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Chelsea und Arsenal waren weit vom Meistertitel entfernt und gingen auch in den nationalen Cupbewerben leer aus. Zumindest einer der beiden Londoner Clubs darf aber doch noch mit einer Trophäe den Sommerurlaub antreten.
Chelsea, der Champions-League-Gewinner von 2012, kämpft um den zweiten Titel in der Europa League nach 2013. Für Arsenal wäre ein Sieg in Aserbaidschan eine Premiere. Der Pokal für den Cup der Cupsieger 1994 ist bisher der einzige Europacup-Triumph der "Gunners". Dafür ist Trainer Unai Emery ein wahrer Europa-League-Experte: Der Spanier gewann mit dem FC Sevilla von 2014 bis 2016 dreimal in Folge den Bewerb.
"Die Erfahrung, dreimal in einem Europa-League-Finale gewesen zu sein, ist für mich ein Vorteil, aber nur eine von mehreren Variablen", erklärte Emery. Wichtiger wird sein, ob Arsenal die Kreise von Chelsea-Star Eden Hazard einengen kann. "Er ist ein Spieler für entscheidende Momente, wie es sonst nur Messi, Ronaldo, Neymar oder Salah sind. Hazard ist für mich einer der fünf besten Fußballer auf der Welt", meinte Emery.
Für den Belgier könnte es das letzte Match im Chelsea-Dress sein. Der WM-Dritte von 2018 wird seit Wochen mit einem Wechsel zu Real Madrid in Verbindung gebracht, die offizielle Verkündung könnte schon unmittelbar nach dem Finale erfolgen. Hazard gab sich diesbezüglich auch wenig verschlossen. "Es wäre toll, eine Trophäe zu holen. Wenn es mein letztes Spiel sein sollte, hoffe ich, dass ich dazu beitragen kann", sagte der seit 2012 für Chelsea spielende Offensivstar.
Der drohende Abschied seines Schlüsselspielers ist nicht das einzige Problem von Coach Maurizio Sarri. Der Italiener sah sich während seiner gesamten ersten Saison bei den "Blues" mit Kritik konfrontiert - das stark auf Passspiel und Ballbesitz ausgerichtete System der Londoner irritierte die eigenen Fans, die in den vergangenen Jahren das Konter- und Umschaltspiel von Antonio Conte oder Jose Mourinho gewöhnt waren.
Endrang drei in der Premier League sowie der Einzug ins Liga-Cup-Finale, wo man gegen Manchester City im Elfmeterschießen verlor, wurde dem hohen Anspruch Chelseas offenbar nicht gerecht. Laut britischen Medienberichten droht Sarri der Rauswurf, sollte das Europa-League-Finale nicht gewonnen werden. "Wenn die Situation so ist, will ich gleich gehen", schimpfte der 60-Jährige erst vor wenigen Tagen. "Zehn Monate Arbeit, und dann muss ich alles in 90 Minuten ausspielen? Das ist nicht richtig."
Sarri wurde zuletzt mit dem vakanten Trainerjob bei Juventus Turin in Verbindung gebracht, betonte aber, mit keinem anderen Verein gesprochen zu haben. Seine Konzentration liege ausschließlich auf dem Europa-League-Finale - einem Spiel, das unter kuriosen Umständen über die Bühne geht.
Die Londoner Vereine müssen eine rund sechsstündige Flugreise nach Baku antreten, wo im über 60.000 Zuschauer fassenden Stadion nur 6.000 Fans pro Club Platz nehmen dürften, und das auch nur theoretisch. Denn aufgrund der strapaziösen Anreise für die Anhänger benötigten Arsenal und Chelsea nur etwa die Hälfte ihres Kontingents. "Wir arbeiten für solche Spiele. Da wäre es schöner, wenn wir mehr Fans dabei hätten", meinte Sarri.
Doch nicht nur viele Anhänger bleiben daheim, auch Arsenals Henrich Mchitarjan verzichtet auf den Trip ans Kaspische Meer. Der Armenier will aufgrund der politischen Spannungen zwischen seinem Heimatland und Aserbaidschan kein Risiko eingehen. "Ich hätte ihn gern auf dem Platz gesehen, aber in so einer Situation ist es die Entscheidung eines Mannes, nicht eines Spielers, das kann man nur respektieren", erklärte Sarri.
Emery schmerzt der Verlust seines Offensivspielers. "Die UEFA hat sich für Baku als Austragungsort entschieden und dabei auf dieses Details vergessen, das war ein Fehler. Aber es ist nicht wirklich ein Problem der UEFA, sondern eines der Politik", sagte der Arsenal-Betreuer.
Sollte sein Club in Baku gewinnen, wäre er trotz Premier-League-Endrang fünf fix in der Champions League, weil sich der Europa-League-Sieger automatisch für die Königsklasse qualifiziert. Chelsea hingegen würde im Erfolgsfall das Ticket des Europa-League-Siegers nicht benötigen, weil der Champions-League-Startplatz über die Meisterschaft gelöst wurde.
Der dadurch frei werdende Platz würde über Umwege dazu führen, dass Österreichs Vizemeister LASK erst in der dritten und nicht in der zweiten Champions-League-Quali-Runde einsteigt und damit schlechtestenfalls in der Europa-League-Gruppenphase wäre. LASK-Präsident Siegmund Gruber kündigte deshalb bereits an, am Mittwoch ein Chelsea-Trikot überzustreifen.