Die deutsche Bundeskanzlerin hat dem Profifußball ihres Landes am Mittwoch die erlösende Nachricht überbracht. 1. und 2. Bundesliga würden ihren Spielbetrieb mit Geisterspielen "ab der zweiten Maihälfte" weiterführen dürfen, erklärte Angela Merkel nach einem Politik-Gipfel mit den Ministerpräsidenten. Eine Entscheidung, die in der Milliarden-Branche mit großer Erleichterung aufgenommen wurde.
Der Ball wird nun schon am Wochenende vom 15. bis 17. Mai wieder rollen - neun Wochen nach der Aussetzung der Saison wegen der Corona-Krise. Für Liga-Boss Christian Seifert war es "eine gute Nachricht". Zwar seien Geisterspiele "für niemanden eine ideale Lösung. Es ist in einer für einige Clubs existenzbedrohenden Krise allerdings die einzige Möglichkeit, den Fortbestand der Ligen in ihrer jetzigen Form zu bewahren", erklärte Seifert.
Die Politik begründete den Entschluss mit der Tatsache, dass die Sonderstellung von Berufssportlerinnen und Berufssportlern - auch rechtlich - eine gesonderte Beurteilung erfordere. Auch rückte sie von der zunächst geplanten Forderung einer zweiwöchigen Quarantäne für die Vereine bei einem positiven Test ab. "Dass dort regelmäßig getestet wird, ist natürlich eine andere Situation, als wenn jemand nur einmal am Anfang und am Ende einer Quarantäne getestet wird. Das ist der Hintergrund", begründete Merkel das Zugeständnis.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) bestimmt am Donnerstag auf der Mitgliederversammlung mit den 36 Vereinen, dass ab 15. Mai wieder gespielt wird. Ebenso Thema sein wird der genaue Spielplan für die ausstehenden 163 Spiele ohne Publikum in beiden Ligen sein. Sollte die Bundesligasaison chronologisch mit dem 26. Spieltag fortgesetzt werden, stünde zu Beginn unter anderem das Revierderby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 auf dem Programm.
Dem Bundesliga-Neustart vorweggehen muss eine Quarantänemaßnahme bei allen Vereinen, gegebenenfalls in Form eines Trainingslagers. Diese im DFL-Konzept festgeschriebene Maßnahme machte die Politik ebenso zur Bedingung wie die strikte Einhaltung der vorgeschriebenen Hygieneregeln. Im Falle eventuell notwendiger Testungen für den Spielbetrieb sei sicherzustellen, dass aus dem Gesundheitswesen angemeldete Testbedarfe jederzeit mit Priorität behandelt werden.
Für die Liga ist die Fortsetzung der Saison von enormer wirtschaftlicher Bedeutung, weil viele Vereine durch fehlende Einnahmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten oder schon sind. Mit der Aufnahme des Spielbetriebes sind nun zumindest die millionenschweren TV-Gelder gesichert.
Unklar ist noch, wie die Liga mit den Liveübertragungen der Freitagsspiele umgeht, nachdem mit dem Rechteinhaber Eurosport keine Einigung über die Zahlung der letzten Saison-Tranche aus dem TV-Vertrag erzielt wurde und der Spartensender wohl seinen Vertrag kündigen will.