LASK-TrainerValerien Ismael muss die Gedanken in den nächsten Tagen erst einmal ordnen, doch ehe seine Mannschaft am Donnerstag Manchester United bespielen darf, wird er einer Frage nicht ausweichen können: Wie zum Teufel schießen wir gegen diese Red Devils ein Tor? Für die gegnerischen Stürmer liefert die jüngste Statistik des englischen Rekordmeisters eine Bilanz des Schreckens.
In den vergangen zehn Partien (alle Bewerbe) musste United nur zwei Gegentreffer akzeptieren, und beide entsprangen horrenden Fehlern des jeweiligen Torhüters. Beim 1:1 gegen Brügge in der Europa League hatte Sergio Romero sein Gehäuse unnötigerweise weit hinter sich gelassen, er wurde überhoben. Beim 1:1 gegen Everton schoss David de Gea den Schützen direkt an, der Ball prallte ins Tor.
Die Abwehr erwies sich aber im Prinzip in dieser Phase als praktisch unüberwindbar, wie das Torverhältnis von 23:2 beweist. Es gab drei Remis und sieben Siege, den letzten am Sonntag mit einem 2:0 im Manchester-Derby gegen Pep Guardiolas City. Die 75.000 Fans ließen Old Trafford erbeben.
Starke neue Mischung
Die seit Jahren beschworene United-Krise scheint auf dem besten Weg ins Reich der Vergangenheit unterwegs zu sein. Über Trainer Ole-Gunnar Solskjaer war nach monatelanger Flaute und müden Resultaten schon eine heftige Diskussion entbrannt, doch mittlerweile hat das Team Feuer gefangen. Die Mischung aus frisch angestelltem Eigenbau, ein paar teuren Investments und jungen zugekauften Inselkickern hat nun schon einige Bewährungsaufgaben bewältigt. Das Match gegen City markierte einen Wendepunkt im Reifungsprozess. Es gärt nicht mehr. Schon lange hat United in einem Derby nicht mehr so gute Figur gemacht wie in diesem Duell.
Als Stabilitätsfaktor kristallisiert sich immer stärker der im Winter um 55 Millionen Euro von Sporting Lissabon geholte Bruno Fernandes heraus. Der Portugiese agiert in Bestform und avancierte binnen weniger Wochen zu einer Art Spielmacher. Dazu kommt eine von Kapitän Harry Maguire gesteuerte und kaum aus den Angeln zu hebende Defensive.
Das Match gegen City bot darüber hinaus auch Anschauungsunterricht für die Variabilität im United-Spiel. Zunächst wurde der Guardiola-Elf mit konzentrierter Verteidigung der Anfangsschwung und später das Spiel selbst in die Hand genommen. Anthony Martial vollendete eine tolle Freistoßvorlage von Bruno Fernandes. In der Nachspielzeit bekam Scott McTominay den Ball von City-Torhüter vor die Beine geworfen. Der junge Schotte nahm dankend an.
Spekulationen, dass United die Europa League möglicherweise nicht ganz so ernst nimmt, sind Unfug. Der Sieger des Bewerbs ist für die Champions League qualifiziert, und in der Meisterschaft ist United derzeit noch drei Punkte von der Königsklassen-Abteilung entfernt. Der LASK begegnet einer hoch motivierten United-Mannschaft. Aber die Linzer haben in dieser Saison die internationale Öffentlichkeit schon wiederholt überrascht.