In der neuen Saison der deutschen Fußball-Bundesliga sind wieder Fans bei den Spielen erlaubt, ausgestanden sind die Pandemie und ihre finanzielle Folgen für die Clubs aber noch lange nicht. Volle Arenen wird es in Deutschland jedenfalls nicht geben. Abhängig von den lokalen Corona-Zahlen werden maximal 20.000 bis 25.000 Zuschauer erlaubt, je nach Stadiongröße auch weniger. Gäste-Fans sind erst ab der dritten Runde erlaubt.
Außerdem läuft eine Debatte, ob nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion dürfen, getestete Fans aber nicht. Der 1. FC Köln verfolgt nämlich ab Ende August genau dieses Konzept, das Gesundheitsminister Jens Spahn ins Spiel gebracht hatte. Bund und Länder werden am Dienstag grundsätzlich über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Einigkeit gibt es in der Koalition nicht.
Da das Infektionsrisiko an den Spielorten derzeit steigt, könnten Fans sogar bald wieder ganz das Nachsehen haben. Dass Matches jederzeit auch ausfallen könnten, hat zuletzt der DFB-Pokal gezeigt: Bayern München konnte am Wochenende nicht bei Fünftligist Bremer SV antreten, da bei den Hanseaten mehrere Corona-Infektionen aufgetreten waren. Für den Auftakt zwischen Gladbach und Bayern werden 20.000 Zuschauer erwartet. Die Arenen dürfen zu maximal 50 Prozent ausgelastet werden, das Bundesland Bayern fährt allerdings einen strengeren Kurs als andere und hat unabhängig davon diesen Maximalwert bestimmt.
Abseits vom Gezerre um Obergrenzen hat sich in den vergangenen Tage eine Grundsatzdebatte entwickelt: "Der Zutritt in die Stadien sollte auch für Getestete weiterhin möglich sein. Wir halten nichts davon, aus 3G schleichend ein 2G zu machen", deklarierte sich unlängst Jan Mayer, Geschäftsführer bei TSG Hoffenheim. "Das wäre eine Impfpflicht durch die Hintertür. Wir sollten uns hier nicht für politische Zwecke instrumentalisieren lassen."
Hintergrund: Köln setzt vorerst auf 2G - geimpft und genesen. Die negativ getesteten Personen sind nicht mehr inklusive. Ausnahmen sollen weiterhin für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren sowie für aus medizinischen Gründen von der Impfung ausgeschlossene Personen gelten. Grundlage ist die Corona-Schutzverordnung von Nordrhein-Westfalen, die auch für Pokalsieger Borussia Dortmund gilt, der bei einer Inzidenz von 35 auch nur noch Geimpften oder Genesenen den Zutritt gewähren wird.
Im zweiten Corona-Herbst könnte sich schon bald wieder die Frage stellen, wie viele Fans überhaupt in die Stadien dürfen. Die im ganzen Land steigenden Inzidenzzahlen machen sich auch in den Spielorten bemerkbar, vielerorts ist bei der Sieben-Tage-Inzidenz der kritische Wert von 35 (pro 100.000 in sieben Tagen) inzwischen wieder überschritten.
Bei Eintracht Frankfurt hatte es jüngst Streit gegeben, als das hessische Sozialministerium auf diese Entwicklung mit einer Reduzierung der Zuschauerzahl von 10.000 auf 5.000 reagieren wollte und dies mit dem insgesamt vorsichtigen Kurs begründete. Bei Stadt und Verein regte sich großer Widerstand, die Eintracht drohte sogar mit dem Gang vor Gericht. Das Ministerium relativierte seinen Vorstoß später und ermöglichte für das Testspiel doch noch 10.000 Zuschauer. Alleine dieser Vorgang zeigt aber, wie komplex die Zuschauerdebatte in der Bundesliga in den kommenden Monaten noch werden könnte.
Innerhalb Europas zählt Deutschland beim Thema Stadionzuschauer zu den vorsichtigeren Ländern, dazu gehören auch Italien und Spanien. In der Premier League gibt es zum Saisonstart am Wochenende hingegen keinerlei Kapazitätsbegrenzungen. In England sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz seit etwa zwei Wochen - trotz wegfallender Maskenpflicht und weiterer Freiheiten. Auch in Österreich sind alle Fans mit entsprechendem 3G-Nachweis in den Stadien erlaubt.