Mit der ersten Finalteilnahme im Europacup überhaupt hat Villarreal rein englische Endspiele im Fußball-Europacup verhindert. Das "Gelbe U-Boot" aus der Nähe von Valencia zeigte auch im Halbfinal-Rückspiel bei Arsenal eine starke Vorstellung und darf es im Finale am 26. Mai in Gdansk mit dem nächsten Vertreter aus der Premier League aufnehmen. Manchester United wird an der polnischen Ostseeküste auf jeden Fall favorisiert in die Partie gehen.
Die "Red Devils" unterlagen in einem unterhaltsamen Schlagabtausch bei der AS Roma mit 2:3, nach dem 6:2 im Hinspiel war der Aufstieg aber nur Formsache. Nur für wenige Minuten musste Trainer Ole Gunnar Solskjaer ein wenig bangen, nachdem die Römer in der zweiten Halbzeit auf das 3:1 drückten. Edinson Cavani mit seinem vierten Treffer im Halbfinale beseitigte aber alle Zweifel. Für Solskjaer war es ein verrücktes Spiel. "Es hätte 6:6 oder 8:6 für sie ausgehen können."
Der Norweger setzte sich dezidiert für den Verbleib von Cavani ein. "Er ist ein Top-Profi, jeder in der Mannschaft kann von ihm lernen", betonte Solskjaer. Der Club dürfte die Option auf den 34-jährigen Uruguayer, der nun bei 14 Toren in 34 Pflichtspielen für den Club hält, ziehen.
Der dreifache Champions-League-Gewinner peilt nun zum zweiten Mal den Titel in der Europa League an. 2017 holte Manchester unter dem damaligen Trainer Jose Mourinho die Trophäe. Für seinen Nachfolger Solskjaer ist es das erste Finale als Trainer der Engländer. Der im Dezember 2018 auf die Insel zurückgekehrte, ehemalige Stürmerstar hatte mit United bisher nur Halbfinali im englischen FA-Cup, im Liga-Cup und der Europa League (2020) erreicht.
Ein Experte für den zweithöchsten Europacup-Bewerb wird beim Gegner an der Seitenlinie stehen. Unai Emery geht nach drei Titeln mit dem FC Sevilla nun mit Villarreal auf den Sieg los. Das 0:0 in London reichte nach dem 2:1 im Hinspiel. Der Erfolg über jenen Club, der ihn 2019 vor die Tür gesetzt hatte, dürfte dem 49-Jährigen zusätzliche Genugtuung verschafft haben, auch wenn er dies nicht so sehen wollte. Mit Arsenal war Emery im Europa-League-Finale 2019 an Chelsea gescheitert.
"Wir mussten einen Favoriten schlagen, um ins Finale zu kommen. Und um das zu gewinnen, müssen wir jetzt einen anderen Favoriten schlagen", sagte Emery an seiner alten Wirkungsstätte. Sein Team habe alles geben müssen, der Aufstieg sei aber "verdient", betonte er. Eigenbauspieler Pau Torres erinnerte in der Stunde des Sieges an einen der bittersten Momente der Vereinsgeschichte. 2006 unterlag Villarreal im Halbfinale der Champions League gegen Arsenal. "Heute weine ich Tränen der Freude anstelle vor Enttäuschung", sagte der 24-jährige Torres. Er habe vor 15 Jahren bittere Tränen vergossen. "Villarreal hat so oft ein Finale verpasst, aber nun haben wir es endlich geschafft."
Arsenal schlich schwer geschlagen vom Feld. Kapitän Pierre-Emerick Aubameyang traf zweimal nur die Stange, es war trotzdem viel zu wenig, was die auf einen Treffer angewiesenen "Gunners" zeigten. Als Neunter der Premier League dürfte der Verein, der sich auch in der schließlich abgeblasenen Super League gesehen hatte, erstmals seit 25 Jahren den Europacup versäumen. Man sei "enttäuscht und am Boden zerstört", sagte Trainer Mikel Arteta nach dem Spiel. Sein Engagement in Nordlondon dürfte bald zu Ende gehen.
Englands TV-Experten und Journalisten gingen mit Arsenal hart ins Gericht. "Arsenals Saison ist vorbei", schrieb der "Telegraph" schon vor den abschließenden Runden der Premier League. "The Times" stellte fest: "Nur Arsenal lässt die Premier League in Stich." Hinterfragt wurde auch, inwiefern die Spieler genug Qualität und Begeisterung für die Ansprüche des Vereins aufbringen. "Ich hoffe, dass sie in der Kabine sitzen und es ihnen wehtut. Aber ich bin nicht sicher, ob das der Fall ist", meinte Ex-Arsenal-Profi Lee Dixon in der BBC.
Erneut wurden auch Stimmen laut, die einen Wechsel des Besitzers fordern. Spotify-Boss Daniel Ek soll dem Vernehmen nach interessiert sein, die Anteile von Arsenal-Eigentümer Stan Kroenke zu erwerben. Der US-Amerikaner soll daran jedoch nicht interessiert sein.