madrid. Der 35-jährige Abwehrchef, der von Nationaltrainer Luis Enrique nicht für die laufende EM nominiert wurde, konnte sich mit dem neuen Club von David Alaba nicht auf eine Verlängerung seines am 30. Juni auslaufenden Vertrages einigen.
Bei Ramos' Abschieds-Pressekonferenz stockte die Stimme, im Publikum wurden die Augen feucht. Und auch Ramos konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Der Moment ist gekommen", sagte der Spanier. "Einer der schwersten in meinem Leben. Man ist nie bereit, Real Madrid adios zu sagen."
15 Jahre, 22 Titel, darunter vier Triumphe in der Champions League, viele Jahre der Kapitän, der Antreiber, der Unermüdliche, der Kämpfer in Person. 671 Spiele im Trikot der Königlichen, 101 Tore, davon viele in wichtigen Partien. "Abgesehen von den Zahlen wirst Du immer einer unserer Kapitäne sein und einer unserer Lieblinge", sagte Klub-Boss Florentino Perez.
Am Abend vorher hatte Real mitgeteilt, dass Ramos keinen neuen Vertrag mehr bekommt. Abgezeichnet hatte sich das seit einiger Zeit. Verletzungsbedingt war der Abwehrchef seltener zum Einsatz gekommen. Und dennoch verneigten sich auch nicht wenige, die bei der Europameisterschaft in vielen Ländern verstreut die Nachrichten vom Ramos-Aus bei Real verfolgten. Wie Toni Kroos im deutschen Camp. "Bester! Verteidiger! Jemals!", schrieb der Mittelfeldspieler von Real Madrid am Donnerstag bei Twitter.
"Mehr als ein Kapitän, mein Freund, mein Bruder. Danke für die ganzen Momente, die wir auf diesem Erfolgsweg zusammen erlebt haben", schrieb Reals Angreifer Karim Benzema, der sich mit Weltmeister Frankreich in Budapest auf das nächste Gruppenspiel gegen Ungarn vorbereitet.
Dass Ramos, der im Sommer 2005 mit 19 Jahren vom FC Sevilla nach Madrid gewechselt war, dennoch nicht den Abschied bekommt, dem ihm sicher alle gewünscht hätten, nämlich in einem ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu, ist der Corona-Pandemie geschuldet. "Am Ende sind die Umstände, wie sie sind", sagte Ramos. Er fühle sich dennoch privilegiert, so eine Verabschiedung bekommen zu haben, betonte er, nachdem er unter anderem auch vor und hinter den 22 blank polierten Trophäen seiner Real-Karriere posiert hatte.
Über seine Zukunft wird viel spekuliert, bekannt ist nichts, bestätigt erst recht nichts. Ob es ein anderer Top-Verein aus Europa wird wie Manchester City oder Paris Saint-Germain, alles offen. In einem Posting, das Ramos am Abend bei Instagram veröffentlichte, dürfte er Gerüchte um einen Wechsel innerhalb Spaniens, womöglich zurück nach Sevilla, angeheizt haben. "Ich möchte nicht Lebewohl sagen, ich sage nur bis bald, denn ich komme wieder."