Die Elf von Trainer Manfred Schmid bot aller personellen Ausfälle zum Trotz dem haushohen Favoriten Villarreal Donnerstagabend in der Fußball-Conference-League Paroli, auch wenn am Ende das Glück fehlte und die Partie 0:1 verloren ging. "Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment aussprechen", sagte Schmid nach dem Match.
Nach dem 0:5 in Valencia zeigten sich die Violetten daheim deutlich verbessert. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, sind tiefer gestanden als im Auswärtsspiel, haben sehr gut verteidigt und Villarreal keine Räume geboten", erklärte der Austria-Coach. "Wir haben einen Weltklasse-Verein dazu gebracht, dass er sich richtig schwer tut, sich Chancen herauszuspielen. Jeder hat genau das gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Taktisch eine Riesenleistung von uns!", konstatierte auch der Antreiber im Mittelfeld, Manfred Fischer.
Dass am Ende dennoch nichts Zählbares heraussprang, lag an der Cleverness der Spanier, die kurz vor Schluss einen Fehler in der Hintermannschaft der Favoritener ausnutzten und durch einen Treffer von Nicolas Jackson als Sieger nach Hause reisen durften. "Da haben wir leider gepatzt. Das wird dann gleich bestraft auf diesem Niveau", bedauerte Schmid, der u.a. seinen Kapitän Lukas Mühl, Außenverteidiger Marvin Martins und kurzfristig den verunglückten Stürmer Muharem Huskovic verletzungsbedingt vorgeben musste.
So kamen der 19-jährige Manuel Polster und der 21 Jahre alte Innenverteidiger Matteo Meisl ausgerechnet gegen den letztjährigen Halbfinalisten der Champions League zu ihrem Startelf-Debüt in der Austria-Kampfmannschaft. Das Duo, das kürzlich noch bei den Young Violets in der 2. Liga kickte, war zwar an der Entstehung des Gegentreffers beteiligt, spielte sonst aber stark. "Die Burschen haben heute gezeigt, dass sie Qualität haben und uns helfen können", lobte Fischer.
Offensivmann Polster gab als linker Verteidiger gegen Villarreals Samuel Chukwueze ein glänzendes Bild ab. "Manu hat es überragend gemacht. Wie er den Flügelspieler, der uns in Valencia teilweise schwindlig gespielt hat, beherrscht hat, war phänomenal. Wenn er so weiter macht, ist er bald Stammspieler", war Kollege Reinhold Ranftl begeistert. Der Gelobte freute sich ebenfalls. "Es war eine richtig geile Erfahrung. Auf das habe ich die ganze Zeit hingearbeitet."
Überschattet worden war der Spieltag vom schweren Autounfall von Huskovic, der vorübergehend in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden musste. "Das war ein brutaler Schock. Da sieht man, wie wenig wert der Fußball eigentlich ist", erklärte Ranftl. Rechtsverteidiger Georg Teigl fügte hinzu: "Wir sind sehr, sehr dankbar, dass er am Leben ist. Wenn man die Bilder sieht, dann können da ganz andere Sachen passieren. Wir sind bei ihm und warten auf ihn."
Austria-Trainer Schmid war mehr als angetan von der Reaktion seiner Spieler. "Die ersten Nachrichten waren sehr schrecklich, das macht etwas mit dir. Hut ab vor der Mannschaft, wenn man sieht, wie die Jungs zusammenhalten." Er sei froh, dass es "Muki" Huskovic "halbwegs gut geht". Auch Villarreal-Coach Unai Emery zeigte großes Mitgefühl: "Ich habe den Trainer gleich gefragt, wie es ihm geht. Das ist natürlich eine sehr emotionale Geschichte. Der menschliche Aspekt kommt immer zuerst und dann der Fußball."
Sportlich gesehen schwinden die Chancen der Austria, hinter den Spaniern noch Zweiter in der ECL-Gruppe C zu werden und sich damit für das Zwischenrunden-Play-off zu qualifizieren. Da Be'er Sheva und Lech Posen auch im Rückspiel remisierten (1:1), liegen die Wiener zwei Runden vor Schluss vier Punkte hinter Posen, die in zwei Wochen in der Generali Arena gastieren. Da ist ein Sieg der Veilchen Pflicht.
Davor warten noch Ligaspiele gegen Salzburg und den LASK sowie das Derby im Cup gegen den Sportclub - Wochen der Wahrheit für die Austrianer. Ende Oktober weiß Schmid, wo er mit seiner Mannschaft steht und auf welchen der drei Hochzeiten noch getanzt wird.