War das Aus in Pilsen im Dezember 2016 an Dramatik nicht zu überbieten, waren die Wiener nach dem 0:0 gegen AEK Athen am Donnerstag zwar enttäuscht, bliesen aber nicht übermäßig Trübsal. Interne Diskrepanzen gab es rund um die Partie nach Aussagen von Trainer Thorsten Fink.
Der Blick auf die Statistik untermauerte den Charakter eines Spiels, in dem die einen nicht konnten, die anderen nicht wollten. AEK reichte das Remis zum Aufstieg, dementsprechend defensiv legte Griechenlands Tabellenführer das Spiel an. Die Austria fand in der Offensive keine Mittel, das Abwehrbollwerk der Athener zu knacken und fiel wie vor zwölf Monaten sogar noch ans Tabellenende der Gruppe zurück.
Für die Violetten stand am Ende kein Schuss aufs gegnerische Tor zu Buche. AEK gelang es ebenfalls nicht, Austria-Torhüter Patrick Pentz auch nur einmal zu prüfen. "Warum wir kein Tor geschossen haben? Weil wir um den Sechzehner herum keinen hatten, der das Heft in die Hand nimmt oder den entscheidenden Torschuss macht. Das hat gefehlt", meinte Fink. Stehen blieb aber auch, dass der Austria die Balance zwischen Angriff und Absicherung nur bedingt gelang.
45 Minuten lang kam das Spiel der Hausherren nach vorne kaum zum Laufen, nach Seitenwechsel gab es zumindest ein paar gelungene Kombinationen. Der eigentlich offensiver erwartete Raphael Holzhauser war vordergründig bemüht, die Defensive zu stabilisieren. Eine Taktik, die aufgrund der vielen Gegentore in den vergangenen Wochen nachvollziehbar war. Der Schalter zu mehr Risiko konnte im Finish aber nicht mehr umgelegt werden.
Dazu kam, dass Kevin Friesenbichler Probleme mit der Wade hatte und eine Viertelstunde vor Schluss für Christoph Monschein vom Feld musste. "Sonst hätten wir mit zwei Stürmern gespielt", betonte Fink, dass diesbezüglich keine Optionen zur Verfügung gestanden wären. So agierte in den finalen Minuten Verteidiger Abdul Kadiri Mohammed im Angriff. Der "lucky punch" blieb aus und AEK ungeschlagen. Die Griechen hatten auch gegen Milan zweimal ein 0:0 erreicht.
"Man muss gegen diese Mannschaft erst einmal ein Tor machen. Sie haben aber gezittert bis zum Schluss", wusste Fink, dem diesbezüglich ein gelöst wirkender AEK-Coach Manolo Jimenez recht gab. Der Spanier agierte an der Seitenlinie bis zum Schlusspfiff nervös. Davon kaufen konnte sich die Austria nichts. Auch davon nicht, im direkten Vergleich mit AEK (2:2, 0:0) und Rijeka (1:3, 4:1) die Nase vorne gehabt zu haben.
Die Spieler der Austria wollten sich nichts vorwerfen lassen. "Vielleicht hätten wir noch ein bisschen mehr riskieren können. Das kann man nach dem Match leicht sagen", meinte Dominik Prokop. "Wir haben alles rausgehauen. Nicht einer hat einen Meter weniger gegeben, aber das Tor ist nicht gelungen", sagte Tarkan Serbest. Raphael Holzhauser rief die Verletzungsmisere in Erinnerung. Die Austria habe mit einer Elf gespielt, "die nie und nimmer normal in der Europa League spielt".
Die Personalproblematik der Austria sorgte indes alles andere als hinter den Kulissen für Verstimmung in der violetten Chefetage. Vor dem Spiel gegen AEK hatte Fink in Interviews seinen Unmut über den bevorstehenden Abgang von Holzhauser deutlich gemacht und die Transferpolitik des Vereins insgesamt hinterfragt. Um ganz oben mitspielen zu können, müsste mehr Geld in den Kader investiert werden. Worte, die bei Vorstand Markus Kraetschmer und Sportdirektor Franz Wohlfahrt nicht gut ankamen.
Kraetschmer rief in Erinnerung, dass man die Lage nach dem letzten Spiel des Jahres gegen Sturm Graz (17. Dezember) "in Ruhe und gelassen analysieren wird". Dabei wird auch die Transferpolitik für die Winterpause zur Sprache kommen. "Wir wissen, dass wir den Kader adaptieren müssen", sagte der AG-Vorstand. Die Causa Holzhauser und ein neuer Linksverteidiger sind Punkte.
"Ich werde gemeinsam mit Franz Wohlfahrt und Thorsten Fink alles dafür tun, den Rahmen zu schaffen, dass wir im Frühjahr wieder eine starke Austria sehen", versprach Kraetschmer. Er gehe davon aus, dass es Neuverpflichtungen geben werde. Finks Aussagen habe er "mit einiger Verwunderung aufgenommen. Weil ich grundsätzlich ein Freund davon bin, diese Dinge intern zu besprechen." Dem Trainer seien im Sommer Wünsche erfüllt worden. Gleichzeitig richtete Kraetschmer den "internen Appell" aus, die Sache gemeinsam in Angriff zu nehmen.
Fink bemühte sich nach dem Spiel darum, die Lage zu kalmieren. "Es ist schwierig, wenn man Ziele hat und Fünfter ist. Vielleicht bin ich da ein wenig zu ungeduldig", sagte der 50-Jährige. "Ich will weiterkommen, den Verein weiterbringen. Wir haben alle Ziele, und ich möchte, dass wir weiter länger zusammenarbeiten." Zurückrudern wolle er nach seinen Aussagen aber nicht, "sondern meine Meinung auch einmal vertreten".