In zehn Tagen startet die Fußball-Euro 2020, für Österreich geht es dann am 13. Juni mit dem Spiel gegen Nordmazedonien los. Unklar ist noch, wer in dieser Partie im Tor spielen wird. Es ist ein Dreikampf zwischen Daniel Bachmann, Pavao Pervan und Alexander Schlager. Das sagt das Trio selbst über die momentane Situation:
Daniel Bachmann (26 Jahre, 0 Länderspiele, Watford)
"Wenn die Europameisterschaft wie geplant im Jahr 2020 ausgetragen worden wäre, hätte ich keine Chance gehabt", sagt Daniel Bachmann. In der Saison 2019/2020 spielte der Niederösterreicher beim damaligen Premier-League-Team Watford nämlich keine Rolle, kam nur zu zwei Einsätzen. In der abgelaufenen Saison sah das bereits ganz anders aus: Seit Anfang 2021 ist der 26-Jährige der Stammtormann beim Londoner Klub, hat mit Watford den direkten Wiederaufstieg in die Premier League geschafft. "Es hat mir also geholfen, dass die EM verschoben wurde. Jetzt bin ich aber dabei und will spielen, das ist ganz klar." Die Kader-Nominierung war "das i-Tüpfelchen, um eine unglaubliche Saison abzuschließen". 13 Gegentore in 23 Ligaspielen, 13 Mal zu Null. "Ich habe meine Visitenkarte abgegeben. Es ist schwer, über die eigenen Stärken zu reden, aber ich kann mich an keinen Fehler erinnern." Ja, das Selbstbewusstsein, das stimmt beim 1,91 Meter großen Schlussmann, der bereits seit 2011 auf der Insel ist.
Den Dreikampf mit seinen Konkurrenten im ÖFB-Team um die Nummer eins will er nicht überbewerten. "Kampf ist mir ein bisserl zu aggressiv. Wir haben alle beim Verein Leistungen gebracht, sind alle aus einem Grund da. Wir drei verstehen uns gut. Natürlich will jeder spielen, aber wir unterstützen uns auch gegenseitig. Nachdem wir mehrere Wochen in einem Hotel verbringen, wäre es auch nicht gut, wenn das Verhältnis zwischen uns schwierig wäre." Am Mittwoch trifft Österreich auf England. Bachmann hofft, sein Debüt für das ÖFB-Team geben zu dürfen. "Es wäre natürlich überragend, dort mein Debüt zu feiern. Meine Frau ist Engländerin, meine Kinder sind dort geboren. Es hat also einen speziellen Beigeschmack."
Pavao Pervan (33 Jahre, 7 Länderspiele, Wolfsburg)
Der Wolfsburg-Tormann ist der Routinier im Goalie-Trio des ÖFB. Der 33-Jährige ist aber auch jener Schlussmann, der mit Abstand am wenigsten Spielpraxis hat. Vier Einsätze waren es in der abgelaufenen Saison für Pavao Pervan beim deutschen Bundesligisten nur. "Klar würde ich lieber spielen. Fakt ist aber auch: Ich bin seit drei Jahren in Wolfsburg und habe 27 Partien absolviert, dazu sieben Spiele im Nationalteam. Ich bin also nicht drei Jahre nur auf der Bank gesessen." Die Hoffnung des Wieners: "Dass man bei mir nicht nur auf die Zahlen schaut. Man wird sich gut überlegt haben, warum man mich einberufen hat." Druck hat der ehemalige LASK-Tormann keinen: "Es ist eher eine Vorfreude bei mir. Die Welt würde nicht untergehen, würde ich nicht spielen. Obwohl ich natürlich unbedingt spielen möchte!"
Eine Tendenz, wer am 13. Juni im Tor stehen wird, gibt es laut Pervan keine: "Nein, da zeichnet sich nichts ab. Ich will jetzt einfach im Training zeigen, warum ich möglicherweise die beste Wahl bin. Ganz ehrlich: Wenn man mich fragt, macht man mit keinem von uns Drei einen Fehler." Wann und wie sich Teamchef Franco Foda für eine Nummer eins entscheidet, steht nicht fest. Eine nervenaufreibende Sache für einen Tormann? "Ich habe vielleicht den Vorteil, dass ich beim Klub auch nicht viel spiele. Ich habe gelernt, immer abrufbereit zu sein. Die Stimmung ist jedenfalls sehr gut. Wir lachen im Tormanntraining viel. Ich habe keine Angst, dass das in irgendeiner Form in eine falsche Richtung gehen könnt."
Alexander Schlager (25 Jahre, 6 Länderspiele, LASK)
Der Lehrgang im März war für LASK-Tormann Alexander Schlager ein bitterer. Mehrere Fehler schlichen sich beim Salzburger ein. "Wir wissen, dass der letzte Lehrgang nicht besonders erfolgreich war. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, es wäre alles positiv gelaufen. Das war nicht der Fall. Aber es gehört zum Leben eines Sportlers dazu. Wichtig ist, dass man weiter dranbleibt. Das habe ich getan, umso glücklicher bin ich, jetzt dabei sein zu dürfen."
Turniererfahrung hat Schlager bereits mit den österreichischen Nachwuchs-Nationalteams gesammelt. Die EM 2020 ist schon seine fünfte Endrunde - nach der U17-EM, U17-WM, U19-EM und U21-EM. "Aber das ist jetzt natürlich eine ganz andere Ebene. Es macht mich stolz, dass ich ein Teil davon bin." Auch er sieht keinen Kampf um das "Einserleiberl" im negativen Sinne. "Wir sind alle gute Typen und kommen gut miteinander aus. Wir sind im Training ja auch in gewisser Art und Weise voneinander abhängig, unterstützen uns. Jeder haut sich rein, die Entscheidung fällt dann der Teamchef. Wichtig ist, dass wir den, der dann spielt, unterstützen und gemeinsam erfolgreich sind."