Salzburg steht in der Fußball-Europa-League vor dem Aus. Nach einem 0:2 (0:1) im Sechzehntelfinal-Hinspiel zuhause gegen Villarreal sind die Aufstiegschancen von Österreichs Meister nur noch gering. Paco Alcacer (41.) und Nino (71.) besorgten gleich zwei Auswärtstore für die abgebrühten Spanier. Salzburg braucht im Rückspiel beim Tabellensechsten der spanischen La Liga am kommenden Donnerstag (18.55 Uhr) eine Leistungssteigerung und zumindest zwei Tore für die Wende.
Salzburg droht ein Europacup-Abschied wie im Vorjahr, als die "Bullen" in der ersten K.o.-Runde an Eintracht Frankfurt (3:6) gescheitert waren. Schon die Vorzeichen waren ungünstig gewesen. Am Vortag der Partie waren die Salzburger von einer dreimonatigen Dopingsperre der beiden Mali-Teamspieler Sekou Koita und Mohamed Camara informiert worden.
Trainer Jesse Marsch musste im größten Spiel des jungen Jahres nicht nur die beiden zentralen Abwehrspieler Andre Ramalho (gesperrt) und Maximilian Wöber (nach Verletzung Ersatz), sondern auch mit Camara den Mittelfeldabräumer und mit Koita den zuletzt treffsichersten Stürmer vorgeben. Ihr Fehlen sollte sich bemerkbar machen.
Mergim Berisha stand deshalb neben Patson Daka im Sturm in der Startformation, dahinter gab US-Jungstar Brenden Aaronson ein engagiertes, aber brotloses Europacup-Debüt. Albert Vallci und Oumar Solet - Letzterer ebenfalls ein internationaler Debütant - bildeten eine Innenverteidiger-Paarung, die in dieser Konstellation zuvor noch nicht zusammengespielt hatte.
Villarreal war nicht mit breitester Brust nach Salzburg gereist, nachdem in den vergangenen fünf Ligaspielen kein Sieg herausgeschaut hatte. Der Club zog seinen Optimismus aus einem ungeschlagenen Herbst in der Europa League und der Vita von Trainer Unai Emery, der den Bewerb mit dem FC Sevilla schon dreimal (2014-2016) gewonnen hat. 16 Spiele in der Europa League in Folge war Villarreal gegen nicht-spanische Gegner ungeschlagen gewesen, darunter auch achtmal in der Fremde. Diese Serie ging weiter.
Die erste Hälfte war hauptsächlich von gegenseitigem Abtasten geprägt. Marsch war die Angelegenheit rasch "zu passiv", wie er von der Seitenlinie wissen ließ, er stellte nach 20 Minuten das anfängliche 4-4-2 mit Raute auf ein 4-2-3-1 um. Die Wirkung blieb verhalten, auch zuvor hatte es auf beiden Seiten nur Halbchancen gegeben. Rasmus Kristensen agierte bei einem gefährlichen Querpass aufmerksam (19.).
Stankovic parierte Elfmeter
In der 29. Minute verpasste Villarreal die aufgelegte Führung. Nach einem Elfmeterpfiff - Dani Parejo hatte Kristensens Check viel weniger Gewicht entgegenzusetzen - scheiterte der Ex-Dortmunder Alcacer mit einem schwach geschossenen Versuch an Salzburg-Goalie Cican Stankovic, der das rechte Eck erahnte.
Seine Vorderleute taten sich weiter schwer, zu Großchancen zu kommen, Enock Mwepu erarbeitete sich mit einem Ballgewinn in der 39. Minute eine selbst. Sein anschließender Heber gegen den weit vor seinem Tor stehenden Villarreal-Goalie Gero Rulli verfehlt das Ziel. Rulli war kurz darauf vor Patson Daka zur Stelle (40.).
Auf der Gegenseite nutzte der von Vallci vernachlässigte Alcacer seine zweite Chance aus kurzer Distanz per Kopf. Gerard Moreno hatte sich nach einem Freistoß aus dem Halbfeld vor seiner Kopfballverlängerung gegen Berisha durchgesetzt. Die Pausenführung war verdient.
Salzburg kam druckvoller aus der Kabine. Möglichkeiten gab es aber weiter nur, wenn der Ball auf vorderster Linie erobert werden konnte. Berisha vergab eine Großchance nach Daka-Vorarbeit, der die Kugel im Strafraum gewann (51.). Aaronson segelte an einer Berisha-Hereingabe vorbei (57.). Das "Gelbe U-Boot" verstärkte nach einer Stunde die Defensive, Salzburg brachte Noah Okafor und Karim Adeyemi für Aaronson und Luka Sucic.
Glück für Ulmer
Eine wirkliche Drangperiode schaffte Salzburg auch mit den Neuen nicht. Die ballsicheren Spanier verteidigten konsequent und erteilten eine Lehrstunde in Sachen Effizienz: Der eingewechselte Nino köpfelte im Fünfer zum 2:0 ein (71.). Wieder fehlte im Zentrum die Zuteilung. Salzburg fand auch im Finish keine Durchschlagskraft, bis Daka in der 92. Minute doch noch die Außenstange traf. Andreas Ulmer hatte anschließend nach einem rüden Foulspiel Glück und sah nur Gelb.