Nach dem Spiel zwischen Russland und der Slowakei (1:2) bei der Fußball-EM ist es im nordfranzösischen Lille erneut zu Ausschreitungen gekommen. Die Gewalt ging am Mittwochabend aber nicht von russischen Hooligans aus. Stattdessen ging die Polizei gegen englische Fußball-Anhänger vor, deren Mannschaft am Donnerstag (15.00) im nur 30 Kilometer entfernten Lens gegen Wales spielt.
Ausgelöst wurden die Krawalle durch einen lauten Knall in der Nähe des Bahnhofs, der vermutlich von einem Feuerwerkskörper verursacht wurde. Daraufhin rannten rund 200 englische Fans durch die umliegenden Straßen. Viele der Engländer waren offensichtlich stark betrunken. Als sich ihnen Polizisten in den Weg stellten, kam es zu Auseinandersetzungen, die jedoch nur wenige Minuten dauerten. Die Polizei setzte dabei auch Tränengas ein.
Ein Mann rannte blutend durch die Straßen. In der Nähe des Bahnhofs wurde zudem ein Fan von Rettungskräften behandelt. Ob er bei den Ausschreitungen verletzt wurde, war zunächst jedoch unklar. Bei den Krawallen wurde auch ein Polizeiauto demoliert.
Nach den Ausschreitungen am Samstag in Marseille waren in Lille neue Zusammenstöße zwischen russischen und englischen Hooligans befürchtet worden. In Marseille hatten sich rund um die EM-Partie Russland gegen England (1:1) Fußballfans und Hooligans heftige Straßenschlachten geliefert. Auch im Stadion selbst gab es nach dem Abpfiff Angriffe. Mindestens 35 Menschen wurden verletzt, die meisten von ihnen waren Briten. Die Gewalt ging offenbar vornehmlich von organisierten russischen Hooligans aus.
Wegen der Ausschreitungen im Stadion wurde Russland vom europäischen Fußballverband (UEFA) scharf gerügt. Im Wiederholungsfall droht der "Sbornaja" sogar der Ausschluss aus der EM. Die Krawalle sorgten zudem für Verstimmungen zwischen Paris und Moskau.
16 Festnahmen
Rund um das EM-Spiel Russland gegen Slowakei (1:2) sind in Lille 16 Menschen festgenommen worden. Darunter seien auch sechs Russen, die an den Ausschreitungen in Marseille am vergangenen Samstag beteiligt waren, teilte die Präfektur des Departements Nord am Mittwochabend mit. Bei den Zusammenstößen in Lille seien mindestens zwei Menschen verletzt worden.
Zudem wurde ein Zug aus London auf dem Weg nach Calais gestoppt und fünf Insassen wegen Trunkenheit festgenommen. Der Präfekt ordnete die Ausweisung dreier Russen und eines Ukrainers wegen Störung der öffentlichen Ordnung an.