Salzburgs Europa-League-Reise geht am heutigen Donnerstag (21.00 Uhr/live Puls 4 und DAZN sowie im Liveticker der Kleinen Zeitung) im Achtelfinal-Hinspiel am Fuße des Vesuvs weiter. Mit SSC Napoli baut sich vor den "Bullen" der vielleicht größte Brocken der vergangenen Jahre auf. "Wir spielen gegen eine abgezockte und auch individuell sehr starke Truppe", sagte Salzburg-Trainer Marco Rose vor dem Duell mit Italiens Tabellenzweiten.

Respekt bekundete aber auch Roses Gegenüber, Starcoach Carlo Ancelotti. "Salzburg ist eine exzellente Mannschaft. Wir werden zwei starke Vorstellungen brauchen", betonte der 59-Jährige, der alleine in der Champions League 160 Mal an der Seitenlinie dirigierte - und damit öfters als RB Salzburg überhaupt internationale Spiele am Konto hat.

Dass seine Truppe nach Cup-Aus und klarem Rückstand auf Serie-A-Leader Juventus in der Europa League ihre letzte Titelchance suchen muss, dürfte sich für Salzburg nicht unbedingt als Vorteil erweisen. "Wir haben uns in der Kabine gesagt, am Donnerstag mit derselben Giftigkeit zu spielen", betonte Napolis Dries Mertens nach dem 1:2 gegen "Juve" am Sonntag fast schon trotzig.

Dabbur war von Napoli beeindruckt

Dass der Vizemeister von 2013, 2016 und 2018 dabei durchaus die bessere Mannschaft war, ist auch Salzburgs-Goalgetter Munas Dabbur nicht entgangen. "Wie Napoli gespielt hat, war schon beeindruckend. Sie verfügen in allen Mannschaftsbereichen über hohe Qualität und lassen sich auch von einem Rückstand nicht beirren", berichtete der Israeli über seine Eindrücke von Lorenzo Insigne, Arkadiusz Milik oder Kalidou Koulibaly. "Mehr denn je werden von uns zwei Topleistungen notwendig sein, um gegen sie bestehen zu können", sagte der 26-Jährige, der seine Führung in der Europa-League-Torschützenliste mit derzeit sieben Treffern ausbauen könnte.

Salzburgs Gegner bei der Generalprobe besaß zwar nicht das Kaliber von Juve, das 3:0 gegen den WAC tat nach der Niederlage bei Rapid aber zumindest nicht schlecht. Man habe sich "ein gutes Gefühl geholt", erklärte Rose, der mit seiner Truppe nach den Überraschungen der Vorsaison gegen Borussia Dortmund oder Lazio Rom Fußball-Europa einmal mehr in Erstaunen versetzen will. Schon damals stand Österreichs Serienmeister die Außenseiterrolle ausgezeichnet.

"Wir sind gut drauf, wissen aber auch, dass wir gegen Napoli in allen Bereichen noch draufpacken müssen. Wir müssen in jeder Sekunde total aufmerksam sein und versuchen, unser Spiel auf den Platz zu bringen, um eine Chance zu haben", betonte Rose. "Wir glauben schon, dass wir so einem Gegner wehtun können. Wir müssen es aber in allen Bereichen komplett am Limit machen. Nicht nur laufen, sondern auch sehr, sehr mutig Fußballspielen und mit dem Ball etwas anfangen."

Gute Nachrichten für Rose kamen zwei Tage vor dem Spiel aus der Personalabteilung: Sowohl Mittelfeld-Routinier Zlatko Junuzovic als auch Stürmer Fredrik Gulbrandsen wurden nach Verletzungen früher als ursprünglich erwartet fit, Außenverteidiger Stefan Lainer ist mit einer Muskelblessur aber zumindest fraglich. Einziger Fixausfall ist damit Innenverteidiger Marin Pongracic (Oberschenkel).

"Wir haben auch eine sehr intensive Spielweise, auf das konzentrieren wir uns. Wir wollen eklig sein, ihnen keine Ruhe lassen, aber auch das Spielerische auf den Platz bringen. Ich glaube auf jeden Fall, dass wir eine große Chance haben", lautete die Einschätzung von Junuzovic vor dem Abflug nach Neapel.

Der Auftritt im in die Jahre gekommenen 60.000er-Stadion San Paolo ist das dritte EL-Achtelfinale der Salzburger nach 2014 und 2018. Gelingt der Coup gegen die Italiener, wäre es nach der Vorsaison der erst zweite Vorstoß einer österreichischen Mannschaft ins EL-Viertelfinale. Für Neapel, das im 1/16-Finale den FC Zürich gesamt mit 5:1 eliminierte, wäre es der vierte Einzug unter die besten acht eines Europacupbewerbs. 1989 gewann Napoli mit Diego Maradona den UEFA-Cup, 2015 (EL) und 1977 (Cup der Cupsieger) stießen die Azzurri bis ins Halbfinale vor.

Die Statistik darf Salzburg vor dem ersten Duell der beiden Clubs überhaupt durchaus zuversichtlich stimmen. Sechs Spiele gegen italienische Vereine hat man in der Red-Bull-Ära absolviert und dabei drei Siege und zwei Remis geholt. Die einzige Niederlage gab es in der Vorsaison mit einem 2:4 auswärts bei Lazio Rom, dennoch stieg Salzburg dank eines 4:1-Heimerfolgs noch ins Halbfinale der Europa League auf.