Der spektakulärsten Trainer-Rochade im deutschen Fußball um Hansi Flick und Julian Nagelsmann steht noch eine Rekordablöse im Weg. Bis zu 30 Millionen Euro soll der FC Bayern an RB Leipzig bezahlen, um Lieblingslösung Nagelsmann als Flick-Nachfolger präsentieren zu können - eine Dimension wie es sie noch nie auf dem Trainermarkt gegeben hat. Nagelsmann, der sich mit den Bayern offenbar einig ist, soll um die Auflösung seines Vertrags gebeten haben.
Laut dpa-Informationen vom Montag nahmen die Münchner Kontakt zum härtesten Liga-Konkurrenten auf. Flick, dessen Abschied von Bayern vor dem Vollzug steht, wird im Sommer als Nachfolger von DFB-Teamchef Joachim Löw erwartet.
Am Montag tagten die Münchner Bosse wie regelmäßig üblich an der Säbener Straße. Dass das Gremium um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der Bitte ihres Erfolgstrainers Flick nach einer Auflösung des bis 2023 laufenden Vertrags in diesem Sommer nicht entspricht, ist nahezu ausgeschlossen. Rummenigge will aber im Fall der Zustimmung für "Hansis Wunsch" eine Lösung, mit der "alle Parteien" zufrieden sind. Der Verein erwartet daher Zugeständnisse des 56-jährigen Flick, der in zwei Wochen die deutsche Meisterschaft als siebenten Titel seiner Ära fixieren will. Bis dahin dürfte eine Einigung mit Flick erfolgt sein.
Einigen sich auch die Bayern und Leipzig, wird eine Trainer-Rekordablöse überwiesen. Bisher sind die 7,5 Millionen Euro für den Wechsel des Vorarlbergers Adi Hütter von Eintracht Frankfurt zu Borussia Mönchengladbach zur kommenden Saison der Höchstwert in Deutschland. International gilt der Wechsel von Andre Villas Boas (43) vom FC Porto zum FC Chelsea vor zehn Jahren als Bestmarke. Von 15 Millionen Euro war damals die Rede.
Ein harter Poker steht bevor, bei dem möglicherweise auch die Club-Oberen Uli Hoeneß und Dietrich Mateschitz Einfluss nehmen könnten. Der Bayern-Patron und der Getränke-Milliardär schätzen sich, bei einem kostspieligen Sporthallenprojekt in München machen die beiden schon gemeinsame Sache.
Ein Nagelsmann-Abgang wäre für den zuletzt härtesten Münchner Konkurrenten ein enormer Rückschlag auf dem angestrebten Weg zu Meisterehren, wenngleich mit Salzburg-Coach Jesse Marsch ein für den Club passgenauer Nachfolger bereit stünde. Auch Trainer wie der Oberösterreicher Oliver Glasner, der beim VfL Wolfsburg eine Ausstiegsklausel haben soll, oder Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt (PSV Eindhoven) haben die RB-DNA in ihrer Vita. Zum Leipziger Leidwesen steht der Abgang einer weiteren Führungskraft wenige Tage vor dem Pokal-Halbfinale am Freitag bei Werder Bremen schon fest: Verein und Sportdirektor Markus Krösche beenden "einvernehmlich" die bis Sommer 2022 geplante Zusammenarbeit.
Marsch, dessen Vertrag in Salzburg - ohne Ausstiegsklausel - bis Sommer 2022 datiert ist, wollte am Montag keinen Kommentar zur Causa abgeben. "Ich habe das gelesen, ich habe schon über dieses Thema geredet. Wir bleiben mit unserer Konzentration bei unserer Aufgabe. Das ist meine einzige Aussage", erklärte der US-Amerikaner bei einem Pressetermin. Zumindest einen Hauch aufschlussreicher waren seine Ausführungen am Donnerstag auf "Sky": "Wenn ich die Möglichkeit als Trainer in Leipzig haben kann, dann ist es eine super Idee für mich."