Der Name Sascha Stegemann könnte noch in die Geschichte dieser deutschen Bundesliga-Saison eingehen, allerdings auf unrühmliche Weise. Der Unparteiische hatte am Freitagabend Borussia Dortmund mindestens einen klaren Elfmeter vorenthalten und dabei möglicherweise im Titelkampf zwischen dem BVB und dem FC Bayern eine entscheidende Rolle übernommen. Ein nicht regelkonformer Eingriff war es auf jeden Fall. Dortmund spielte bei Bochum nur 1:1, womit die Bayern am Sonntag mit einem Sieg über das Tabellenschlusslicht Hertha BSC Berlin wieder die Tabellenspitze übernehmen können. 

Die sportliche Führung der Dortmunder in Gestalt von Trainer Edin Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl und Kapitän Marco Reus war so erbost, dass sie nach dem Spiel die Schiedsrichterkabine stürmte und den Referee zur Rede stellte. "Ich habe dem Schiedsrichter einfach gesagt, was ich von diesen Entscheidungen halte und wie viel hier auf dem Spiel steht", erklärte Terzic. "Ich habe gesagt, ich entschuldige mich für meinen Ton, ich entschuldige mich für meine Emotionen."

"Frech, fahrlässig, feige und falsch"

Kehl war mindestens ebenso aufgebracht. "Ich finde es frech, wenn man sich mit den Mitteln, die man heutzutage zur Verfügung hat, fünf Spieltage vor Schluss, wenn es um die absolute Entscheidung geht, wenn es um die deutsche Meisterschaft geht, diese Situation nicht anschaut", sagte der Sportchef. "Das Hilfsmittel, das wir in dieser Situation zur Verfügung haben, nicht zu nutzen, halte ich für absolut fahrlässig, halte ich für feige und für komplett falsch."

Was war geschehen? Die Szene, welche die Borussen so in Rage brachte, war eindeutig. Deutlich ist zu erkennen, wie Karim Adeyemi von Danilo Soares in der 64. Minute im Strafraum die Beine weggerissen wurden, da stand es schon lange 1:1. Der VAR meldete sich, doch Schiedsrichter Stegemann verzichtete darauf, sich die Szene noch einmal anzuschauen.

Das war nicht nur aus der Sicht der Dortmunder ein verhängnisvoller Irrtum, sondern auch aus der persönlichen Sicht des Spielleiters. Denn am Samstag gestand er seinen Fehler ein. "Mit zeitlichem Abstand und nach Betrachtung der Fernsehbilder ist das für mich ein klarer Strafstoß. Dementsprechend hätte es einen Elfmeter für Borussia Dortmund geben müssen", sagte er auf Sky. Das hilft dem BVB natürlich nicht mehr.

Dortmund wäre in Überzahl gewesen

Ein Elfer hätte womöglich das 2:1 gebracht, überdies wären die Dortmunder in Überzahl gewesen, weil Soares Gelb-Rot hätte sehen müssen. Die Dortmunder hätten sich allerdings auch selbst helfen und eine der zahlreichen Chancen verwerten können. Doch in vielen Situationen fehlte der letzte, entscheidende Punch. Nun liegt der Vorteil wieder beim FC Bayern. Möglicherweise hat der Schiedsrichter Borussia Dortmund den Titel gekostet.

Auch andere Entscheidungen erbosten die Dortmunder. In der Aktion, die zum frühen 1:0 für Bochum führte, wurde bei einem weiten Abschlag des Torhüters Emre Can an der Mittellinie gestoßen, dieser hätte sonst vermutlich den Ball abgefangen, der Treffer hätte nicht zählen dürfen. Auch diese Szene wurde nicht kontrolliert.

Die Bayern-Fans freute das Ergebnis natürlich - und sie machten daraus auch keinen Hehl, aber sehen Sie selbst: