Baumlange Statur, technisch begabt und ein Torriecher, der jeden Keeper erzittern lässt: Viele würden bei diesen Attributen an Zlatan Ibrahimovic denken. Der Schwede ist in seiner Karriere viel herumgekommen, nach Deutschland zog es „Ibrakadabra“ nie. Mittlerweile mischt jedoch ein junger Österreicher mit ähnlichen Charakteristika die Deutsche Bundesliga auf: „Ich sehe schon ein, zwei Parallelen zwischen mir und Ibrahimovic“, sagt Sasa Kalajdzic.
Der Weg des aufstrebenden Stürmers war ähnlich wie jener von Ibrahimovic kein einfacher. Nachdem die Eltern von Ibrahimovic wie jene von Kalajdzic ihre ursprüngliche Heimat Bosnien verlassen hatten, zogen beide Familien Söhne auf, die der Traum vom Fußballprofi einte. Kalajdzic verzichtete wie der Schwede auf eine Ausbildung in einer Akademie, stattdessen drückte der 2,02-Meter-Hüne die HTL-Schulbank. Neben dem „ungewöhnlichen Weg für einen Fußballprofi“ hat Kalajdzic, wie er sagt, „viele Menschen kennengelernt, die mit Fußball überhaupt nichts am Hut“ hatten – ein Umfeld, das ihm „zusätzlichen Antrieb“ gab.
Letztlich war es dieser Antrieb, der den jungen Angreifer von der Admira aus in die Deutsche Bundesliga brachte. Mit dem VfB Stuttgart läuft es mittlerweile für den Wiener nach Maß. Elf Tore in 22 Bundesligaspielen stehen auf der Visitenkarte des 23-jährigen Spätstarters – eine Statistik, mit der Kalajdzic vor einem Jahr selbst nicht gerechnet hatte. Nach einem Kreuzbandriss in einem Vorbereitungsspiel verpasste der zweimalige ÖFB-Teamspieler die Aufstiegssaison der Schwaben. „Die Verletzungsphase war keine einfache Zeit. In den ersten Wochen war ich mehr in der Reha als am Trainingsplatz bei der Mannschaft“, blickt Kalajdzic zurück.
Doch wie sein Idol Zlatan Ibrahimovic ließ sich auch der Österreicher nicht unterkriegen. Um die Erfolgsgeschichte rund um das gelungene Comeback zu vollenden, könnte ausgerechnet die Corona-Pandemie Kalajdzic behilflich sein: „Sportlich gesehen habe ich mit Sicherheit profitiert. Ich habe mich wieder zurückkämpfen können und habe die Gelegenheit bekommen, mich erstmals im Nationalteam zu beweisen.“
Wie er seinen Sommer verbringen wird, traut sich Kalajdzic noch nicht vorherzusagen, stattdessen schwelgt er in Erinnerungen und befürchtet eine EM-Endrunde ohne Zuseher. „Für mich ist eine EM ein Fest und da gehören die Fans einfach dazu. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor ein paar Jahren selbst noch zum Public Viewing mit meinen Freunden gepilgert bin und auf dem Weg überall Menschen mit Trikots und rot-weiß-roter Farbe im Gesicht getroffen habe.“
Mittlerweile ist Kalajdzic aber nicht mehr Fan, sondern Teamspieler und es sei zu hoffen, dass der Österreicher dem Vorbild von Ibrahimovic ein weiteres Mal nacheifert. Der Schwede traf einst 2004 just in seinen ersten beiden EM-Auftritten. Nordmazedonien und die Niederlande sollten also gewarnt sein.