Der Schlager der deutschen Fußball-Bundesliga am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ist zwar nicht mehr der große Showdown um die Schale, dafür geht es um viel Prestige. Die Münchner sehnen mit dem Gewinn des zehnten Meistertitels in Folge nach dem K. o. in der Champions League einen Stimmungsaufheller herbei. Die Gäste wollen beim mutmaßlich letzten Duell der Ausnahmestürmer Robert Lewandowski und Erling Haaland nicht nur Gratulanten sein.
Bei einem Sieg ist Bayern, der Klub von ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer, Meister und auch bei einem Remis nur noch theoretisch einzuholen. "Es ist eine besondere Situation, den Meistertitel gegen den direkten Konkurrenten gewinnen zu können – und im eigenen Stadion vor ausverkauftem Haus. Es ist eine Fügung, die es dann vielleicht ein Stück besonderer macht", sagte Bayern-Trainer Nagelsmann vor seinem ersten Meisterstück.
Auf eine Bierdusche ist der 34-Jährige eingestellt – und spätestens dann sollten er und die Münchner Serienmeister die Königsklassen-Tristesse hinter sich lassen. Thomas Müller will mit Titel Nummer elf alleiniger Spielerrekordmeister vor David Alaba (10) werden und war "schon heiß" auf die Meisterparty mit den Fans. Nach langer Pandemieplagerei sehnen sich auch die Anhänger danach, am Saisonende mit ihren Stars wieder auf dem Marienplatz zu feiern.
Umso wichtiger ist der Meisterschlusspunkt im Gipfel vieler Enttäuschter gegen den BVB, der mit neun Punkten Rückstand in das seit Jahren ungleiche Duell geht. In der Saison 2018/19 betrug der Rückstand am Saisonende nur zwei Zähler, ansonsten lagen die Westfalen immer zweistellig zurück, in der Spielzeit 2012/13 waren es sogar 25 Punkte. Seit Sommer 2012 holte Bayern 172 Punkte mehr als Dortmund, im Schnitt 17 pro Saison.
"Es ist ein Klassiker, es geht um Renommee. Ein Sieg in München tut immer gut und kann etwas mit einer Mannschaft machen", sagte Dortmunds Trainer Marco Rose, der mit seinem Team wie auch die Bayern in Pokal und Champions League früh scheiterte. Ein Erfolg in der Allianz-Arena würde ihm für die Arbeit in der Sommerpause helfen.
Zwar räumte der eineinhalb Wochen nach dem Villarreal-Schock immer noch zerknirschte Nagelsmann offen ein, "dass die Meisterschaft einen Tick weniger Bedeutung hat in München als die Champions League". Aber ein besonderer Erfolg wäre die Schale Nummer zehn in Serie, die Vorstandschef Oliver Kahn als "großartige Möglichkeit" anpries, allemal.
Die Münchner Meisterserie unterstreicht zudem den Klassenunterschied in der Bundesliga, in der der Titelkampf seit Jahren von überschaubarer Spannung ist. "Ich habe schon als Nicht-Bayern-Trainer das Thema besprochen. Man muss nicht über eine Schuldfrage sprechen. Die Mannschaft, die am Ende Meister wird, war die stabilste der Saison", sagte Nagelsmann, der mit RB Leipzig im Vorjahr am Ende 13 Punkte hinter dem Branchenprimus auf Platz zwei rangierte.
Nicht nur für die Klubs geht es ums Image, sondern auch für die zwei Sturmstars. Es dürfte das letzte Duell von Weltfußballer Lewandowski (32 Saisontore) und Haaland (18) in der Bundesliga werden. Haaland wird die Liga ziemlich sicher verlassen, bei Lewandowski ist die Zukunft offen. Er verspüre "keine große Trauer", sagte Nagelsmann, "weil ich weder weiß, was Haaland macht, aber weiß, dass Lewy hier Gott sei Dank noch einen Vertrag und wahrscheinlich weiter für uns ballern wird".