In der hochemotionalen Impfdebatte in Deutschland wollen die Länderchefs unwillige Fußballprofis nun am liebsten ins Abseits stellen. Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sind sich einig: Auf dem Platz soll gelten, was auf den Rängen in einigen Stadien an diesem Wochenende Pflicht ist: 2G.
Stars wie Joshua Kimmich, der Bedenken gegen die Impfung hat und am Freitag schon wieder Medien-Informationen zufolge nicht beim Training des FC Bayern wegen einer Selbstisolation mitmachen konnte, sollen als Impf-Beispiel im Kampf gegen die alarmierenden Rekordzahlen in der Corona-Pandemie vorangehen - notfalls unter Zwang. Wer sich nicht als genesen oder geimpft ausweisen kann, wäre dann raus.
"Zu Recht kann man vortragen, die Fußballer werden gut bezahlt, sind Vorbilder auch für junge Menschen. Ich finde, dann müssen sie sich auch benehmen wie Vorbilder", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst der "Bild" und untermauerte den Vorstoß der Länderchefs für ein Spielverbot für ungeimpfte Profis.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat noch ungeimpfte Spieler zur Impfung aufgerufen. "Das wäre ein Riesensignal, dass eine Identität zwischen Fans und Spielern herrscht. Denn die Fans im Stadion müssen viel auf sich nehmen, und für die Fans sind die Fußballspieler da", sagte Söder.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann machte klar: "Ich habe schon den Anspruch, dass die Spieler, die nicht geimpft sind, das verstehen, dass die Gefahr als Ungeimpfter deutlich größer ist, mehr Spiele und Trainingseinheiten zu verpassen als als Geimpfter. Ich glaube nicht, dass ich das einem Spieler klarmachen muss." Das sei offensichtlich und liege auf dem Präsentierteller.
Glasner ist "Befürworter und Fan der Impfung"
Oliver Glasner, oberösterreichischer Trainer von Eintracht Frankfurt, positionierte sich nach seiner dritten Impfung, die er diese Woche erhalten hat, auch deutlich. "Ich bin Befürworter und Fan der Impfung. Alles deutet darauf hin, dass der einzige Ausweg aus der Pandemie eine hohe Impfquote in der Bevölkerung ist", meinte Glasner. Falls es eine Impfpflicht geben sollte, wäre er dafür, dies konsequent umzusetzen.
Probleme, einen Kader geimpfter Spieler zusammenzubekommen, dürfte wohl keine Mannschaft im deutschen Profi-Fußball haben. Die Quoten geimpfter oder genesener Spieler sind nach Angaben der Vereine bei ca. 90 Prozent und damit bei weitem höher als die generelle Impfquote in der Bundesrepublik (68 Prozent).
Die Fans jedenfalls lassen sich vorerst vom Stadionbesuch nicht abhalten. Während der Amateursport teilweise stillsteht und sich Absagen bei den Profis wegen zahlreicher Infektionen mehren, hat von den neun Spielen des Wochenendes Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart mit 82 Prozent noch die geringste Auslastung, was in absoluten Zahlen aber 67.000 Zuschauern entspricht.