Die Verpflichtung von Thomas Tuchel als neuer England-Trainer sorgt im Mutterland des Fußballs für Diskussionen, aber auch für Kritik. „Ich denke, wir schaden uns selbst, wenn wir akzeptieren, dass Thomas Tuchel besser ist, besser als alle anderen englischen Trainer“, sagte etwa der 85-fache Nationalspieler Gary Neville bei Sky. „Ich glaube schon, dass man hervorragende englische Trainer hätte ernennen können.“

Der 85-fache Nationalspieler Gary Neville 
Der 85-fache Nationalspieler Gary Neville  © AFP / Oli Scarff

Ähnlich wie Neville, der als taugliche englische Tuchel-Alternativen Eddie Howe oder Graham Potter ins Treffen führte, sah es auch Ex-Nationalspieler Jamie Carragher. „Wenn ich jetzt an England denke und wir so kurz davor stehen, ein großes Turnier zu gewinnen. Es wurde so viel gute Arbeit in die Ausbildung dieser Spieler gesteckt, dann kommt es mir einfach nicht richtig vor, einen ausländischen Trainer zu holen“, sagte der langjährige Liverpool-Profi.

Was die Nationalelf vom Vereinsfußball unterscheide, sei die Tatsache, dass es Menschen aus einem Land seien. „Es geht nicht nur um England. Ich glaube nicht, dass Italien das tun sollte, ich glaube nicht, dass Deutschland das tun sollte, ich denke nicht, dass Frankreich das tun sollte. Portugal hat es im Moment mit Roberto Martinez, was ich seltsam finde“, ergänzte Carragher, der gleichwohl Tuchel als „brillanten Trainer“ ansieht. Auch der frühere Stürmerstar Gary Lineker ist der Meinung, „dass der Trainer einer Nationalmannschaft auch aus dem Land selbst kommen sollte“, wie der 63-Jährige im Podcast „The Rest Is Football“ sagte.

Laut Neville stecke das englische Coaching „in der Klemme“. Englische Trainer seien am wenigsten respektiert von den großen Nationen. „Spanische, deutsche, italienische und portugiesische Trainer sind für ihren Spielstil, für ihre Philosophie bekannt.“

Der frühere Nationalverteidiger Stuart Pearce hätte ebenfalls einen englischen Coach als Nachfolger von Gareth Southgate vorgezogen, richtet nun aber große Erwartungen an Tuchel. „Ich werde ihn jetzt danach beurteilen, was er für den englischen Fußball tut, und manchmal geht das über die Ergebnisse hinaus. Ich möchte, dass er mir zeigt, dass er ein echtes Interesse daran hat, den englischen Fußball und englische Trainer zu entwickeln“, sagte Pearce dem Mirror.