Nicht einmal 60 Sekunden hat es gedauert, da wurden beim Pokalviertelfinale zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Bayern München die ersten Plakate hochgehalten. Nach dem Fan-Eklat beim Ligasieg der Bayern gegen Hoffenheim kritisierten die Schalke-Fans in der Nordkurve den Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit einem Spruchband: "Dementer Fußball Bund: Zusage gegen Kollektivstrafen vergessen - versucht ihr nun uns Fans mit Spielabbrüchen zu erpressen!", war ebenso zu lesen wie auch: "Wenn wir jetzt ein Hurensohn Plakat zeigen, hört ihr dann auch auf zu spielen und wir schaffen es ins Elfmeterschießen?!". Zudem skandierten die Anhänger "Scheiß DFB!".

Später kam in der Nordkurve noch ein weiteres Banner zum Vorschein. Auf diesem wurde die Schalker Vereinsführung kritisiert: "Die Medien schreien und Schalke spricht - nachgedacht wird wieder nicht! Sauber, Vorstand!"

Spruchband der Schalke-Anhänger
Spruchband der Schalke-Anhänger © APA/AFP/SASCHA SCHUERMANN

Die Schalker Fans reagierten damit auf Vorfälle vom Wochenende, als Schmähplakate gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp in mehreren Stadien zu Spielunterbrechungen geführt hatten. Schalke hatte daraufhin angekündigt, dass bei solchen Vorkommnissen die Mannschaft sofort den Platz verlassen werde - "ungeachtet der Spieldauer, des Resultats oder etwaiger Konsequenzen". Schiedsrichter Tobias Stiele sah angesichts der Transparente keinen Grund für eine Unterbrechung nach dem Dreistufenplan der FIFA und der UEFA.

Die Bayern sind im Halbfinale

Schlussendlich kam es in diesem Pokal-Halbfinale zu keiner einzigen Unterbrechung und das Spiel endete ohne Eklat mit einem 1:0-Sieg für die Bayern dank eines Treffers von Joshua Kimmich (40.). Der FCB ist damit zum elften Mal in Folge in der Runde der letzten Vier.

Während Schalke nun schon seit 387 Minuten ohne Torerfolg in Pflichtspielen ist, setzten die Bayern ihren Zu-Null-Siegeszug in Auswärtsmatches nach dem 3:0 im Champions-League-Achtelfinalhinspiel in London gegen Chelsea sowie dem 6:0 in der Liga bei Hoffenheim fort und hielten damit Kurs auf das neuerliche Double. David Alaba spielte bei den Gästen erneut als Abwehrchef durch, bei Schalke waren die ÖFB-Legionäre Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf über die volle Distanz im Einsatz. Im Finish wurde dann auch noch der steirische Teamstürmer Michael Gregoritsch (87.) eingewechselt.

Schöpf hatte in der fünften Minute die erste gute Chance im Spiel, sein Schlenzer zischte aber um Zentimeter am langen Eck vorbei. Burgstaller scheiterte dann mit einem sehenswerten Volley in Seitenlage an der Latte (12.) und jubelte schließlich schon über die Führung. Doch nach Videobeweis wurde der Treffer des Schalke-Kapitäns zurecht wegen Abseitsstellung aberkannt (20.).

Danach kamen die Bayern besser ins Spiel und nach einem Eckball von Philippe Coutinho zum Tor. Diesen köpfelte Burgstaller an die Strafraumgrenze, wo Kimmich lauerte und perfekt abschloss (40.). Nach dem Wechsel dominierten die Bayern weiter, wodurch Schalke teilweise zu Kontern kam, diese aber nicht konsequent zu Ende spielte.

Die Cup-Sensation

Im ersten Dienstag-Spiel zog der 1. FC Saarbrücken als erster Viertligaklub in der Geschichte des DFB-Pokals ins Halbfinale ein. Der krasse Außenseiter bezwang Fortuna Düsseldorf mit 7:6 im Elfmeterschießen. Held des Tages aus Saarbrückener Sicht: Torhüter Daniel Batz. In der 83. Minute parierte er einen Strafstoß von Rouwen Hennings und rettete sein Team in die Verlängerung (1:1). Und im Elfmeterschießen hielt er dann vier Elfer. Er ist damit der erste Torhüter seit detaillierter Datenerfassung im Pokal, dem dies gelang.

Aber auch bei diesem Spiel gab es Spruchbänder, die Fans verhöhnten den FC Bayern und Dietmar Hopp. Auf einem Banner stand: "Zig Tote in Katar, der FCB ist trotzdem da! Ein Mäzen heult los, die Bayern mutiern zum Trainerkloß!"

"Eine rote Linie ist überschritten"

DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat kurz nach seiner Wahl ins UEFA-Exekutivkomitee am Dienstag in Amsterdam die Fanproteste scharf kritisiert und sogenannte Kollektivstrafen verteidigt. "Da ist eine rote Linie überschritten", sagte er. "Wenn alle anderen Mittel nicht ausreichen, wir nicht zu anderen Lösungen kommen, dann muss man in letzter Konsequenz auch einmal bereit sein, deutlich zu machen, unter solchen Rahmenbedingungen können wir nicht Fußball spielen, und dann muss solch ein Block auch einmal gänzlich geräumt werden", ergänzte Koch. Damit rechtfertigte er das Schließen bestimmter Zuschauerbereiche wie den Ausschluss von Dortmunder Fans für zwei Jahre bei Auswärtsspielen bei 1899 Hoffenheim.

Er sehe die Anliegen der Fans, betonte Koch, aber die jüngsten Aktionen in diversen Stadien mit Dietmar Hopps oder zuletzt am Montag auch Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz' Konterfei im Fadenkreuz seien nicht zu tolerieren. "Die Täter, die ganz wenigen, die verstecken sich in den Blöcken, sie vermummen sich. Sie sind dadurch nicht identifizierbar. Sie verstecken sich in der Masse vieler unschuldiger, nicht beteiligter Zuschauer drumherum", sagte Koch. Man müsse mit denFans im Dialog bleiben, aber die "menschenverachtenden Banner" müssten verschwinden. Den Vorwurf, rassistische Beleidigungen nicht mit der gleichen Konsequenz zu verfolgen, wies Koch zurück.

Ermittlungsverfahren eingeleitet

Wegen der im Zweitligaspiel von Hannover 96 gegen Holstein Kiel gezeigten Banner hat die Polizei Ermittlungsverfahren eingeleitet. Derzeit laufen zwei Verfahren wegen Beleidigung gegen Unbekannt, wie ein Sprecher der Hannoveraner Polizei bestätigte. Die Beamten seien dabei, Videoaufzeichnungen auszuwerten. Dem Täter oder den Tätern droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.