Genau 22,3 Millionen Euro hat West Ham an Stoke City überwiesen, um Marko Arnautovic nach London zu lotsen. Wer glaubt, dass der ÖFB-Teamspieler damit nur annähernd in den Bereich der Toptransfers in der Premier League kommt, irrt gewaltig.
Der 22-malige Torschütze in Englands höchster Liga liegt mit dieser Ablösesumme in dieser Transferperiode gerade einmal auf Platz 19. Mehr als eine Milliarde Euro investierten die Premier-League-Klubs in dieser Transferzeit bislang an Ablösesummen. Den mit Abstand teuersten Transfer der Liga vollzog Rekordmeister Manchester United. Das Team von Trainer Jose Mourinho legte 84,7 Millionen Euro auf den Tisch, um den belgischen Stürmerstar Romelu Lukaku von Everton zu verpflichten. Nicht nur deswegen kristallisierte sich Manchester zur Hauptstadt der Transferzeit heraus. Auch Stadtrivale Manchester City war am Transfermarkt sehr aktiv und gab mehr Geld für neue Spieler aus als jeder andere Verein in diesem Sommer.
Die Kleinen können nicht mehr mit
Acht der 13 teuersten Premier-League-Sommerneuzugänge spielen in Zukunft in der 500.000-Einwohner-Stadt im Nordwesten Englands. Die Spitzenklubs der Liga sind längst bekannt dafür, überdurchschnittlich hohe Ablösen zu bezahlen. Transfers jenseits der 30-Millionen-Marke tätigten in diesem Sommer ausschließlich Vereine aus den Top sechs der Premier League. Trotz des milliardenschweren TV-Vertrages ist es für kleinere Vereine kaum möglich, bei diesen Summen mitzuhalten.
Obwohl die englischen Klubs fleißig investieren, warten die Briten schon fünf Jahre auf einen Champions-League-Titel. Gemessen an der UEFA-Fünfjahreswertung ist die Premier League sportlich gesehen nur die Nummer drei in Europa. Aber das soll sich ändern, wie Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender von Bayern München, meint. "Bei den TV-Geldern ist England nie mehr einzuholen. Dazu haben sie im ersten Schritt viele ausländische Topspieler geholt, im zweiten Schritt viele gute Trainer. Daher bin ich überzeugt, dass der englische Fußball Stück für Stück nach oben kommen wird", sagt der Deutsche, der ein gravierendes Problem im Managermodell in England (Trainer und Manager in Personalunion) sieht: "Da liegt ein gewisser Denkfehler. Indem eine Person die Taktik, das Training und den Transfermarkt regelt, macht sich der Verein zu sehr von dieser abhängig. Wenn sie das korrigieren und auch noch Topmanager verpflichten, wird es spannend."
Mit Sebastian Prödl, Daniel Bachmann (beide Watford), Kevin Wimmer (Tottenham), Markus Suttner (Brighton), Christian Fuchs (Leicester) und Arnautovic werden ab Freitag sechs Österreicher in der Premier League mitwirken. Noch einmal zurück zu Arnautovic: Vor 18 Jahren wäre der Wiener noch der teuerste Neuzugang gewesen. 1999 wurde diese Ehre Emile Heskey (um 16,5 Millionen Euro zu Liverpool) zuteil.