Ein Name hatte in den vergangenen Tagen die internationale Fußballszene dominiert: Thomas Tuchel. Doch dann stahl ein Torhüter dem neuen Mann auf der Trainerbank des FC Bayern auf geradezu groteske Weise die Show. Gregor Kobel, Schlussmann von Borussia Dortmund, schlug im Herauslaufen ins Leere und der von Dayot Upamecano aus dessen eigener Hälfte weit nach vorne gespielte und vom Schweizer Goalie noch ganz leicht berührte Ball rollte weiter, bis ins Tor. Die Bayern führten nach zwölf Minuten 1:0. Und dazu bedurfte es keiner großen Trainer-Kunst.
Was nach diesem folgenschweren Fauxpas passierte, ist typisch für den FC Bayern, egal, wie der Trainer heißt. Sie setzten unverzüglich nach, nutzten die Verunsicherung der zuvor wacker aufgetretenen Dortmunder konsequent und mit Nachdruck aus und machten schon vorzeitig alles klar. Nach einem Eckball verlängerte Thomas Müller einen Kopfball von Mathijs de Ligt zum 2:0 (18.). Und weitere fünf Minuten später stand es 3:0. Kobel fiel beim Schusstest von Leroy Sane durch, wehrte unzureichend ab und war gegen den Abstauber von Thomas Müller machtlos.
Scheinbar mühelos
Der für alle Beteiligten als harter Arbeitstag avisierte deutsche Fußball-Klassiker geriet aus Sicht des FC Bayern so zu einer scheinbar mühelosen Angelegenheit. Der Rekordmeister agierte bei Tuchels Debüt wie gewohnt als Souverän, behielt das Geschehen unter Kontrolle und ließ, das war ein erster auffälliger Unterschied zu Vorgänger Julian Nagelsmann, etwas mehr Vorsicht walten. Die peniblen Datensammler hatten bereits während der Partie errechnet, dass bis zur Rückeroberung des Balles aus Sicht der Bayern nunmehr 21 statt zuvor 12 Sekunden verstrichen. Das Detail könnte als kalkuliertes Risiko interpretiert werden.
Kingsley Coman erhöhte nach der Pause nach einem von ihm selbst glänzend eingeleiteten Gegenstoß auf 4:0 (50.), die Dortmunder kamen durch einen von Emre Can verwandelten Elfer (72.) und durch Donyell Malen (90.) gegen in der Schlussphase schon etwas unkonzentriert gewordene Gastgeber noch zu zwei Treffern. Auch wenn das Match gelaufen war, so wird dies Tuchel nicht gefallen haben. Die Bayern liegen wieder, mit nunmehr zwei Punkten Vorsprung, an der Spitze und der neue Trainer benötigte dafür nur das eine Match. Aber ihm wurde geholfen.