Der FC Schalke 04 hat die Rückkehr in die deutsche Fußball-Bundesliga ordentlich gefeiert. Mit ähnlicher Energie wie zuvor beim Happy End im 3:2-(0:2)-Drama über den FC St. Pauli ließen es die Profis des Noch-Zweitligisten mächtig krachen. Bis kurz vor acht in der Früh hielten Matchwinner Simon Terodde und weitere Mitstreiter durch, ehe sie die Arena glückselig verließen. "Von diesem Abend werden wir noch in ein, zwei Jahrzehnten reden", sagte Schalke-Trainer Mike Büskens.
Der Ex-Rapid-Coach sprach von einem Meilenstein in der Historie des Kultclubs. "Es freut mich für diesen Verein, der in den letzten Jahren viel gelitten hat", so Büskens. Noch am Morgen nach dem fixierten Aufstieg verspürte Peter Knäbel Hochgefühle. "Es läuft mir jetzt noch den Rücken runter", sagte der Sportvorstand beim TV-Sender Bild. Der gemeinsame Jubel der Profis mit den Fans vertrieb all seine Sorgen der vergangenen Wochen: "Dieses vereinte Schalke hat seine Kraft und seinen Sinn wiedergefunden. Schalke ist einfach mehr. Und dieses Mehr hat man gestern gesehen." Sportdirektor Rouven Schröder wählte ähnlich pathetische Worte: "Schalke 04 lebt wieder."
Schon beim Start in die Partynacht unmittelbar nach dem Schlusspfiff entlud sich der immense Erfolgsdruck. Torjäger Terodde sank auf den Rasen und weinte Tränen der Freude. Die rund 2.000 Fans, die zum Leidwesen der Sicherheitskräfte den Platz stürmten, sicherten sich in erster Euphorie Stücke des Rasens und der Tornetze. "Es musste genau so kommen, wie es gekommen ist für die Schalker Seele. Unfassbar, was hier abgegangen ist", kommentierte Schröder.
Die Schattenseite dabei war, dass im Gedränge durch Stürze mehrere Menschen verletzt wurden. Einige Personen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Wie die Polizei Gelsenkirchen berichtete, gab es zudem vor und während des Spiels insgesamt 144 Vorfälle gezündeter Pyrotechnik. Bei einer Rangelei mit einem Schalke-Fan wurde ein Polizeibeamter verletzt. Insgesamt kam es zu 20 Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Beleidigung und Diebstahls. Die Veltins-Arena war am Samstagabend mit 61.271 Zuschauern ausverkauft.
Mit Goalie Martin Fraisl spielte ein ÖFB-Legionär durch und hatte selbst großen Anteil daran, dass der direkte Wiederaufstieg gelang. Auch Ersatztormann Michael Langer und Reinhold Ranftl stehen bei Schalke im Kader.
Der Verlauf der Partie passte zum wechselhaften Saisonverlauf des Revierclubs, der noch im Dezember als Tabellenachter abgeschlagen schien. Nach dem frühen Doppelpack von Igor Matanovic (9., 17.) lag der Spitzenreiter mit 0:2 hinten, bewahrte aber die Nerven und machte nach Treffern von Terodde (47./Elfmeter, 71.) und Rodrigo Zalazar (78.) den insgesamt vierten Bundesliga-Aufstieg perfekt. "Das Gefühl ist unglaublich. Es war unser Traum. Dafür mussten wir kämpfen, man bekommt es nicht geschenkt", kommentierte Büskens.
Leicht gefallen ist dieser Aufstieg nicht. Die nach dem von den Russen begonnenen Krieg in der Ukraine überfällige Trennung von Hauptsponsor Gazprom brachte zwar viel Zustimmung ein, war der ohnehin angespannten Finanzlage des Revierclubs aber wenig zuträglich. Dass nur wenige Tage später Coach Dimitrios Grammozis nach der 3:4-Heimschlappe gegen Hansa Rostock seinen Hut nehmen musste, sorgte auch für ein sportliches Beben.
Die zunächst von Skepsis begleitete Beförderung von Büskens vom Co-Trainer zum Chefcoach erwies sich als kluger Schachzug. Sieben Siege in acht Spielen unter der Regie des ehemaligen Profis ebneten den Weg zurück in standesgemäße Regionen. "Er hat einen unfassbaren Job gemacht und ist das Gesicht dieses Aufschwungs", lobte Knäbel. Als Trainer wird er in der Bundesliga trotzdem nicht fungieren, die Suche nach einem neuen Coach hat höchste Priorität.