Der Name Zulj weckt in Graz bei vielen Fans des SK Sturm schöne Erinnerungen. Spektakel, Tore und ein Hauch von Ballzauberei – genau dafür stand Peter Zulj in seinen eineinhalb Jahren an der Mur. Sein Bruder Robert tut es ihm in Deutschland gerade gleich. Beim VFL Bochum hat der 29-Jährige mit seinen zwölf Toren und 14 Vorlagen maßgeblichen Anteil an der Tabellenführung und der bevorstehenden Rückkehr in die Bundesliga. Gewinnt der Ruhrpott-Klub heute (20.30 Uhr) gegen Darmstadt, ein Aufstiegsplatz wäre ihnen wohl nicht mehr zu nehmen. "Ich bin jetzt 16 Monate hier, und am Anfang war es noch ganz anders. Vor meinem Wechsel hatte ich ein halbes Jahr keine Spielpraxis, da brauchst du dann ein paar Monate, bis die Kraft für 90 Minuten wieder da ist. Ich habe erst wieder meinen Rhythmus finden müssen und nach der Coronapause war es schon sehr gut", erklärt Zulj.
Aus "Sehr gut" wurde "Hervorragend". Mittlerweile zählt der ÖFB-Legionär zu den besten Spielern der Liga, führt die zweithöchste Spielklasse Deutschlands als Topscorer an. Gerüchte um einen baldigen Wechsel will der Offensivspieler nicht kommentieren, bei einem anderen Thema zeigt er sich dafür gesprächiger. "Ich spiele gerade eine super Saison und habe mir erhofft, dass ich im letzten Lehrgang eine Chance bekomme, allen zu zeigen, dass ich immer noch ein guter Spieler bin. Leider hat das der Trainer nicht so gesehen", sagt Zulj zu seiner Nichtberücksichtigung im Nationalteam. Selbst im zwischenzeitlich erweiterten Kader von Teamchef Franco Foda spielte er keine Rolle – für ihn völlig unverständlich. "Ich war ganz klar enttäuscht, auch wenn man sich ansieht, wer auf meiner Position was geleistet hat. Meine Qualitäten waren im Kader nicht vorhanden."
Harte Zeiten in Hoffenheim
Nicht der erste Rückschlag für das ehemalige Nachwuchstalent. In Österreichs U21-Auswahl zeigte er unter Trainer Werner Gregoritsch groß auf. In 17 Spielen steuerte Zulj jeweils fünf Tore und Assists bei – bis heute blieb eine Einberufung ins A-Nationalteam jedoch aus. Auch auf Klubebene folgten auf erfolgreiche Jahre in Ried, Salzburg und Fürth harte Zeiten. Mit dem Wechsel zu Hoffenheim und Trainer Julian Nagelsmann 2017 begann die "schwierigste Zeit meiner Karriere", wie es der 29-Jährige selbst beschreibt.
Nach Startschwierigkeiten in der ersten Saison wurde Zulj zur Spielzeit 2018/19 zu Union Berlin verliehen, stieg mit den "Eisernen" als Leistungsträger auf und kam im Sommer 2019 voller Hoffnung zurück zur TSG. "Ich hatte noch ein Jahr Vertrag, und eine Woche vor Transferende kamen die Verantwortlichen auf mich zu und sagten, dass ich nicht viel spielen werde. Das war hart, vor allem, weil das Team nicht gerade Bäume ausgerissen hatte." Nach nur einem Einsatz für die Regionalligamannschaft der Hoffenheimer ging es für den Österreicher in der Winterpause "einen Schritt zurück", zum damals strauchelnden VFL Bochum in die Zweite Deutsche Bundesliga. Der Rest ist Erfolgsgeschichte.
Zulj und Zulj beim SK Sturm?
An dieser schreibt Zulj derzeit auch im privaten Bereich. Im Dezember des Vorjahres heiratete er seine langjährige Freundin im kleinen Kreis. Die kirchliche Trauung steht noch bevor und trotzdem waren die Zukunftspläne des Gatten bereits ein Gesprächsthema. "Ich habe schon mit meiner Frau darüber gesprochen, dass es schon cool wäre, wieder einmal in Österreich zu leben und dort meine Karriere vielleicht zu beenden." Der größte Wunsch von Freunden und Familie wäre dabei eine Wiedervereinigung mit Bruder Peter, der schon öfter mit einer Rückkehr nach Graz liebäugelte, wie der große Bruder verrät. "Ich glaube auch, dass er irgendwann zurückkommen wird. Und wie gesagt, ich würde in meiner Karriere gerne wieder einmal mit ihm zusammenspielen, egal wo."