So ein Ausschluss hat immer einen bitteren Beigeschmack, doch der Schärfegrad ist von höchst unterschiedlicher Ausprägung. Der Platzverweis von Reinhold Ranftl etwa im Cup-Halbfinale gegen Salzburg hat den Steirer ein paar Tage später in eine höchst komfortable Lage befördert. Während sich seine Kollegen nach dem Match gegen Mattersburg auf der Heimreise befanden, sah der zum Pausieren gezwungene LASK-Spieler schon wieder „rot“, er durfte nämlich den „Red Devils“ beim Sieg im Manchester-Derby auf die Beine schauen. Die Vorfreude auf das Europa-League-Duell mit United war signifikant angestiegen.

Doch ein paar Tage später wich das Pressing des Herzschlags einem dumpfen Ohnmachtsgefühl, als die staatliche Verordnung vom – wesentlich gravierenderen – Platzverweis für das Publikum bekannt wurde. „Das war schon sehr enttäuschend“, sagte Ranftl. „Jeder hat sich auf das Spiel vor vollem Haus gefreut, und dann haben wir ein Geisterspiel. Es tut mir vor allem für die Fans leid“, dachte der Kicker angesichts der abwesenden Zuschauer an die dennoch Nächsten. Ein Profi muss sich aber mit den Fakten abfinden und Ranftl lässt sich nicht durch langes Lamentieren blockieren. „Es bleibt trotzdem Manchester United, wir spielen gegen einen Weltklub“, sagt er und ist sich des historischen Aufeinandertreffens bewusst.

"Hungrig nach Erfolg"

Schon seinerzeit, als der SK Sturm in den Neunzigern in der Champions League zweimal gegen Manchester United antreten durfte, hat er David Beckham & Co. bewundern dürfen. Nun tritt er gegen die Nach-Nachfolger selbst an, die derzeit zwar nicht mit der großen Elf von damals Schritt halten können, aber im Derby „überraschend stark“ agiert hätten. Die Erfolge mit dem LASK brachten aber auch das eigene Selbstbewusstsein in die Angriffsposition. „Die internationalen Spiele haben uns weitergebracht“, sagte Ranftl, der wie viele seiner Kollegen den Aufstieg der vergangenen Jahre vollinhaltlich mitgestaltet hat.

„Wir sind für jeden Gegner schwer zu schlagen“, sagte der Routinier. Das hängt auch mit den individuellen Lebensläufen zusammen. „Wir sind alle hungrig nach dem Erfolg“, erklärte der 28-Jährige. „Jeder Spieler hat seine Vorgeschichte. Einige sind aus der zweiten Liga gekommen, einige waren vorher vereinslos“, das beflügelt den Ehrgeiz, und die im Prozess des Hinaufarbeitens erworbene Stärke wurde verinnerlicht. „Das haben wir im Kopf“, und das soll auch Manchester United zu spüren bekommen. „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken“, sieht er auch gegen den englischen Rekordmeister eine Chance. „Wir treten nicht nur an, um dann die Leiberln zu tauschen.“ Die Textilfrage ist in Corona-Zeiten inzwischen aber ohnehin keine Option mehr.

Trainer Valerien Ismael versuchte die Mannschaft auf die ungewohnte Atmosphäre einzustimmen. „Wir haben das besprochen“, sagte der Franzose, der darauf verwies, dass die Situation vergleichbar sei mit jener im Abschlusstraining.