Der ur-ur-sprünglichen Herkunft nach war "Omikron", der mittlerweile zu weltweiter, wenn auch zweifelhafter Popularität gelangte 15. Buchstabe des griechischen Alphabets, das "Auge". Und es wacht in den Ländern höchst unterschiedlich über ihre Bürger, das Auge des jeweiligen Covid-19-Gesetzes. Großbritannien nimmt derzeit gewissermaßen eine Sonderstellung ein, vor allem im Sektor des Profisports.
Auf der Insel breitet sich die Omikron-Variante des Corona-Virus so rasant aus wie in kaum einem anderen Flecken der Erde. Dass der Sport davon nicht befallen würde, blieb natürlich eine Illusion und am Wochenende kam es in der Premier League zu gröberen Einschnitten, weil vor allem Spieler betroffen waren. 90 Profis standen ihren Klubs nicht zur Verfügung, sechs der zehn Erstliga-Partien wurden abgesagt.
Eine interne Untersuchung ergab vergangene Woche, dass 16 Prozent der Spieler noch nicht geimpft sind. Am Montag veröffentlichte die Liga eine angeblich 92-prozentige Durchimpfungsrate. Die Zuverlässigkeit der Zahlenspiele ist zumindest anzuzweifeln. Manche, wie Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, wünschen sich ein rigoroses Vorgehen gegen die Stich-Verweigerer. Der Deutsche erklärte jedenfalls, dass die "Reds" künftig keine ungeimpften Spieler verpflichten würden. Auch andere Trainer haben den Betroffenen schon die Rute ins Fenster gestellt.
Keine Komplett-Streichung
Am Montag tagte der Krisenstab der Premier League, mit dem Ergebnis, dass eine Absage des traditionell extrem dichten Weihnachts- und Neujahrsprogramms nicht infrage komme. Vom "Boxing Day" (26. Dezember) an sind binnen einer Woche drei Runden zu absolvieren, das wäre im engen Terminkalender nicht mehr unterzubringen. Die Frage ist nur, was passiert, wenn die Klubs die Mindestanforderung von 14 Spielern nicht mehr erfüllen können.
Auch sonst sind die Maßnahmen gegenüber Omikron nicht gerade von enormer Schärfe gekennzeichnet. In den Stadien gilt nur 3G, also geimpft, genesen oder getestet, wobei es sich um Antigen-Tests handelt. Die Arenen bieten dem Virus also eine gewaltige Angriffsfläche. Die Wochenend-Partien waren durchwegs ausverkauft. In London, dem Epizentrum des aktuellen Corona-Bebens, herrschte Massenandrang beim Schlager zwischen Tottenham und Liverpool, wo 45.000 Fans zugegen waren. Der St. James Park in Newcastle war im Match gegen Manchester City mit 52.000 Zuschauern so gut wie ausverkauft. Das lässt für die kommenden Wochen nichts Gutes vermuten.
Im Darts-Fieber
Noch wesentlich besser für aufbereitet ist die Umgebung für das Virus im Basislager der Pfeilwerfer. Im Alexandra Palace zu London tummeln sich seit 15. Dezember alltäglich 3000 von jeglichen Anti-Corona-Maßnahmen praktisch befreite Darts-Verrückte anlässlich der bis 3. Jänner andauernden 29. Weltmeisterschaft. Auch hier genügt ein Antigentest für den Eintritt in die dicke, dem Erreger beste Bedingungen bietende Luft. Das Darts-Fieber breitet sich buchstäblich pandemisch aus. Die Maskenpflicht ist de facto aufgehoben, denn schließlich kommen die Menschen zum Schauen und vor allem auch Konsumieren in den Darts-Tempel. Allerdings mehren sich mittlerweile die Stimmen, die auf ein Zuschauerverbot im legendären "AllyPally" drängen. Ein die Fans ins Mark treffender Ausschluss der Öffentlichkeit wird tatsächlich schon für die Wettkampftage nach Weihnachten in Erwägung gezogen.
Für die Besucher der Fußball-Stadien ist eine vergleichbare Vorgangsweise derzeit noch nicht angedacht. Sollte sich jedoch die Ansteckungsquote unter den Spielern im Ausmaß der vergangenen Tage fortsetzen, erledigt sich dieses Problem wohl von selbst. Die Pandemie auf der Insel droht, sich sehenden Auges auf das nächste Desaster zuzubewegen.
Die Italiener gehen rigoroser gegen das Virus vor. Trotz einer Durchimpfungsrate von 98 Prozent unter den Fußball-Profis der Serie A dürfte am Donnerstag die 2G+-Regel in Kraft treten. Das heißt, alle Zuschauer müssen geimpft und getestet sein.
Pause für die NHL
In den US-Profiligen herrscht unterdessen Alarmstufe Rot. Wegen der zahlreichen Corona-Fälle und nach insgesamt bereits 49 wegen der Pandemie verschobenen Partien pausiert die National Hockey League (NHL) vom 22. bis 25. Dezember. Auch in der National Football League sind die Fälle zuletzt stark gestiegen. Aufgrund des engmaschigen Netzes wurden 47 Spieler positiv getestet.