Die lange Wartezeit ist endlich vorüber: Nach zehnjähriger Abwesenheit gibt Sturm Graz im Herbst ein Comeback in der Gruppenphase der Fußball-Europa-League. Den Weg dorthin meisterten die Steirer im Play-off mit Bravour. Sloweniens Meister NS Mura wurden wie auch schon beim 3:1-Hinspielsieg auch am Donnerstag beim 2:0 in der Merkur Arena die Grenzen aufgezeigt. "Am Ende war Sturm einfach die bessere Mannschaft", musste Mura-Coach Ante Simundza eingestehen.
Die Grazer ließen absolut nichts anbrennen und hatten bei einem entscheidend abgefälschten Weitschuss von Otar Kiteishvili (39.) knapp vor der Pause auch das nötige Glück. Jakob Jantscher (66.) war es vorbehalten, mit dem Highlight des Spiels für den Schlusspunkt zu sorgen, der 32-jährige Stürmer traf im Strafraum aus der Drehung genau ins Kreuzeck. Mit Pflichtspiel-Saisontor Nummer vier untermauerte er einmal mehr seine Torgefahr, dass er sich in seinen alten Tagen in Topform befindet wird auch durch die Einberufung auf Abruf in den ÖFB-Kader für die September-Länderspiele untermauert.
"Es war ein reifer, intelligenter, souveräner Auftritt meiner Mannschaft. Mit dem Führungstor haben wir dann an Sicherheit gewonnen", resümierte Sturm-Coach Christian Ilzer. Der 43-Jährige hatte mit Rang drei in der Bundesliga in der vergangenen Saison den Grundstein dafür gelegt, dass die Grazer nur eine Quali-Hürde meistern mussten. In der aktuellen Saison befinden sie sich in der Meisterschaft mit zehn Punkten aus fünf Spielen als Zweiter in einer noch besseren Position. Ilzer hat also in seiner etwas mehr als einjährigen Amtszeit viel richtig gemacht, was auch durch eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 belohnt wurde.
Ab 16. September bekommt er nun die Möglichkeit, erstmals in die Gruppenphase der Europa League reinzuschnuppern. "In der Europa-League-Gruppenphase dabei zu sein, hört sich fantastisch an. Wir müssen aber demütig sein ein Jahr nach dem Neustart, genießen aber diese Situation", sagte der Steirer. Die Vorfreude auf die Auslosung war sehr groß. "Ich habe aber keinen speziellen Wunsch, nur jenen, in der Gruppenphase dabei zu sein." Auch von den Spielern war kein Wunschgegner zu vernehmen. "Wir können uns auf sehr schöne Spiele freuen", war sich Kapitän Stefan Hierländer sicher.
Der 30-Jähriger war 2016 zu Sturm gewechselt, um mit den Grazern die Rückkehr in eine europäische Gruppenphase zu schaffen. Fünf Jahre später wurde dieses Etappenziel erreicht. "International mit Sturm Graz zu spielen ist eine ganz große Geschichte, jetzt muss ich meine Ziele neu definieren", gab der "unglaublich stolze" Kärntner zu Protokoll. Gefeiert wurde nach Schlusspfiff mit den Fans ausgiebig, die Euphorie in Graz war spürbar. "Es ist unglaublich vor diesen Fans zu feiern, dieses Gefühl haben wir lange Zeit vermisst. Es ist ein sehr spezieller Tag für uns, es ist ein richtig gutes Gefühl", verlautete Kiteishvili.
Vom aktuellen Kader ist Jantscher der Einzige, der mit den Grazern bereits in der EL-Gruppenphase Erfahrungen sammeln konnte. 2009 hatte man in einem Pool mit Galatasaray Istanbul, Panathinaikos Athen und Dinamo Bukarest mit vier Punkten den letzten Platz belegt. Bei der zweiten Teilnahme 2011 reichte es mit drei Zählern auch nur für den vierten Rang. Da waren RSC Anderlecht, Lok Moskau und AEK Athen zu stark. Jantscher war da nicht mehr dabei, sondern bereits ausgezogen um in Salzburg und dann später auch in Russland, den Niederlanden, der Schweiz und der Türkei aktiv zu sein.
Um für die zahlreichen englischen Wochen gerüstet zu sein, könnte sich Sturm auf der Innenverteidiger-Position noch verstärken. "Wir haben da noch die Augen offen, möglicherweise gibt es noch einen Transfer", hoffte Ilzer auf einen positiven Abschluss. Sein Blick war am Donnerstagabend nicht vordergründig in Richtung Freitag-Auslosung in Istanbul gerichtet. "Ab sofort gilt der Fokus nur dem Admira-Spiel", betonte der Sturm-Coach. In der Südstadt will man am Sonntag den vierten Ligasieg einfahren.