Einen Tag vor Weihnachten steigt in Spanien noch einmal ein großes Fußball-Spektakel. Im Estadio Bernabeu geht am Samstag der "Clasico" zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona und damit das publikumswirksamste Duell auf nationaler Club-Ebene in Szene.

Das Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen wird in 188 Ländern live übertragen, darunter in Österreich auf DAZN. Insgesamt werden bis zu 650 Millionen TV-Zuschauer erwartet, auch weil die Partie zu einer für den asiatischen Markt zuschauerfreundlichen Zeit um 13.00 Uhr MEZ angepfiffen wird.

Real geht mit dem Selbstvertrauen des frisch gebackenen Club-Weltmeisters in die Partie, steht jedoch unter Zugzwang. Bei einem Spiel weniger fehlen dem viertplatzierten Champions-League-Sieger schon elf Punkte auf den Spitzenreiter aus Katalonien. Eine Niederlage würde also die Hoffnung auf einen neuerlichen Gewinn des Meistertitels gehörig dämpfen. Selbst ein Remis wäre für die "Königlichen" nicht gerade hilfreich.

Zum Siegen verpflichtet

Daher gab Kapitän Sergio Ramos die Marschroute vor. "Wir sind aufgrund dieser Situation mehr denn je dazu verpflichtet, zu gewinnen, um weiterhin um die Liga kämpfen zu können." Ähnlich äußerte sich sein Clubkollege Toni Kroos: "Um das Titelrennen offen zu halten, sollten wir die Partie gewinnen."

Hoffnungsträger von Real ist einmal mehr Cristiano Ronaldo, der allerdings die Trainingseinheiten am Mittwoch und Donnerstag wegen einer Wadenblessur verpasste. Die spanischen Medien gingen jedoch davon aus, dass der Portugiese rechtzeitig für das Duell mit seinem Dauerkonkurrenten Lionel Messi fit wird.

Der Argentinier, mit 24 Treffern erfolgreichster Goalgetter in der "Clasico"-Geschichte, präsentierte sich zuletzt in Topform und führt die Liga-Torschützenliste mit 14 Tore souverän an. Zehn Treffer weniger hat Ronaldo auf dem Konto, durfte dafür aber am Samstag über sein Goldtor zum 1:0-Finalsieg bei der Club-WM über Gremio jubeln.

Ronaldo schwächelt

Auch wegen Ronaldos mangelnder Liga-Ausbeute steht Real in der Liga mit neun Siegen, vier Unentschieden und zwei Niederlagen aus den ersten 16 Runden überraschend schlecht da. Demgegenüber hält Barca bei 13 Erfolgen und drei Remis und würde mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung Meistertitel schaffen.

Dennoch gab man sich im Lager der seit 24 Pflichtspielen ungeschlagenen Katalanen betont zurückhaltend. "Wenn wir gewinnen, wäre das für Real ein schwerer Schlag, aber es wäre nicht das Ende ihrer Titelchancen", betonte Linksverteidiger Jordi Alba, und Trainer Ernesto Valverde ergänzte: "Zu diesem Zeitpunkt wird nichts entschieden. Die Meisterschaft dauert noch lange, und Atletico Madrid liegt auch nur sechs Punkte hinter uns."

Der Barca-Coach muss Innenverteidiger Samuel Umtiti sowie die Offensivspieler Ousmane Dembele und Paco Alcacer vorgeben, während Real wohl aus dem Vollen schöpfen kann. Außerdem stimmt die "Königlichen" ein Blick auf die jüngsten Kräftemessen zuversichtlich: Beide Partien um den spanischen Supercup gingen im August an die Madrilenen.

Übliche Stichelein

Allerdings gewann Barcelona die jüngsten zwei Liga-Duelle im Estadio Bernabeu, so auch im vergangenen April, als Messi in der 92. Minute das 3:2 erzielte und danach sein Trikot den erbosten Real-Fans entgegenstreckte. Diverse Sticheleien sind bei "Clasicos" üblich - da passt es auch ins Bild, dass Real im ersten Spiel nach dem Club-WM-Titel von den Barca-Profis erwartet, am Samstag Spalier zu stehen.

Seit jeher haben Duelle zwischen den beiden Großclubs auch eine politische Komponente, schließlich gilt Real als Vertreter der spanischen Zentralmacht und Barcelona als Symbol für Kataloniens Unabhängigkeitsbestrebungen. Vor diesem Hintergrund werden rund um das Spiel, das zwei Tage nach den Regionalwahlen in Katalonien über die Bühne geht, auch Ausschreitungen befürchtet.