Die Ankündigung von Barca-Idol Lionel Messi, seinen Verein nach 20 Jahren zu verlassen, sorgte für Entsetzen in der Küstenmetropole - und der Schuldige war schnell ausgemacht. Messis Verhältnis zu Club-Präsident Josep Bartomeu gilt seit Monaten als gestört. In der Corona-Krise hatte es wegen Gehaltskürzungen Zoff zwischen den Stars und dem Clubchef gegeben. Messi hatte das Vorgehen des Vereins öffentlich kritisiert, fühlte sich und seine Mitspieler als Sündenböcke. "Verdorbenes Ende einer Ära", schrieb die Zeitung "El Mundo" am Mittwoch. Medienberichten zufolge wollen einige Direktoren des FC Barcelona alsbald zurücktreten, andere schlagen einen Misstrauensantrag gegen Bartomeu vor.
Und Messi? Noch hat sich der sechsmalige Weltfußballer, der mit Barcelona so viele Titel gewonnen hat und Vorbild von Millionen ist, nicht persönlich geäußert. Dass er mittels Fax-Nachricht die Absicht zum Abschied geäußert hat, bestätigte der FC Barcelona selbst. Spekuliert wird, dass Messi auf diese Weise auch den Rücktritt von Bartomeu erzwingen will.
Ein anderer Grund für seinen Schritt könnte der neue Trainer Ronald Koeman sein. Nach seinem Amtsantritt soll der Niederländer im Gespräch mit dem argentinischen Superstar dessen Sonderstellung infrage gestellt haben, berichtete etwa das argentinische Online-Portal "Diario Ole". Die aktuelle Mannschaft gilt als satt und teils überaltert, als nicht mehr schnell und bissig genug für die Anforderungen des modernen Pressing.
Der 33-jährige Messi will laut Medienberichten eine Klausel in seinem Vertrag ziehen, durch die er am Ende jeder Saison einseitig kündigen könne. Ein juristisches Hickhack droht, denn es gibt ein Problem: Die Frist zur Aktivierung der Klausel ist aus Sicht des Vereins für die vergangene Saison bereits im Juni abgelaufen, schrieben "Mundo Deportivo" und auch andere Medien. Messi sei der Ansicht, die Frist müsse verlängert werden, weil auch die Saison wegen der Corona-Zwangspause länger als geplant lief.
Falls der Club auf seinem Standpunkt beharrt, müssten Interessenten tief in die Tasche greifen: die Ablösesumme beträgt laut Medien 700 Millionen Euro Ablöse. Ob diese von den angeblich interessierten europäischen Top-Clubs wie Manchester City, Juventus Turin, Paris Saint-Germain, Manchester United oder Inter Mailand bezahlt werden kann, ist fragwürdig.
Laut ESPN soll es in der vergangenen Woche ein Telefonat zwischen City-Trainer Pep Guardiola und Messi gegeben haben. Beide kennen sich aus der erfolgreichen Zeit mit dem FC Barcelona und schätzen sich sehr. Dem Bericht zufolge halte man es in Manchester für möglich, Messi zu finanzieren.
Zuspruch erhielt Messi auch von ehemaligen und aktiven Spielern. Barca-Legende Carles Puyol schrieb auf Twitter: "Respekt und Bewunderung, Leo. Meine ganze Unterstützung, mein Freund." Messis Freund und Teamkollege Luis Suarez reagierte auf Twitter mit klatschenden Händen. Er soll laut des katalanischen Radiosenders RAC1 als einer der ersten einen Anruf von Koeman erhalten haben, in dem ihm der neue Coach mitgeteilt haben soll, nicht mehr mit ihm zu planen. Vielleicht ist auch das ein Grund für den Wechselwunsch des Argentiniers.