Liverpool hat den englischen Fußball-Klassiker gegen Manchester United mit 4:0 klar für sich entschieden. Angesichts des privaten Schicksalschlags, der United-Star Cristiano Ronaldo ereilt hat, rückte der Sport am Dienstag aber etwas in den Hintergrund. Vor allem, als die Stadionuhr die 7 zeigte, spendeten die Zuschauer Beifall und intonierten für Ronaldo die Hymne "You'll Never Walk Alone". Dies sei "der Moment des Spiels" gewesen, befand Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.
"Exakt so sollte Fußball sein - alle Rivalitäten beiseite in diesem Moment", sagte der Deutsche. "Es gibt da nur eine Sache, die wichtig ist, und das war wirklich eine Demonstration von Klasse." Der Zeitpunkt der Aktion war Ausdruck dessen, dass der Superstar seit Jahren die Rückennummer 7 trägt. Alle Profis von Liverpool und Manchester spielten am Dienstagabend mit Trauerflor. Ronaldo fehlte aus persönlichen Gründen.
Der 37-Jährige trauert mit seiner Partnerin Georgina Rodriguez um den gemeinsamen Sohn. Die Formulierung in einer Erklärung vom Wochenbeginn lässt darauf schließen, dass dieser eine Zwillingsgeburt nicht überlebt hat. "Nur die Geburt unseres kleinen Mädchens gibt uns die Kraft, in diesem Moment etwas Hoffnung und Heiterkeit zu haben", heißt es darin. "Das ist das Schlimmste, das passieren kann", sagte United-Trainer Ralf Rangnick. "Wir sind alle bei ihm. Wir wünschen ihm und seiner Familie, dass sie zusammen stark sind."
Während die "Red Devils" also in mehrerlei Hinsicht vom Alltag gebeutelt sind, läuft es in Liverpool derzeit rund. "Das war wirklich ein guter Abend für alle mit einem Liverpool-Herzen", sagte Klopp. Luis Diaz (5.), Doppeltorschütze Mohamed Salah (22., 85.) und Sadio Mané (68.) trafen für die "Reds", die damit weiterhin Chancen auf vier Titel haben. Bei einem Spiel mehr übernahm Liverpool die Tabellenführung der Premier League mit zwei Punkten Vorsprung auf Manchester City, die Qualifikation zur Champions League ist sechs Spiele vor dem Ende bereits perfekt.
Manchester United dagegen verpasste es, nach Punkten mit Tottenham auf Rang vier gleichzuziehen, hat zudem ein Spiel mehr absolviert als die "Spurs". Eine Verletzung von Paul Pogba verschärft die Situation. "Er hat sich den Wadenmuskel gezerrt", klärte Rangnick auf.
Der Deutsche betonte, dass sich in Manchester viel ändern müsse, wenn man Liverpool einholen will. "Man muss einfach akzeptieren, dass sie sechs Jahre Vorsprung haben. Als Jürgen Klopp gekommen ist und all die Veränderungen gemacht wurden, das hat den Club - und auch die Stadt - auf ein ganz neues Level gehoben. Das muss hier auch passieren in den kommenden Transferfenstern", mahnte Rangnick, dessen Tätigkeit als Interimstrainer nach der Saison endet. Neuer "Manager", wie es in England heißt, wird laut übereinstimmenden Medienberichten der Niederländer Erik Ten Hag. Aktuell ist er noch bei Ajax Amsterdam beschäftigt.